Gelsenkirchen. Die Fußballwelt ruht. Grund genug, die bisherige Saison von Schalke 04 unter die Lupe nehmen. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer?
Aufgrund der Corona-Pandemie steht die Sportwelt still. Auch auf dem Vereinsgelände von Schalke 04 in Gelsenkirchen-Buer ruht deshalb aktuell der Ball. Doch wie hat sich das Team von Trainer David Wagner vor der Zwangspause präsentiert? Wir ziehen ein Zwischenfazit.
Schalke 04: Der bisherige Saisonverlauf
Was der neue Trainer auf Schalke machte, fruchtete. Zumindest zu Saisonbeginn schienen die Königsblauen von Wagners Ideen zu profitieren. Schnell siedelte sich das Team in der Top-Gruppe der Bundesliga an, hielt sogar stets den Kontakt zur Tabellenspitze. Das war deshalb erstaunlich, weil das Team unter Ex-Trainer Domenico Tedesco in der Vorsaison in Abstiegsgefahr geraten war. Eine neue Chaos-Saison war also nicht in Sicht - dabei hatte Schalke den Kader nur marginal verändert. Plötzlich war Königsblau wieder ein ernstzunehmender Gegner. Auch für die großen Teams. 3:1 in Leipzig, ein Remis gegen Dortmund, ein 2:0 zum Rückrunden-Auftakt gegen die Spitzenmannschaft aus Mönchengladbach. Doch dann flachte die Schalker Leistungskurve ab.
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Vor der Ligapause blieb S04 in sieben Pflichtspielen in Serie ohne Sieg. Dabei erzielte Königsblau nur zwei magere Tore und musste herbe Niederlagen gegen den FC Bayern (0:5), RB Leipzig (0:5) und den 1. FC Köln hinnehmen.
Schalke 04: Das Highlight
Der 2:0-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach. Der Auftakt in die Rückrunde ist stets ein spezielles Spiel. Kaum jemand kann absehen, wie gut oder schlecht die Vorbereitung auf die letzten 17 Spiele der Saison gelaufen ist. Der Gegner hat sich womöglich verstärkt, hat in der Winterpause seine Ausrichtung verändert, sein Gerüst erneuert - den Schalkern schien all das egal. Borussia Mönchengladbach, zu diesem Zeitpunkt Tabellenzweiter, war am 18. Spieltag in der Arena zu Gast und wurde gleich mit einer 0:2-Niederlage im Gepäck wieder zurück an den Niederrhein geschickt.
Schalke 04: Der Tiefpunkt
Die 0:3-Niederlage in Köln. Nach einem ganz schwachen Heimspiel gegen RB Leipzig, welches die Wagner-Elf mit 0:5 verloren hatte, reiste Schalke am 29. Februar nach Köln – und der absolute Tiefpunkt folgte. Ohne sich gegen den einstigen Abstiegskandidaten zählbare Gelegenheiten herauszuspielen, verlor S04 mit 0:3 in der Domstadt – aus sportlicher Sicht ein Desaster.
Schalke 04: Der Schlüsselspieler
Suat Serdar. In seiner zweiten Spielzeit auf Schalke hat sich Serdar endgültig zu einer echten Säule im Team von Trainer Wagner entwickelt – und das nicht nur, weil er mit sieben Toren in 18 Ligaeinsätzen der beste Torjäger in Königsblau ist. Vor dem defensiveren Abräumer Omar Mascarell war der 22-Jährige in der laufenden Spielzeit das zentrale Bindeglied zwischen Angriff und Abwehr.
Wie wichtig der Mittelfeldmann, der im Oktober 2019 sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft feiern durfte, ist, fiel erst auf als er verletzt ausfiel. Insgesamt sieben Partien verpasste Serdar in der laufenden Saison, keine davon konnte Schalke gewinnen (vier Remis, drei Niederlagen).
Schalke 04: Der Verlierer der bisherigen Saison
Alexander Nübel. Nach starker U21-Europameisterschaft kam der Keeper voller Selbstvertrauen zurück nach Gelsenkirchen und wurde von Trainer Wagner als Nummer Eins für die Saison bestätigt. Etwas überraschend wurde Nübel sogar zum Kapitän ernannt. In der Hinrunde überzeugte der 23-Jährige meist noch mit guten Leistungen, doch wirklich ruhig wurde es um den 1,93-Meter-Schlaks nie. Grund dafür war seine Vertragssituation.
Denn lange wurde spekuliert, ob der Torwart seinen im Juni 2020 auslaufenden Vertrag verlängert oder den Klub ablösefrei verlässt. Erst im Januar herrschte schließlich Gewissheit und Nübels ablösefreier Wechsel zum FC Bayern München wurde verkündet. Wagner entzog dem Keeper in der Folge die Kapitänsbinde. Sogar eine vorzeitige Ablösung durch seinen Ersatzmann Markus Schubert stand schon damals zur Debatte. Nübel aber stand weiter zwischen den Pfosten und patzte mehrfach folgenschwer – etwa gegen RB Leipzig und auch den 1. FC Köln. Auch die Fans standen in der Folge nicht mehr hinter dem Keeper und forderten mit „Nübel raus“-Rufen vehement die Ablösung des Torwarts.
Anfang März wurde Nübel tatsächlich zur Nummer Zwei degradiert. Im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern (0:1) saß er erstmals wieder auf der S04-Bank. Der 21-jährige Markus Schubert soll auch den Rest der Saison zwischen den Pfosten bleiben und sich im Sommer mit Rückkehrer Ralf Fährmann (derzeit nach Bergen ausgeliehen) um die Position im Schalker Tor duellieren.
Schalke 04: Der Königstransfer
Ozan Kabak. Sein Start auf Schalke war ein schwieriger: Vom Absteiger VfB Stuttgart gekommen, musste sich der 19-jährige Kabak zunächst einmal gedulden. Denn eine Fußverletzung setzte ihn außer Gefecht. Am zehnten Spieltag feierte er sein Startelf-Debüt für die Königsblauen und wuchs allmählich in die Rolle des Abwehrchefs hinein. Umso schlimmer, dass sich Kabak Anfang März erneut verletzte. Neun bis zwölf Wochen, so die Einschätzung der Ärzte, soll der Defensivspezialist pausieren. Vielleicht darf er ja gleichzeitig mit der Bundesliga wieder anfangen?