Gelsenkirchen. Der Schalke-Vorstand bereitet eine Diskussion über die Ausgliederung der Profiabteilung vor. Welchen Einfluss die Corona-Krise haben könnte.

Selbst in einem Facebook-Fanchat kam Peter Peters an einer Frage nicht vorbei. Wie es denn mit einer Ausgliederung der Lizenzspieler-Abteilung aussehe, wurde der Finanzvorstand des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 gefragt. Ausgliederung – ein Wort, das für die Mitglieder des eingetragenen Vereins lange auf dem Index stand.

Ausgliederung – das ist aber auch ein Wort, über das in der Corona-Krise debattiert wird. „Schalke“, antwortete Peters, „ist ein lebendiger Verein, der die Größe und Stärke hat, das zu diskutieren.“ Doch worum geht es und welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Diskussion? Hier sind die wichtigsten Antworten.

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Was ist der Unterschied zwischen einem eingetragenen Verein (e. V.) und einer ausgegliederten Lizenzspieler-Abteilung?

Ein e. V. verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke, er ist komplett in der Hand der Mitglieder. Bei einer Ausgliederung der Lizenzspieler-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft wird der Profi- vom Amateursport getrennt, die Mitglieder verlieren erheblich an Einfluss. Der e. V. muss zwar die Mehrheit an der Kapitalgesellschaft kontrollieren, wie es in der 50+1-Regel steht, aber es könnten Anteile an Investoren verkauft werden. Die FC Bayern München AG gehört zum Beispiel zu 75 Prozent dem e. V. – je 8,33 Prozent halten Adidas, Allianz und Audi.

Was denkt der Vorstand?

Der Schalke-Vorstand: (von links) Alexander Jobst, Peter Peters und Jochen Schneider.
Der Schalke-Vorstand: (von links) Alexander Jobst, Peter Peters und Jochen Schneider. © Firo

Peters und seine Vorstandskollegen Alexander Jobst (Marketing) und Jochen Schneider (Sport) sehen mit Sorge, dass die Konkurrenz in der Liga größer wird: Der FC Bayern und Borussia Dortmund sind finanziell enteilt. Klubs wie RB Leipzig, Bayer Leverkusen, die TSG Hoffenheim und der VfL Wolfsburg haben großzügige Investoren. Eine Dauerkarte für europäische Wettbewerbe hat Schalke nicht mehr. Jobst sagte dieser Zeitung dazu: „Bleiben die Erlöse aus, dann wird es in einer e.V.-Struktur schwieriger. Wenn wir nicht mehr aus eigenen Mitteln in der Lage sind, an einem Tag X Schalke erfolgreich weiterzuentwickeln, dann sollte es unter den Mitgliedern erlaubt sein, darüber zu diskutieren, wofür Schalke stehen will -- nur noch für Gemeinschaft und Loyalität oder auch für Erfolg in der Bundesliga?“ Peters sagt, er habe seine Gedanken zu diesem Thema nicht vollständig abgeschlossen.

Warum ist die Ausgliederung auf Schalke so umstritten?

Die organisierte Fanszene um die Ultras Gelsenkirchen (UGE) trommelt vehement gegen eine Ausgliederung. „Eine einmalige Geldeinnahme klingt verlockend, aber die Nachteile überwiegen. Es gibt keine Garantie, dass die getätigten Investitionen wirklich zum Erfolg führen. Und für dieses Risiko opfert man das Mitspracherecht als Mitglied, dem Grundpfeiler unseres Vereins“, schrieben die Ultras im November 2019 in ihrer Klubzeitung. Als Negativbeispiel nennen die Ultras die Abhängigkeit des Hamburger SV von Klaus-Michael Kühne.

Beschleunigt die Corona-Krise die Diskussion?

Möglich, obwohl Jobst dies verneint. Die Lage ist „potenziell existenzbedrohend“, wie der Klub betonte. Und bevor Schalke Insolvenz anmelden müsste, würde der Vorstand sicher über eine Ausgliederung sprechen wollen.

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Wie können die Mitglieder eine Ausgliederung beschließen?

Das ist in der Vereinssatzung in Paragraph elf festgelegt. Eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung muss eine außerordentlich einberufene Mitgliederversammlung mit Dreiviertel-Mehrheit der abgegebenen Stimmen beschließen.

Wie lief der Prozess der Ausgliederung in anderen Vereinen?

Im Ruhrgebiet diskutierte zuletzt 2017 der VfL Bochum dieses Thema – auch hier protestierte die organisierte Fanszene und beteiligte sich an zahlreichen Gesprächsrunden. Bei einer Mitgliederversammlung stimmten schließlich 80,1 Prozent für eine Ausgliederung.