Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 spricht mit Amine Harit über einen neuen Vertrag. Die Signale des Profis sind mit Vorsicht zu genießen. Ein Kommentar.

Auf Schalke ist es erst ein Jahr her, dass darüber diskutiert wurde, Amine Harit zu verkaufen. Der damalige Sportvorstand Christian Heidel war bereit, den dribbelstarken, aber disziplinschwachen Mittelfeldspieler abzugeben. Und wer jetzt reflexartig mit dem Finger auf Christian Heidel zeigt, dem sei versichert: Es gab damals viele im Umfeld des Schalker Bundesligateams, die aufgeatmet hätten, wenn es im Winter zu einem Transfer des marokkanisch-französischen Profis gekommen wäre.

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Denn dieser Amine Harit war ein Problemfall. Hochbegabt am Ball, aber privat schwer belastet. Zum einen durch einen Verkehrsunfall mit Todesfolge, an dem er im Juni 2018 in Marokko beteiligt war. Zum anderen durch seine Berufsauffassung: Die Liste der Disziplinlosigkeiten war keine kurze.

Harit ist bei Schalke ein Hochgeschwindigkeitsfußballer mit Top-Technik

Kaum jemand auf Schalke glaubte, dass er sich bessern könnte. Möglicherweise hatte sich das aber auch herumgesprochen: Denn ein Angebot zu akzeptablen Konditionen ging nicht ein.

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Warum heute alles anders ist? Warum Amine Harit plötzlich dringend gebraucht wird und auch bei den Fans ganz hoch im Kurs steht? Das liegt an Menschen, die sich Gedanken darüber gemacht haben, ob und wie der Mann für Schalke noch zu retten wäre. Der neue Sportvorstand Jochen Schneider erkannte die Notwendigkeit, einen Betreuer für neue und für schwierige Profis zu installieren; Massimo Mariotti übernahm den Job und kümmerte sich auch intensiv um Harit. Der neue Trainer David Wagner wollte von null ausgehen, bot dem Spieler eine echte Chance an. Es gab lange, ausführliche, offene Gespräche zwischen den beiden. Und als letztes und wichtigstes Glied in dieser Kette zeigte Harit Stärke. Er begriff, welche Möglichkeit sich ihm eröffnete. Er versprach, sich zu ändern. Und er änderte sich.

Seit Saisonbeginn sehen wir nun mit erheblicher Verspätung den Harit, den Heidel damals verpflichtet hatte: Einen Hochgeschwindigkeitsfußballer mit Top-Technik, gutem Auge und Torgefahr. So einen braucht jede Mannschaft, Schalke brauchte ihn sogar dringend.

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Deshalb ist es richtig und wichtig, dass der Verein dem 22-Jährigen nun ein Angebot zur Verlängerung des bis 2021 datierten Vertrages gemacht hat. Dass ein Tweet von Harit die Hoffnung darauf zulässt, dass er den neuen Vertrag mit einer Laufzeit bis 2024 auch unterschreiben wird, macht viele Schalke-Fans optimistisch. Aber Vorsicht: Harit hatte erst im November in einem französischen TV-Interview erklärt, er wolle mit Schalke Fortschritte machen, denn: „Vielleicht wird dann ein großer europäischer Klub auf mich aufmerksam.“

Schalke will begehrte Profis nicht mehr ablösefrei ziehen lassen

Weil Schalkes Führung sich vorgenommen hatte, begehrte Profis nicht mehr ablösefrei ziehen zu lassen, müsste ein abwanderungswilliger Harit im nächsten Sommer verkauft werden. Sollte er verlängern, wird garantiert eine Klausel eingebaut werden, die ihm einen späteren Absprung ermöglicht. Aber auch Schalke ginge nicht leer aus wie zuletzt bei Leon Goretzka.

Ein Problem ist auch, dass noch keiner weiß, wo Schalke am Saisonende landen wird. Einen wie Harit drängt es natürlich in die Champions League. Gut möglich, dass er deshalb die weitere Entwicklung mit Schalke noch abwartet.

Eine Vertragsverlängerung von Amine Harit wäre unter all diesen Umständen eine Überraschung, ein echter Coup für Schalke – und das äußerst erfreuliche Ende einer lange Zeit traurigen Geschichte.