Gelsenkirchen. Das bislang einzige Duell zwischen Schalke 04 und Union Berlin war das Pokalfinale 2001. Jörg Böhme sicherte S04 den Titel – sieben Tage nach der „Meisterschaft der Herzen“.
26 Meter bis zum Tor. Andy Möller täuschte an, Jörg Böhme schoss. 1:0 für Schalke. Im Mai 2001 sollte doch ein Pott in den Pott gehen, aus Trauer- noch die eine oder andere Freudenträne werden.
Sieben Tage lagen zwischen der legendären Vier-Minuten-Meisterschaft, als Schalke 04 in der Nachspielzeit die sicher geglaubte Meisterschaft an den FC Bayern verloren hatte, und dem DFB-Pokalsieg in Berlin. Sieben Tage voller Frust und Enttäuschung. „Wir hatten eine sehr schwierige Trainingswoche“, erinnert sich Böhme im Gespräch mit dieser Redaktion zurück. Gegner damals wie am Freitag (20.30 Uhr, DAZN): Union Berlin. Es wird das zweite Aufeinandertreffen der beiden Klubs in einem Pflichtspiel.
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Union Berlin ging mit Aufstiegseuphorie in Spiel
Dem inzwischen 45-Jährigen gelangen damals beide Treffer. Zunächst der Freistoß in der 53. Minute: linkes Strafraumeck, Böhmes linke Fußinnenseite, rechter Torwinkel. Fünf Minuten später, dieses Mal vom Elfmeterpunkt, griff er auf den Vollspann zurück. 2:0 Schalke. „In der ersten Halbzeit haben wir uns sehr schwer getan“, sagt Böhme. „Den Knockout von der verlorenen Meisterschaft hat man uns angesehen.“
Union ging dagegen mit der Euphorie im Rücken vom Aufstieg aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga ins Spiel. Erst nach und nach wurden die Schalker stabiler. In der Pause hatte sich die Mannschaft noch mal eingeschworen. „Diesen Titel wollten wir uns nicht auch noch nehmen lassen“, beschreibt Böhme die Stimmung in der Kabine. „Danach sind wir wieder in die Leichtigkeit zurückgefallen, die uns durch die Saison getragen hatte.“
Auch das Schalker Fußballjahr 2019 war bislang eine Mischung der Gefühle. Im März gingen die Königsblauen mit 0:7 bei Manchester City unter, der beliebte Trainer Domenico Tedesco musste gehen; Huub Stevens übernahm, Schalke hielt die Klasse. Seit Sommer ist David Wagner im Amt und hat die Mannschaft kräftig umgekrempelt. Mit einem Sieg bei Union würde Schalke nach Punkten zu Tabellenführer Borussia Mönchengladbach aufschließen. „Aus externer Sicht sieht das sehr, sehr gut aus“, meint Böhme. „Die Jungs haben ordentlich Kondition, laufen viel. Die Automatismen zwischen den Linien stimmen, egal ob mit oder gegen den Ball. Es macht Spaß, Schalke zuzuschauen.“
"Für Schalke wird das eine schwierige Aufgabe"
Gegner Union kennt Böhme, der im Sommer 2008 seine Karriere beendet hatte, von seiner Zeit als Interimstrainer von Energie Cottbus. Das war 2014. Die Lausitzer unterlagen damals mit 0:2. „Unter Trainer Uwe Neuhaus hatte Union schon immer eine sehr gute Zweitligamannschaft, auch wenn es zum Aufstieg aus verschiedenen Gründen nie gereicht hat“, sagt Böhme. Aus seiner Sicht liefern der ehemalige Direktor der Schalker Knappenschmiede Oliver Ruhnert als Sport-Geschäftsführer sowie Trainer Urs Fischer sehr gute Arbeit ab. Den Vergleich mit Hertha BSC, das ein größeres Stadion und einen finanzstarken Investor im Rücken hat, müssten die Eisernen nicht scheuen. „Hut ab! Für Schalke wird das am Freitag eine schwierige Aufgabe“, meint Böhme, der zuletzt den Landesligisten Spvg. Steinhagen trainiert hat.
Seine Karriere an der Seitenlinie will der zweimalige DFB-Pokalsieger bald wieder aufnehmen. Es gebe Gespräche zwischen Böhmes Agentur und Vereinsvertretern, was ein Engagement im Winter betrifft. Zuletzt gab es Gespräche zwischen ihm und dem klammen Regionalligisten Wuppertaler SV. Dessen Sportchef Karsten Hutwelker und Jörg Böhme verstehen sich gut, zu einer Verpflichtung kam es aus finanziellen Gründen nicht.
Den Profifußball kann Jörg Böhme also im Moment neutral betrachten. Nun ja. Nicht ganz: „Man sagt nicht umsonst: Einmal Schalker, immer Schalker.“