Essen. Der deutsche Profifußball ist durch die Aussetzung des Spielbetriebs ins Mark getroffen. Vor allem die kleineren Vereine haben Existenzängste.
Hans-Joachim Watzke redete nicht lange um den heißen Brei herum. Der Boss von Borussia Dortmund sieht den „deutschen Profi-Fußball in der größten Krise seiner Geschichte“. Die Absetzung des 26. Spieltags der Bundesliga und der 2. Liga nach zähem Ringen am Freitag bedeutete eine Zäsur. Darüber hinaus gibt es die glasklare Empfehlung von der Deutschen Fußball Liga (DFL) an die am Montag (ab 11.30 Uhr) tagende Mitgliederversammlung der Profiklubs, „die Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 2. April – also inklusive der Länderspielpause – fortzusetzen“.
Die DFL hatte sich sehr schwer getan, wollte zunächst Geisterspiele durchführen lassen, doch am Ende wurde der Druck auch aufgrund der positiven Coronafälle in der 1. und 2. Liga zu groß - die vorläufige Aussetzung des Spielbetriebs war unvermeidlich.
Corona kann Klubs ins ihrer Existenz bedrohen
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Die Coronakrise könnte auch für einige der 36 Profiklubs aus 1. und 2. Liga existenzbedrohend sein, denn werden die restlichen neun Spieltage beider Ligen nicht mehr ausgetragen, droht nach SID-Informationen ein wirtschaftlicher Schaden von annähernd 770 Millionen Euro aus fehlenden Einnahmen aus den TV-Rechten, dem Sponsoring und dem Kartenverkauf. Und die laufenden Kosten der Klubs bleiben bestehen - eine überaus prekäre Situation.
Das sieht auch Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge so. Wenn die ausstehende Zahlung der TV-Rechteinhaber ausbleibe, bekämen viele kleinere und mittlere Klubs Liquiditätsprobleme, sinnierte er: „Es steht ein größerer dreistelliger Millionenbetrag für die 1. und 2. Liga im Feuer.“
Für die BVB besteht existenziell keine Gefahr
Watzke gab seiner Hoffnung Ausdruck, „dass die Bundesliga-Klubs in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen“. Eine existenzielle Gefährdung des BVB sei „nach allem, was wir heute einschätzen können, auszuschließen“, so der Dortmunder Geschäftsführer.
Die Mitgliederversammlung der 36 Profiklubs im Sheraton Airport Hotel in Frankfurt/Main verspricht viel Zündstoff. Die Idee eines Solidarfonds erscheint unrealistisch. Die DFL prüft derzeit, ob im Lizenzierungsverfahren ein Entgegenkommen signalisiert werden kann. Aber auch die DFL unterliegt großen Zwängen, die Vorgaben des Insolvenzrechts sind eindeutig!
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Zuletzt war noch von der DFL die Option genannt worden, „auf Basis der Statuten Auszahlungszeitpunkte von zentral generierten Einnahmen anzupassen, um Klubs im Fall von möglichen Liquiditätsengpässen zu entlasten“. Doch das war vor der Spieltagsabsage vom Freitag - die dynamische Entwicklung der Coronakrise hat für eine völlig neue Bewertungsgrundlage gesorgt.
Wie können die DFL und der DFB helfen?
Parallel zur DFL prüft der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein Hilfsprogramm zur Aufrechterhaltung der Liquidität für den Fall, dass der Spielbetrieb weiter ruhen muss und Verbände oder Klubs hierdurch in Liquiditätsengpässe geraten sollten.
Dies betrifft die 3. Liga, die Frauen-Bundesliga und die Regional- und Landesverbände. „Vorbehaltlich der Zustimmung des DFB-Präsidiums würde das Unterstützungsprogramm die Möglichkeit von Darlehen vorsehen, um akute, durch die Coronakrise entstehende Liquiditätsprobleme zu überbrücken und Insolvenzen zu vermeiden“, teilte der DFB mit.
Der DFB wolle in dieser Krise im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten „seiner Verantwortung für den deutschen Fußball gerecht werden“, betonte DFB-Präsident Fritz Keller. Schatzmeister Stephan Osnabrügge ergänzte: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um unserem Vereinsfußball und Wettbewerben bestmöglich zu helfen.“ Ein frommer Wunsch, denn auch die finanziellen Möglichkeiten des „reichen“ DFB sind endlich. (sid)