Essen. Die 36 Profiklubs beraten über die mögliche Fortsetzung des Spielbetriebs. Jede noch so abstruse Idee ist eine Diskussion wert. Ein Kommentar.

Christian Seifert ist noch nie aufgefallen, in seiner Funktion als Vorstandsboss der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Interessen des deutschen Spitzenfußballs bestenfalls zu verwalten. Die Coronakrise zwingt den umtriebigen Seifert und die Verantwortlichen der 36 Profiklubs akut sogar mehr denn je, besonnen, zugleich aber auch kreativ über Wege zu einer Art Rettungsschirm für die Vereine erster und zweiter Klasse zu befinden.

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Denn ihr oberster Arbeitsauftrag lautet: Irgendwie muss die Bundesliga-Saison beendet werden, damit Fernsehgelder fließen und so mancher Verein am Rande der Existenz nicht über die Klippe geschubst wird.

England denkt an ein Ende der Premier League in Turnierform

Ausdrücklicher als je zuvor gilt ebenfalls: Alle Gedankenspiele sind erlaubt, mögen sie Fußball-Traditionalisten noch so abwegig vorkommen, mögen selbst gemäßigte Fans sie als Schnapsidee abtun.

Natürlich erscheint es zunächst absurd, eine Meisterschaft über zwei Saisons gestreckt austragen zu wollen. Oder den Spielbetrieb im Turniermodus aufleben zu lassen. Doch die Not macht bekanntlich erfinderisch. Und somit werden plötzlich auch in Deutschland einkasernierte Mannschaften, die allabendlich zu Spielen zusammenkommen, zu einem Szenario, über das es sich nachzudenken lohnt. Auch wenn es auf Plätzen mit der Anmutung einer Bezirkssportanlage weiter keine Zuschauer geben wird – sehr wohl aber Kamera-Teams am Spielfeldrand. Eine Bundesliga vorrangig für den Fernsehzuschauer und nicht für den Fan im Stadion? Was bleibt in diesen Tagen anderes übrig…

Klubs der Bundesliga sind angewiesen auf das Geld der TV-Rechteinhaber

Um ihre eigenen vertraglichen Vereinbarungen einzuhalten, kommt bei den Klubs daher nun alles auf den Prüfstand, damit die TV-Rechteinhaber letztlich die zugesagten Summen überweisen. In der Absicht, so viel Geld wie möglich zu generieren, hat sich der Spitzenfußball im Allgemeinen bislang vor nur noch wenigen abs­trusen Ideen gedrückt. Corona wird die Bereitschaft zu Kompromissen diesmal gar noch beschleunigen.