Gelsenkirchen. „Dass ich Tore schießen kann, habe ich vorher schon gezeigt“, sagt Schalkes Stürmer Guido Burgstaller. „Ich gehe relaxed an die Sache heran.“
Über die Formulierung für die Situation des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 lässt sich sicherlich streiten. Krise ist jedoch für die Rückrunde nach nur einem einzigen Sieg (2:0 gegen Borussia Mönchengladbach) sowie anschließend drei Niederlagen und drei Unentschieden bei nahezu erschreckenden 1:14 Toren gewiss nicht der total falsche Begriff. Obwohl das Resultat in der Tabelle für die Königsblauen trotz dieser Misere fast schon angenehm ist, weil sie lediglich um einen Rang von Platz fünf auf sechs gepurzelt sind.
Nun aber gibt es trotz des 0:1 gegen den FC Bayern München und des Ausscheidens im Viertelfinale des DFB-Pokals sogar einen Gewinner: Guido Burgstaller, den österreichischen Stürmer, dem Trainer David Wagner nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder über 90 Minuten das Vertrauen geschenkt hat. Und der 30-Jährige, der am Dienstagabend Schalker Kapitän gewesen ist, darf sich nach dem Schlusspfiff über ein Riesenkompliment eines Landsmannes und Teamkollegen freuen. „Burgi ist einer, der immer alles gibt, der für die Mannschaft da ist. Hier würde man sagen: Malocher“, sagt Alessandro Schöpf. „Er gibt nie auf, seine Mentalität ist lobenswert. Es hat uns heute sicherlich gutgetan, dass er vorne drin gewirbelt und alles gegeben hat.“
Guido Burgstaller: 13 Millionen Euro Marktwert im Juni 2018
Schauen wir auf Burgstaller: Er kam im Januar 2017 für eine Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg und steigerte seinen Marktwert im Schalker Dress bis Juni 2018 auf satte 13 Millionen Euro. In dieser Saison aber – zwei Vorlagen in der Hinrunde beim 3:0 gegen Hertha BSC am 31. August sowie beim 5:1 beim SC Paderborn 07 am 15. September – lief es bisher nicht, und im Jahr 2020 schon gar nicht. David Wagner gönnte Burgstaller, dessen aktueller Marktwert nur noch bei drei Millionen Euro liegt, gegen Borussia Mönchengladbach gerade mal eine Minute und ließ ihn anschließend fünfmal in Folge auf der Bank schmoren, ehe auf die 31 Minuten bei der 0:3-Niederlage beim 1. FC Köln, als Burgstaller für seinen Landsmann Michael Gregoritsch eingewechselt wurde, nun im Viertelfinale des DFB-Pokals die Rückkehr in die Startelf folgte.
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Prompt ist Burgstaller auch wieder ein gefragter Fußballer. Einer, der kein Geheimnis daraus macht, dass er in den vergangenen Tagen, Wochen, ja Monaten auch sehr viel nachgedacht hat. „Ja klar, kommt man ins Grübeln“, sagt er. „Jeder Sportler hatte schon mal so eine Situation. Das war nichts Neues für mich. Ich bin jetzt schon ein bisschen länger dabei, von daher nimmt man die Situation an, will es besser machen.“
Und? „Seit zehn Tagen trainiere ich ja wieder gut“, sagt Burgstaller, er löst bei seinen Zuhörern ein Lächeln aus und antwortet eigentlich seinem Trainer David Wagner, der vor der Köln-Partie von seinen Beobachtungen berichtet hat, dass der 25-malige Nationalspieler Österreichs eben seit zehn Tagen wieder sehr, sehr gute Leistungen im Training zeige und davor quasi ein bisschen abgetaucht sei – und nun wieder sehr, sehr engagiert wieder aufgetaucht ist.
Aber trotz der einen oder anderen Grübelei hat Burgstaller stets an sich geglaubt. „Ich werde weiter Gas geben. Und ich kann der Mannschaft auch so helfen; ich glaube, das sieht man, dass das auch manchmal gefragt ist“, sagt er. „Dass ich Tore schießen kann, habe ich vorher schon gezeigt. Ich gehe relaxed an die Sache heran.“
Ein geiles Gefühl, als Schalker Kapitän aufzulaufen
Und ihre Rückkehr in die Startelf hat Schalkes Nummer 19 auch ein bisschen genossen, besonders die Tatsache, mit der Spielführerbinde am linken Oberarm aufzulaufen, auch wenn Burgstaller darauf hinweist, dass dies vor allem ein Ergebnis der vielen Verletzten sei. „Das ist was Besonderes, wenn du hier als Kapitän auflaufen darfst, das ist ein geiles Gefühl“, sagt er, um nicht unerwähnt zu lassen: „Im Endeffekt wollte ich gerne weiterkommen.“ Aber? „Trotzdem war’s cool und schön.“
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Apropos: Schön soll es beim beziehungsweise für den FC Schalke 04 demnächst auch wieder werden, um nicht wirklich in eine tiefe Krise zu rutschen. Zwar sprechen die Zahlen wahrlich nicht für die Königsblauen, aber ganz so schlecht wie die Ausbeute hat Burgstaller die Leistungen zuletzt nicht einmal gesehen. „Wir hatten auch in den vergangenen Wochen gute Möglichkeiten. Vielleicht nicht Spiele, in denen wir die drei, vier Hunderter hatten, aber wir hatten schon immer so die eine oder andere Chance, die du in unserer Situation nutzen musst, damit du das Selbstvertrauen mit Selbstverständlichkeit wieder zurückkriegst“, sagt er. „Das machen wir zurzeit nicht. Dann fehlen dir halt die Energie und das Selbstvertrauen vor dem Tor. Das müssen wir uns jetzt wieder zurückerarbeiten. Und ich hoffe, dass uns das schon am Samstag gelingt. Wenn wir so auftreten wie gegen die Bayern, bin ich optimistisch, dass wir drei Punkte holen.“ Gegen die TSG 1899 Hoffenheim.