Essen. Ex-Nationalspieler Max Meyer soll bei Crystal Palace auf dem Abstellgleis stehen. Das sorgt bei Schalke-Fans für Schadenfreude. Ein Kommentar.
Als am Donnerstag die Meldung die Runde machte, dass Max Meyer (24) englischen Medienberichten zufolge bei seinem Verein Crystal Palace zum Verkauf stehen soll, reagierten auch viele Fans seines Ex-Klubs FC Schalke 04. Erwartungsgemäß nahmen sie das mögliche Scheitern ihres einstigen Hoffnungsträgers mit großer Schadenfreude zur Kenntnis. Ein "Weltklassespieler" sei demnächst wieder auf dem Markt, schrieb ein Leser dieser Zeitung. Das Prädikat Weltklasse hatte ihm sein Berater Roger Wittmann vor rund zwei Jahren im Zuge einer unrühmlichen Seifenoper auf Schalke verliehen. Meyer verließ Schalke im Unfrieden, wurde am Ende sogar suspendiert, da er öffentlich von "Mobbing" sprach. Das Angebot seines Heimatvereins hatten sein Berater und er abgelehnt, da sie sich für ambitioniertere Aufgaben gerüstet sahen. Nach langen Wochen der Suche fand Wittmann für Meyer eine neue Herausforderung in London. Allerdings nicht bei Arsenal, Chelsea oder Tottenham, sondern bei Crystal Palace, einem mittelmäßigen Premier-League-Klub.
Wittmann hat Meyer mehr als fragwürdig beraten und der Karriere seines Schützlings damit geschadet. Die völlig überzogene Bezeichnung "Weltklasse" greifen seine Kritiker regelmäßig auf, wenn es sportlich für ihn nicht läuft. Dieses Prädikat haben im deutschen Fußball aktuell nur Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen und Toni Kroos verdient. Leroy Sané und Niklas Süle waren vor ihren Verletzungen auf dem Weg dorthin. Max Meyer konnte sich hingegen bei einem durchschnittlichen Verein in England nicht durchsetzen. Dass die Schalker nun Schadenfreude verspüren, ist nachvollziehbar.
Ein Sommertransfer könnte Max Meyer wieder in die Spur helfen
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Meyer sollten die Fehler seines Beraters aus der Vergangenheit aber nicht weiter angelastet werden. Er hat eine neue und faire Chance verdient. Und es dürfte genug Vereine geben, die ihm diese ermöglichen werden. Meyer ist erst 24 Jahre alt. Dass er großes Potential besitzt, hat er in Ansätzen bewiesen. In seiner letzten Schalke-Saison wurde er als einer der Eckpfeiler im Tedesco-Team Vizemeister. Bei den Olympischen Spielen 2016 deutete er als damals 20-jähriger Kapitän der deutschen Auswahl an, dass er durchaus die Veranlagung für eine große Karriere besaß. Seine damaligen Teamkollegen Niklas Süle, Serge Gnabry, Julian Brandt, Matthias Ginter oder Lukas Klostermann zählen aktuell zum festen Stamm der Nationalmannschaft. Dass ausgerechnet der im Finale gegen Brasilien so glänzend auftretende Meyer vier Jahre später meilenweit vom Nationalteam entfernt ist, war damals wohl nicht vorauszusehen.
Natürlich ist es nicht allein die Schuld seines Beraters, dass Meyers Karriere ins Stocken geraten ist. In der Premier League hätte sich der talentierte Mittelfeldspieler für höhere Aufgaben empfehlen können. Stattdessen saß er beim aktuellen Tabellenelften der englischen Eliteliga häufig auf der Bank oder sogar auf der Tribüne. Möglicherweise hatten sich auch die "Eagles" deutlich mehr von einem Mann versprochen, der als "Weltklassespieler" angepriesen wurde und mit hohen Gehaltsvorstellungen an den Verhandlungstisch trat.
Für Meyer wäre ein Wechsel im Sommer die passende Möglichkeit für einen Neuanfang. Immerhin: Die Erwartungshaltung dürfte nach seiner unbefriedigenden Zeit bei Crystal Palace nicht mehr hoch sein. Wenn er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und bereit ist, für seine Karriere zu kämpfen, kann Meyer wieder in die Spur finden. Ob die Schalke-Fans ihm und seinem Berater jemals verzeihen, darf bezweifelt werden. Nur er selbst kann seine Kritiker künftig verstummen lassen. Jedoch nicht mehr mit Worten.