Gelsenkirchen. Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider und Trainer David Wagner weisen nach dem 2:1-Heimsieg über Mainz Gedankenspiele zu Europa zurück.

Der wirklich interessante Blick auf Amine Harit erfolgte diesmal aus der zweiten Reihe. Gesprochen und geschrieben worden war über Schalkes neu erleuchtetes Sternchen in den vergangenen Tagen wahrlich schon genug; nun aber war es spannend zu beobachten, wie er sich gab, als alle nur noch auf ihn schauten. Auf jeden Fall wurde viel geflachst und laut gelacht, als Harit im Pulk der Reporter stand. Einmal sagte er, er sei mit seinen 22 Jahren auch deswegen erwachsen geworden, weil er jetzt eine Frau und eine kleine Tochter zu versorgen habe: „Ich muss arbeiten, um das Essen nach Hause zu bringen.“

Die meiste Zeit ging es aber um seinen Zauberfuß, mit dem Harit Schalke zum 2:1-Sieg über den FSV Mainz 05 geschossen hatte: Für ihn das schönste Tor, das er in seinem Leben bisher vollbracht hat. Harit wirkte wie ein glücklicher junger Mann, dem im Moment alles gelingt.

Auf Schalke hat sich einiges gedreht

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Auf Schalke hat sich binnen weniger Wochen einiges gedreht. Waren Trainer David Wagner und Sportvorstand Jochen Schneider zum Start in dieses Spieljahr stets darauf bedacht, die positive Aufbauarbeit nach der vergangenen Saison aufzuzeigen, so lernt man die Schalker Führungsleute nun auch von der anderen Seite kennen. Jetzt ist es ihr Anliegen, darauf hinzuweisen, dass es nicht ewig so weitergehen wird wie zuletzt mit den drei Bundesliga-Siegen in Folge. Wagner nahm die Mühe und das Glück, das Schalke für das späte 2:1 gegen Mainz benötigte, zum Anlass und warnte: „Nach diesem Spiel gibt’s keinen Grund, irgendwie in Euphorie zu verfallen.“

Wagners Anliegen ist eine realistische Einschätzung der Schalker Möglichkeiten in dieser Saison. Er möchte den üblichen Reflex vermeiden, dass aus einer kleinen, hübschen Erfolgsserie die große Erwartung erwächst, Schalke sei in dieser Saison schon wieder bereit, um die Rückkehr in den Europapokal fest in Angriff zu nehmen. Sein Appell: „Ihr wisst, wo der Verein herkommt, die finanziellen Gegebenheiten sind auch kein Geheimnis mehr. Da können wir doch wirklich nicht realistisch von Europa sprechen.“

Eine Mannschaft entwickeln

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Er will in den drei Jahren seiner Vertragslaufzeit auf Schalke vielmehr eine Mannschaft entwickeln, die wieder bereit ist für solche Ziele. Dass der Klub in der Vergangenheit eine ständige internationale Präsenz hatte, würde dabei nicht weiterhelfen. Mehr setzt der 47-Jährige darauf, sich lieber „total ehrlich“ mit den gezeigten Leistungen auseinanderzusetzen, und dabei beschäftigt es ihn sehr, wie seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gegen Mainz so sehr die Spielkontrolle aus der Hand geben konnte – bis Zauberfuß Harit doch noch traf.