Gelsenkirchen. Viel vorgenommen hatte sich der FC Schalke 04 vor dem Duell mit RB Leipzig. Das Aufeinandertreffen geriet jedoch zu einem absoluten Desaster.
Das ist keine Ergebnisdelle mehr, sondern eine Krise: Zum fünften Mal nacheinander blieb der FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga sieglos. Und nicht nur das: Die Schalker gingen gegen den Tabellenzweiten RB Leipzig am Samstagabend mit 0:5 (0:1) unter. Zu der Diskussion um die schwache Offensive, der in sechs Rückrundenspielen nur drei Tore gelang, gesellt sich nun die nächste Torwart-Debatte.
Schalkes Trainer David Wagner hatte sich eine besondere Taktik ausgedacht. Er setzte in der Abwehr auf eine Dreierkette mit Kapitän Omar Mascarell im Zentrum. Aus dem Mittelfeld sollten der dynamische Suat Serdar und Spielmacher Amine Harit den Ball verteilen, und nach Balleroberungen sollten die schnellen Stürmer Rabbi Matondo und Benito Raman in Szene gesetzt werden. Ein Plan, der für eine frühe Führung sorgen sollte, denn sagte Wagner in den vergangenen Tagen oft: „Wir brauchen eine Führung, damit sich vorn Räume ergeben.“
Nübel patzt bereits nach 54 Sekunden böse
Doch dieser Plan ging nur 54 Sekunden lang auf. Gemächlich bauten die Leipziger das Spiel auf, etwa 25 Meter vor dem Tor der Königsblauen kam Kapitän Marcel Sabitzer an den Ball. Der schoss den Ball aufs Tor, weder feste noch platziert - doch Torwart Alexander Nübel griff daneben. Ein Schock für alle Schalker - ob auf den Tribünen oder auf dem Platz.
Seinen Plan änderte Wagner trotz des frühen Gegentores nicht. Seiner Mannschaft gelang es zwar, das Spiel zu beruhigen, aber in der gegnerischen Hälfte blieben die Schalker ungefährlich. Keine Torchance erarbeiteten sie sich in der ersten Hälfte. Serdar und Harit zeigten sich bemüht - ihnen gelang es aber nicht, Raman und Matondo ins Spiel einzubinden.
Schalke-Fans pfeifen Nübel aus
Und in der Abwehr? Die Leipziger ließen es drei Tage nach der 1:0-Gala bei Tottenham Hotspur in der Champions League mit der Führung im Rücken ganz ruhig angehen. Sie profitierten von der Schalker Unsicherheit. Außerdem wurden Teile der Fans unruhiger. Denn Nübel patzte nicht nur beim Gegentor böse, er sprang auch an zwei Ecken vorbei (10./25.). Der Torwart, der ablösefrei zu Bayern München wechselt, musste sich daraufhin laute Pfiffe anhören.
Doch auch die Leipziger brauchten 30 Minuten, um sich die erste richtige Torchance herauszuspielen. Timo Werner versetzte Ozan Kabak im Strafraum, sein Schuss wurde zwar abgeblockt, aber Sabitzer tauchte plötzlich frei vor dem Tor auf. Doch er verzog - Glück für Schalke (31.). In der 35. Minute köpfte Patrick Schick nach einer Sabitzer-Flanke vorbei.
Die S04-Fans unter den 61.433 Zuschauern sangen nach dieser Chance laut „Auf geht’s Schalke schieß ein Tor“. Sie hätten den Text in „Auf geht’s Schalke hab’ ne Chance“ ändern sollen. Eine Minute vor der Pause schoss Raman immerhin mal aufs Tor - er stand aber im Abseits. Und deshalb blieb Schalke erstmals in Wagners Amtszeit in einer Halbzeit ohne Torschuss. Leipzig führte mit 1:0, ohne groß zu glänzen.
Leipzig kontert Schalke brutal aus
Was die ideenlosen Schalke brauchten, war ein Plan B. Wagner nahm Matondo heraus und brachte Publikumsliebling Ahmed Kutucu. Mit neuem Elan griff Schalke nun an und kam durch Benito Raman (53.) immerhin zu einer Chance. Aber die Königsblauen waren von Dominanz weit entfernt. Obwohl sie zunächst mehr Ballbesitz hatten, waren die Gäste dem zweiten Tor näher als Schalke dem Ausgleich.
Denn sie nutzten den Platz nun für perfekt vorgetragene Konter. Den ersten vergab Sabitzer noch - er schoss am Tor vorbei (57.). Timo Werner tauchte vier Minuten später allein vor Nübel auf - und er ließ sich die Chance nicht entgehen. Er erzielte sein 21. Saisontor mit einem Schuss in den Winkel - 2:0 für RBL. Nübel war diesmal machtlos.
Die elf Schalker auf dem Platz wollten nun nur noch, dass das Spiel schnell vorbeigeht. Leipzig konterte aber munter weiter und traf noch dreimal: Marcel Halstenberg (68.), Angelino (81.) und Emil Forsberg (90.) erhöhten zum 5:0-Endstand.
So spielten die Mannschaften
Schalke: Nübel - Kenny, Kabak, Nastasic, Oczipka - Mascarell - McKennie (55. Schöpf), Serdar (70. Gregoritsch) - Harit - Matondo (46. Kutucu), Raman.
Leipzig: Gulacsi - Halstenberg, Angelino, Upamecano, Klostermann, Mukiele, Sabitzer, Laimer (65. Haidara), Nkunku, Werner (75. Forsberg), Schick (54. Poulsen).