Gelsenkirchen. Zlatan Bajramovic hat auf Schalke mit großen Stars gespielt. Im Interview lobt er S04 und Trainer Wagner und tippt gegen Frankfurt auf ein 3:1.

2007 wurde Zlatan Bajramovic Vizemeister mit Schalke, 2008 ging er ablösefrei nach Frankfurt. Hier verrät der 40-Jährige, welcher seiner Ex-Klubs im Duell am Sonntag (18 Uhr) der Favorit ist.

Zlatan Bajramovic, am Sonntag treffen Ihre Ex-Arbeitgeber Schalke 04 und Eintracht Frankfurt aufeinander: Hegen Sie noch Gefühle für einen oder gar für beide Klubs?

Zlatan Bajramovic: Wenn es um Schalke geht, sind auf jeden Fall noch positive Gefühle da. Als ich 2005 vom SC Freiburg nach Schalke wechselte, war das ja vor allem eine emotionale Entscheidung: Ich spürte, dass dieser Klub zu mir passt, zu meinem Temperament und zu meiner Art, Fußball zu spielen. Als das Angebot kam, musste ich nicht groß überlegen: Ich hatte ein super Gespräch mit Rudi Assauer und sagte sofort zu – trotz anderer Offerten aus Bremen, Leverkusen, Hamburg und Stuttgart. Insgesamt hatte ich eine fantastische Zeit auf Schalke, auch wenn wir 2007 auf fast schon fahrlässige Weise die Meisterschaft verspielt haben. So wurde ich immerhin Vizemeister und spielte zwei Mal Champions League, das durfte ich nur auf Schalke erleben.

Die Knappen hatten damals einen prominent besetzten Kader mit Stars wie Bordon, Krstajic, Kuranyi, Rafinha, Lincoln oder Ernst. Hatten Sie Mühe, sich durchzusetzen?

Bajramovic: Ich hatte zuvor eine super Saison beim SC Freiburg gespielt und war ziemlich selbstbewusst, als ich auf Schalke ankam. Trotzdem war es natürlich nicht leicht, sich als ablösefreier Spieler, der noch dazu von einem kleineren Verein gekommen war, den nötigen Respekt zu verschaffen. Ich muss aber sagen: Die Mitspieler von damals waren super, wir hatten trotz vermeintlich großer Egos einen tollen Teamgeist.

Nach seiner Schalker Zeit noch bei Eintracht Frankfurt: Zlatan Bajramovic (dunkles Trikot).
Nach seiner Schalker Zeit noch bei Eintracht Frankfurt: Zlatan Bajramovic (dunkles Trikot). © firo | firo

2008 verließen Sie Schalke nach immerhin 91 Pflichtspiel-Einsätzen in drei Spielzeiten ablösefrei in Richtung Frankfurt – S04 hatte Ihnen keine Vertragsverlängerung angeboten.

Bajramovic: Das war schon bitter, weil ich zu diesem Zeitpunkt verletzt war und erst mal ziemlich dumm dastand. Ich will nicht groß nachkarten, aber ich finde, ein großer Klub wie S04 kann einem verletzten Spieler zumindest einen Vertrag für ein Jahr anbieten, um ihn in solch einer Situation aufzufangen. Zumal ich meine Gesundheit ein Stück weit für Schalke geopfert hatte.

Was für eine Blessur plagte Sie damals?

Bajramovic: Ich hatte ein angebrochenes Großzehen-Grundgelenk und höllische Schmerzen. Es hieß immer: Das geht schon wieder weg, auch unter Belastung. Also hielt ich meine Knochen weiter hin, ging immer wieder in den Schmerz rein. Und es wurde immer schlimmer.

In Ihrer letzten Saison auf Schalke konnten Sie verletzungsbedingt nur noch zwölf Bundesliga-Partien absolvieren. Auch in Frankfurt kamen Sie nicht mehr richtig auf die Beine.

Bajramovic: Ja, leider. Zumal dort auch noch Achillessehnen-Probleme hinzukamen. Deshalb konnte ich für die Eintracht auch nie so starke Gefühle entwickeln wie für Schalke – obwohl Frankfurt ebenfalls ein fantastischer Klub ist, mit super Fans. Aber wenn es für dich als Spieler nicht so richtig läuft, überschattet das doch einiges.

