Gelsenkirchen. Etwa sieben Jahre ist es her, da trat der FC Schalke 04 schon einmal zum Geisterspiel an. Unser Reporter war damals in Saloniki dabei.
Es dürften so an die 50, vielleicht auch knapp 60 Auswärtsspiele im Europapokal gewesen sein, die ich als Schalke-Reporter bisher erlebt habe – keines war so seltsam wie das am 27. August 2013. Schalke 04 spielte in Griechenland bei PAOK Saloniki, es ging um die Qualifikation zur Champions League. Und: Es war ein Geisterspiel.
Die Griechen waren wegen früherer Zuschauer-Ausschreitungen zu drei Heimspielen ohne Publikum verurteilt worden. Nur 410 Beobachter durften ins Stadion, darunter exakt 225 Auserwählte aus Schalke. Allesfahrer unter den Fans, die regelmäßig bei Schalker Auswärtsspielen dabei waren, konnten sich für Tickets bewerben. Auf der Haupttribüne saß die kleine Gruppe direkt links neben mir. Viele bekannte Gesichter.
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Die Atmosphäre war ein bisschen wie beim Training – in einem so großen Stadion aber wirkte das gespenstisch. Für Schalke war das sicher ein Vorteil, weil die griechischen Anhänger sonst nicht gerade als besonders zurückhaltend galten. So konnte Schalke seinen Stiefel herunterspielen, aber ein Selbstläufer war es nicht: Erst in der 90. Minute erzielte Adam Szalai den Siegtreffer zum 3:2 – damit war Schalke nach dem 1:1 im Hinspiel weiter. Szalai hatte in der ersten Halbzeit auch das 1:0 geschossen und Julian Draxler sorgte zwischendurch für das 2:1 – die Griechen glichen zweimal aus. Szalai und Geisterspiel: Das sind die Begriffe, die mir beim Stichwort Saloniki immer einfallen.
Eigentlich sollte Schalke gar nicht gegen PAOK spielen
Schon vorher war’s ein Hin- und Her, denn eigentlich sollte diese Europapokal-Reise in die Ukraine gehen: Im Lostopf hatte Schalke Metalist Charkow zugezogen bekommen, doch diese Mannschaft wurde wegen eines Manipulationsskandals von der Uefa aus dem Wettbewerb ausgeschlossen – nur deswegen rückte PAOK Saloniki nach. Auch wenn während des Spiels alles ruhig war, hatte man außerhalb des Stadions ein ungutes Gefühl, aber an Zwischenfälle kann ich mich nicht mehr erinnern.
Vergessen wird diese Reise keiner, der damals dabei war. Auch Horst Heldt, damals Schalkes Manager, fiel dieser Tage spontan Saloniki ein, als er gefragt wurde, ob er schon jemals ein Geisterspiel erlebt habe. Seine Gedanken: „Das war ganz seltsam. Man verstand auf der Tribüne jedes Wort, was unten am und auf dem Spielfeld gerufen wurde.“
Bislang war diese Erinnerung an ein Spiel ohne Zuschauer eine einmalige Sache, aber nun wird Schalke wieder von Geisterspielen eingeholt – schon am nächsten Samstag beim Derby in Dortmund. Dort sollen übrigens auch nur wenige ausgewählte Journalisten ins Stadion gelassen werden – diese Einschränkung gab’s vor sechseinhalb Jahren in Saloniki nicht. Deshalb durfte ich dabei sein.