Gelsenkirchen. Diethelm Ferner, 1984 Schalkes Trainer, erinnert sich an das legendäre 6:6 gegen Bayern – und an einen Saunabesuch am Tag danach.

Diethelm Ferner führte Schalke 1984 als Trainer zum legendären 6:6 nach Verlängerung im Pokal-Halbfinale gegen Bayern. Diesmal traut der 79-Jährige den Knappen sogar einen Sieg zu.

Diethelm Ferner, wie geht’s diesmal im DFB-Pokal aus?

Diethelm Ferner: Jedenfalls nicht 6:6. Ich sage: Diesmal wird’s ein 4:3 für Schalke – im Elfmeterschießen.

Beim legendären 6:6 im Mai 1984 war Bayern Zweiter der Bundesliga, Schalke nur Zweitligist – war die Kluft damals dennoch geringer?

Ferner: Schwer zu sagen. Der Unterschied zwischen 1. und 2. Liga war 1984 sicher noch nicht so groß wie heute. Aber Bayern hatte auch damals überragende Kaliber wie Kalle Rummenigge, Augenthaler, Dieter Hoeneß, Lerby ...

Ihr Jungstar Olaf Thon hatte sogar noch Kraft für eine zünftige Party: Zwei Tage vor dem Pokalspiel feierte er in seinen 18. Geburtstag hinein. Und Manager Rudi Assauer zapfte bis 2 Uhr morgens Bier.

Ferner: (lacht) Davon wusste ich damals nichts, sonst hätte ich Einspruch eingelegt. Der Schuss hätte ja auch nach hinten losgehen können, dann wäre alle Welt auf die beiden losgegangen. Aber wie man sah, hatte die Feier dem Olaf nicht geschadet. Er wirkte gegen Bayern ziemlich frisch und traf dreimal, u.a. zum 6:6-Ausgleich.

Auch interessant

Bayern hatte zuvor viermal geführt: 2:0, 3:2, 5:4 und 6:5 – nach einem Hoeneß-Tor in der 118. Minute. Ganz ehrlich, haben Sie da gedacht, das war’s jetzt?

Ferner: In so einem Spiel? Zu keiner Sekunde! Schon nach dem frühen 2:0 durch Reinhold Mathy spürte ich: Die Bayern nehmen das Ding jetzt etwas auf die leichte Schulter.

Kruse und Thon glichen binnen sechs Minuten aus. Doch zur Pause führte Bayern mit 3:2. Was haben Sie in der Kabine gesagt?

Ferner: Dass die Jungs das Ding drehen sollen. Viele Worte waren gar nicht nötig. Alle spürten, dass wir an diesem Abend mithalten konnten. Auch die Zuschauer im Stadion. Am Tag nach dem Spiel habe ich den Jungs einen Saunabesuch spendiert und ihnen nochmal vor Augen geführt, was sie geleistet hatten.

Über das 2:3 im Wiederholungsspiel redet heute niemand mehr.

Ferner: Dabei hätte das auch anders ausgehen können. In München wirkten die Bayern deutlich angespannter als im ersten Spiel. Sie gingen zwar erneut mit 2:0 in Führung, aber nach der Pause kamen wir durch Michael Jakobs und Michael Opitz zum Ausgleich.

Auch interessant

Kurz vor Schluss traf Bayerns heutiger Vorstandsboss Kalle Rummenigge zum 3:2.

Ferner: Ja, leider. Aber wir hatten eine Superpartie gemacht und uns viel Rückenwind fürs Aufstiegsrennen geholt. Wenige Tage nach 2:3 in München schlugen wir Alemannia Aachen mit 5:0 und waren so gut wie erstklassig.

Besitzen Sie eigentlich noch persönliche Andenken an das legendäre 6:6?

Ferner: Außer vielen Erinnerungen habe ich nur zwei Fotos: Auf dem einen wird Olaf Thon von den Fans durchs Parkstadion getragen; das andere zeigt, wie unser damaliger Präsident Dr. Fenne mir gratuliert.