Sydney. Schalke ist nach wie vor sein Herzensklub. Bei Bayern schnupperte er kurz rein. Am Samstag treffen die Ex-Klubs von Alex Baumjohann aufeinander.
Schalkes verstorbene Manager-Legende Rudi Assauer bezeichnete ihn einst als „Jahrhunderttalent“. Letztlich absolvierte Alexander Baumjohann (33) immerhin 97 Bundesliga-Spiele für Schalke, Borussia Mönchengladbach, Bayern München und Hertha BSC, ehe sein Weg über Brasilien (u.a. FC Coritiba) weiter nach Australien führte. Dort ist der offensive Mittelfeldspieler aktuell für den Spitzenreiter FC Sydney am Ball – und beobachtet die Bundesliga von Down Under.
Herr Baumjohann, werden Sie sich das Aufeinandertreffen Ihrer beiden Ex-Klubs Bayern und Schalke (Samstag 18.30 Uhr/Sky) live ansehen?
Alexander Baumjohann: Live eher nicht, da die Partie nach hiesiger Zeit um 4.30 Uhr morgens angepfiffen wird. Da schlafe ich. Aber die Highlights werde ich mir ganz sicher angucken.
Hand aufs Herz: Welchem Klub drücken Sie die Daumen?
Baumjohann: Dem FC Schalke 04. Das ist der Verein in Deutschland, für den mein Herz noch immer am meisten schlägt. Schließlich hab ich insgesamt zehn Jahre auf Schalke verbracht und bin dort Profi geworden. Das vergisst man nicht, auch wenn ich beim FC Bayern noch einige Freunde aus meiner Münchner Zeit habe. Denen drücke ich vor allem bei internationalen Spielen die Daumen.
Wie gefällt Ihnen das „neue“ Schalke von Coach David Wagner?
Baumjohann: Sehr gut. Das Pressing, das sie praktizieren, ist moderner Fußball und ähnelt vom Stil her dem FC Liverpool, der momentan das Maß aller Dinge ist. Liverpool-Spiele laufen hier in Australien sehr oft im TV, und man kann sehen: Spieler wie Salah, Mané oder Firmino haben sich innerhalb dieser Pressingmaschine sensationell gut entwickelt. Bei Schalke ist ebenfalls eine tolle Entwicklung zu beobachten: Zuletzt gegen Gladbach hat die Mannschaft über die volle Distanz sehr stark und dominant gespielt. Das hat mich positiv überrascht, zumal der Kader individuell nicht ganz so prominent besetzt ist wie zu meiner Zeit, als Raúl, Huntelaar & Co. da waren.
Kann Schalke auch die Bayern bezwingen?
Baumjohann: Puh, das ist natürlich schwierig, wenn man sich die Münchner Dominanz der letzten Jahre anschaut. Klar, im Fußball ist vieles möglich, aber dazu müsste bei Schalke schon alles perfekt passen. Unabhängig vom Spielausgang glaube ich jedoch, dass S04 sich spätestens seit Ende des vergangenen Jahres auf einem richtig guten Weg befindet.
Sie selbst stießen 2004 als 17-Jähriger aus der eigenen Jugend in den S04-Profikader, wechselten 2007 jedoch nach Gladbach. Im Januar 2010 kehrten Sie nach Schalke zurück, wo Sie erneut nur zweieinhalb Jahre blieben. Warum?
Baumjohann: Ich habe mich eigentlich immer fürs Spielen entschieden. Als ich 2006/07 nicht so viele Einsatzminuten auf Schalke bekam, wechselte ich nach Gladbach, wo ich letztlich auch mehr spielte. Als ich 2010 erneut nach Schalke kam, hatte ich zeitweise – vor allem unter Ralf Rangnick – sehr viele Spielanteile. In der Saison 2011/12 unter Huub Stevens kam ich nicht mehr so oft zum Zug, weshalb ich in die 2. Liga nach Kaiserslautern ging. Von dort wechselte ich später zur Hertha. Aus sportlicher Sicht war das jeweils der richtige Schritt. Ich spiele einfach gern Fußball.
Zwischen Gladbach und Ihrer Rückkehr nach Schalke lag ein halbjähriges Gastspiel beim FC Bayern.
Baumjohann: Richtig. Uli Hoeneß persönlich hatte mich während der Saison 2008/09 angerufen und gefragt, ob ich im Sommer nach München kommen wolle. Im selben Moment war mir klar: Das mach ich! Später sprach ich auch mit dem damaligen Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann, aber da hatte ich mich eh schon längst entscheiden – für die größtmögliche Herausforderung.
Sie kamen in München nur auf drei Bundesliga-Einsätze.
Baumjohann: Irgendwie lief dort alles recht unglücklich für mich. Als ich an der Säbener Straße ankam, war Jürgen Klinsmann als Trainer schon abgelöst. Stattdessen war Louis van Gaal da, der mich überhaupt nicht kannte. Folglich hatte ich es schwer, weshalb ich nach nur sechs Monaten zu Schalke wechselte. Mit Klinsmann wäre es in München sicher anders gelaufen.
War Bayern ein Fehler?
Baumjohann: Nein, wenn man als Fußballer vor einer solchen Herausforderung steht, will man es einfach wissen. Andernfalls hätte ich mich vielleicht mein Leben lang über eine verpasste Chance geärgert. Ich würde heute genau so entscheiden wie damals.
Besagter Jürgen Klinsmann coacht mittlerweile Ihren Ex-Klub Hertha. Trauen Sie ihm zu, dass er Berlin zu einer europäischen Fußball-Hauptstadt macht?
Baumjohann: Berlin ist eine Weltstadt, für mich eine der aufregendsten Städte überhaupt auf der Welt. Jürgen Klinsmann ist auf jeden Fall der richtige Mann für diese gewaltige Aufgabe, auch wenn ich nicht weiß, wie schnell das funktionieren kann. Bayern, Dortmund, Leipzig, Schalke, Leverkusen, Gladbach und andere haben schon noch einen gewissen Vorsprung.