Aktuell sind Sie U19-Chefrainer beim Karlsruher SC. Wie kam das zustande?

Bajramovic: Das ist eine lange Geschichte. Als der KSC im Dezember 2016 Mirko Slomka als Chefcoach für die 1. Mannschaft verpflichtete, holte der mich als Co-Trainer hinzu. Slomka kannte mich ja aus Schalke, wo ich zwei Jahre unter ihm gespielt hatte, und vom HSV, wo ich ebenfalls sein Co-Trainer gewesen war. Seit eineinhalb Jahren bin ich nun hauptverantwortlich für die Karlsruher U19. Einerseits ist das eine tolle Aufgabe, die mir große Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Andererseits ist es auch eine gewaltige Herausforderung, den Fokus der Jungs im Zeitalter der modernen Medien und der allgegenwärtigen Berater voll auf den Fußball zu lenken.

Drei Jahre für Schalke

Zlatan Bajramovic spielte von 2005 bis 2008 für Schalke. Der gebürtige Hamburger war zuvor für den FC St. Pauli (bis 2002) und den SC Freiburg aktiv. Nach seiner Schalke-Zeit stand er noch drei Jahre bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag.

Insgesamt absolvierte der Mittelfeldspieler 145 Bundesligaspiele, in denen er 17 Tore erzielte. Für Schalke war er auch im Europapokal am Ball.

Wie meinen Sie das?

Bajramovic: Ich finde, dass die Jugendtrainer in Deutschland heute so gut ausgebildet sind wie nie zuvor. Dennoch ist es mitunter schwierig, den jungen Spielern etwas zu vermitteln, weil viele glauben, sie könnten eh schon alles. Das wird ihnen leider von ihrer Umgebung eingeredet.

Hand aufs Herz: Wollen Sie eines Tages eine Bundesliga-Mannschaft trainieren?

Bajramovic: Puh, in dieser verrückten Fußball-Landschaft langfristige Pläne zu schmieden, bringt dir eigentlich nichts. Andererseits strebst du im Sport natürlich immer nach dem Höchstmöglichen. Ich habe letztes Jahr die Fußballlehrer-Lizenz erworben – mal sehen, was die Zukunft bringt.

Haben Sie noch Verbindungen zum FC Schalke 04?

Bajramovic: Aus meiner dortigen Zeit als Spieler eigentlich nicht, aber die liegt ja auch schon fast zwölf Jahre zurück. Hin und wieder stehe ich mit Schalkes Nachwuchs-Koordinator Mathias Schober in Kontakt. Mit der U19 des KSC beziehen wir demnächst ein Winter-Trainingslager in Ratingen, und für diesen Zeitraum habe ich mit Schobi ein Testspiel gegen die Schalker U19 vereinbart.

Zurück zur Bundesliga: Was sagen Sie als Trainer, Ex-Profi und TV-Konsument zu den jüngsten Vorstellungen von Schalke und Frankfurt?

Bajramovic: Beide Mannschaften gefallen mir extrem gut. Bei Schalke läuft es sowohl gegen als auch mit dem Ball sehr viel besser als in den letzten Jahren. Da ist eine hohe Intensität drin, viel Tempo und auch gute Spielzüge. Ich glaube, dass sowohl David Wagner als Typ wie auch die derzeitige Spielweise perfekt zu Schalke passen.

Frankfurt hingegen schwächelt ein wenig im Vergleich zur Vorsaison.

Bajramovic: Ja, wobei sie auch einige richtig starke Spieler abgeben mussten. Dennoch finde ich es beeindruckend, wie modern die Mannschaft unter Adi Hütter die Dreierkette interpretiert oder wie stark Filip Kostic auf dem Flügel agiert. Ich glaube, die Eintracht ist weiter auf dem richtigen Weg. Zuletzt, beim 2:2 gegen die Hertha, hätte sie eigentlich gewinnen müssen.

Wie lautet Ihr Tipp für Sonntag?

Bajramovic: Ich gehe von einem interessanten Spiel aus, wobei ich Schalke leicht favorisieren würde – auch, weil Frankfurt am Donnerstag noch Europa League spielen musste. Mein Tipp lautet 3:1 für Schalke.