Köln. Die Krise bei Schalke 04 spitzt sich zu. Die Fans schießen vor allem gegen Torwart Alexander Nübel - zum Unmut von Sportvorstand Schneider.
Tränen liefen Alexander Nübel übers Gesicht, als er vor den Fans des FC Schalke 04 in der Gästekurve stand. Wutentbrannt riefen viele davon „Nübel raus“ - es war der traurige Tiefpunkt am nächsten völlig verkorksten Tag des Fußball-Bundesligisten. An einem Abend voller Enttäuschung, Wut und Häme ging Schalke beim Aufsteiger 1. FC Köln mit 0:3 (0:2) unter.
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In der Kabine nach dem Spiel kümmerte sich Schalkes Trainer David Wagner erst einmal um den 23-jährigen Torwart: „Wir mussten ihn aufbauen. In solchen Momenten ist Menschlichkeit wichtig. Einen herauszupicken ist nie sinnvoll.“ Nübel hatte in der 75. Minute einen Kullerschuss von Florian Kainz durch die Beine rollen lassen - es war das nicht mehr entscheidende 0:3.
Schalke 04 - Jochen Schneider übt Fankritik: "Habe mich mit einem Zuschauer angelegt"
Denn auch ohne Nübels Fauxpas hätte Schalke verloren. Trost gab es auch von Sportvorstand Jochen Schneider: „Alex macht den Fehler nicht mit Absicht. Was Schalke 04 doch immer auszeichnet, ist Zusammenhalt in schwierigen Phasen. Die Häme hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich habe mich auch mit einem Zuschauer angelegt: Vor zehn Jahren war das Thema Robert Enke doch noch so groß.“
Doch Schalke hat nicht nur ein Torwartproblem. Die Negativserie wird immer schlimmer: sechs Bundesligaspiele nacheinander hat S04 nicht gewonnen, das niederschmetternde Torverhältnis lautet 1:14. In der Offensive klappt wenig, egal mit welcher Taktik Wagner sein Team aufs Feld schickt. Und jeder Gegner, am Samstagabend vor 50.000 Zuschauern leidenschaftliche Kölner, hat es leicht, zu Chancen und Toren zu kommen. Sebastian Bornauw traf im Anschluss an eine Freistoßflanke zum 1:0 (9.), nach einem Konter traf Jhon Córdoba cool zum 2:0 (40.). „Die Gegentore waren zu billig - ein Standard, ein Konter, ein Torwartfehler. Das hilft dir in deiner Situation nicht. Nach vorn haben wir die Automatismen nicht. Wir sind zu limitiert“, sagte Wagner.
Ozan Kabak und Salif Sane vergrößern das Schalker Lazarett
Die sportlichen Probleme sind enorm - und die erklärt Wagner vor allem mit personellen Schwierigkeiten. Die erfahrenen Spieler Salif Sané, Daniel Caligiuri und Benjamin Stambouli fehlen schon länger. Im Abschlusstraining am Freitag folgten Suat Serdar und Omar Mascarell. Serdar hat einen angebrochenen Zeh, Mascarell fällt wegen einer Adduktorenverletzung sogar bis zum Saisonende aus. Während des Köln-Spiels musste Innenverteidiger Ozan Kabak raus - er war nach einem Kopfballduell auf den Rücken geknallt. Er wurde sofort ins Krankenhaus gefahren.
Wagner sagt dazu: „Wir sind in einer sehr, sehr schweren Phase. So exorbitant, wie uns die Verletzungen treffen, das ist Wahnsinn. Einen Teil der Probleme können wir lösen, einen anderen Teil nicht.“ Zu allem Überfluss ist der nächste Gegner im DFB-Pokal-Viertelfinale Rekordsieger Bayern München (Dienstag, 20.45 Uhr/Sky). Eine Mannschaft ist blendender Verfassung.
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Zwei Tage bleiben Wagner, um seine verunsicherte Mannschaft aufzurichten und zu entscheiden, wer das Tor hütet. Schneider wünscht sich, dass es Nübel ist: „Ich hoffe, dass er wieder spielt, dass er gut spielen wird. Davonrennen hat noch nie was gebracht. Ich kann an alle Schalker nur appellieren: Wir können die Dinge nur gemeinsam schaffen.“
Und Schneider hofft, dass sich die S04-Fans nicht an den Protesten gegen Mäzen Dietmar Hopp von 1899 Hoffenheim beteiligen. Denn die Hoffenheimer sind der nächste Gegner in der Bundesliga (Samstag/15.30 Uhr).