Gelsenkirchen. Torhüter Alexander Nübel hat sich für einen Wechsel entschieden: Es zieht ihn zum FC Bayern. Doch Schalke 04 ist gerüstet. Eine Analyse.
Als Alexander Nübel am Samstagabend aus der Kabine des FC Schalke 04 kam, sagte er nichts. Um seine Meinung wurde er auch nicht gebeten, er war ja nicht beteiligt am Spiel gegen den SC Freiburg, das 2:2 ausgegangen war – ein Ergebnis, mit dem Schalke 04 ganz gut leben konnte angesichts eines ausgedünnten Aufgebots, in dem sieben Spieler gefehlt hatten, darunter der gesperrte Torwart und Kapitän.
Wäre das, was diese Zeitung am Sonntagmorgen erfuhr und exklusiv zuerst vermeldete, bevor der Verein die Nachricht bestätigte, zu diesem Zeitpunkt schon bekannt gewesen, wäre Nübel zum gefragten Gesprächspartner geworden. Denn er hat das Angebot zur Vertragsverlängerung abgelehnt. Er wird nach Vertragsablauf zum Saisonende ablösefrei wechseln.
Nach übereinstimmenden Medienberichten zieht es ihn zum FC Bayern, wo er einen Fünfjahresvertrag erhalten soll. Die Perspektive ist klar: Langfristig soll Nübel in München Nationaltorwart Manuel Neuer beerben, der 2011 ebenfalls von Schalke nach München gewechselt war. Der 33-Jährige soll zwar vor einer Vertragsverlängerung bis 2023 stehen, doch davon scheint sich der zehn Jahre jüngere Nübel trotz anderer Angebote aus dem Ausland nicht abhalten zu lassen.
Schalkes Sportchef Schneider ist von Nübels Entschluss nicht überrascht
Zu einem direkten Vergleich mit Neuer wird es am zweiten Rückrundenspieltag nicht kommen: Nübel ist noch gesperrt, wenn Schalke am 25. Januar bei den Bayern antritt. Schalkes Tor wird auch dann noch Markus Schubert hüten, der sich nun für ein halbes Jahr zum Konkurrenten für Nübel auf Schalke aufschwingen kann. Denn Schalkes Verantwortliche werden gut prüfen müssen, ob sie Nübel, der bei den Fans kaum noch Kredit hat, auch unter veränderten Bedingungen mentale Stärke zutrauen.
Schalkes Klubführung hatte sich bereits auf Nübels Entscheidung eingestellt, die Signale waren eindeutig. „Nach allen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten mit Alexander Nübel und seinem Berater geführt haben, sind wir über seinen Entschluss nicht sehr überrascht“, erklärte Sportvorstand Jochen Schneider, bevor er kommentierend hinzufügte: „Verstehen müssen wir seine Entscheidung indes nicht.“
20 Jahre, 11 Kapitäne: Diese Spieler führten die Schalker an
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Punktgleich mit dem BVB – das hatte Schalke selbst nicht erwartet
Denn auf Schalke hätte sich der gebürtige Paderborner als Stammtorhüter etablieren können. „Wir haben Alex durch Worte und Taten deutlich aufgezeigt, welch zentrale Rolle er bei uns in der Zukunft hätte einnehmen können: als Torwart und Kapitän eine mit vielen jungen Spielern besetzte Mannschaft anzuführen, die bereits in der Hinrunde viele Sympathien gewonnen hat“, sagte Schneider. Er sei überzeugt, „dass Alex bis Saisonende alles für unseren Verein geben wird. Ab Sommer 2020 werden wir unseren eingeschlagenen Weg dann auch ohne ihn konsequent fortsetzen“.
Der eingeschlagene Weg gibt aktuell Anlass zur Freude, auch wenn der mögliche Sprung auf einen Champions-League-Platz gegen Freiburg verpasst wurde. Zur Saisonhalbzeit mit 30 Punkten auf Platz fünf zu stehen, punktgleich mit dem hochambitionierten Revierrivalen Borussia Dortmund, das ist mehr, als Schalke zum Saisonanpfiff erwarten durfte. Die Zuschauer spüren, dass Schalkes Mannschaft unter der Regie von David Wagner wieder Werte wie Fleiß, Leidenschaft und Zusammenhalt verkörpert. Deshalb verzeihen sie Fehler wie die beiden vor den Freiburger Treffern. Nachdem Suat Serdar die Schalker in Minute 27 willensstark in Führung gebracht hatte, leisteten sie sich zwei haarsträubende Ballverluste, in deren Folge zwei Fouls zu zwei Elfmetern führten. Nils Petersen (54.) und Vincenzo Grifo (67.) versenkten kühl.
Aber Schalke ließ sich auch dadurch nicht demoralisieren. Der eingewechselte 19-jährige Ahmed Kutucu, ein mutiger Draufgänger und deshalb Fanliebling, besorgte mit strammem Schuss den Ausgleich (80.), anschließend spielte Schalke noch auf Sieg.
Wie weit kann dieses Team kommen? Schalke-Trainer Wagner sagte, er werde „einen Teufel tun und uns selbst irgendein Limit setzen“. Seine Vorgabe: „Spielen, gierig bleiben, weiterentwickeln, nicht zufrieden sein.“ Denn: „Diese Vorrunde hat uns allen Hunger auf mehr gemacht.“ Und zur Rückrunde soll noch ein neuer Stürmer kommen: Wie Bild zuerst vermeldete, soll der 25-jährige Österreicher Michael Gregoritsch für ein halbes Jahr ohne Kaufoption vom FC Augsburg ausgeliehen werden. Nach Informationen dieser Redaktion steht eine Einigung kurz bevor.
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