Gelsenkirchen. Die Heimpremiere von Schalke-Trainer David Wagner ging in die Hose. Die Königsblauen unterlagen Bayern München mit 0:3 (0:1).

Angeheizt hatte Schalkes David Wagner vor seiner Heimpremiere mit euphorischen Sätzen. „Viel geiler geht‘s nicht“, sagte Wagner zum Beispiel am Tag vor dem Spiel gegen den Titelverteidiger Bayern München. Doch der Fußball-Feiertag endete für die Königsblauen mit einer bitteren, aber verdienten 0:3 (0:1)-Niederlage - und auch nach dem zweiten Spiel wartet Wagner noch auf seinen ersten Torjubel als Bundesligatrainer.

Obwohl beide Mannschaften den ersten Spieltag mit einem Unentschieden beendet hatten, verzichteten die Trainer auf große Wechsel im Personal und der Taktik. David Wagner veränderte seine Startelf gar nicht. Bayern-Coach Niko Kovac ließ Star-Zugang Philippe Coutinho (kam vom FC Barcelona) auf der Bank. Er ersetzte den verletzten Thiago durch Lucas Hernandez. Der 80-Millionen-Euro-Einkauf rückte in die Innenverteidigung, Benjamin Pavard dafür nach rechts und Joshua Kimmich ins zentrale Mittelfeld.

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Doch nicht nur in den Aufstellungen gab es keine Überraschungen - auch der Spielverlauf verlief wie erwartet. Die Bayern hatten sofort 70 Prozent Ballbesitz, die Schalker verschanzten sich in der eigenen Spielhälfte und hofften auf gelegentliche Konter nach Balleroberungen.

Das führte dazu, dass sich in der Anfangs-Viertelstunde gar nichts tat. Die Bayern bauten ihr Spiel im Bummeltempo auf, und das stellte Schalkes Abwehr vor keine großen Probleme. Dass einige Schalker besonders giftig störten und das Pressing im Vergleich zur vergangenen Desaster-Saison besser funktioniert, schien so manche Bayern-Künstler erheblich zu verärgern. Der kleine Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny verfolgte Kingsley Coman wie ein Wachhund einen Dieb.

Erst nach einer Standardsituation wurde es erstmals laut während des Spiels. Nach einer Ecke von Kimmich stieg Robert Lewandowski am höchsten und zwang Torwart Alexander Nübel zu einer Glanzparade (17.). Drei Minuten danach hatte Coman seine erste richtig gute Szene. Zum ersten Mal entkam er dem kleinen Kämpfer Kenny - und ließ sich vom Engländer dann am Fuß treffen. Coman fiel, Elfmeter - eine vertretbare Entscheidung! Lewandowski schnappte sich den Ball und verwandelte sicher zum 1:0 für die Gäste.

Die Bayern hatten ihre Führung - und ließen es danach noch gemächlicher angehen als vorher. Querpässe in der eigenen Hälfte, wenig Risikofreude, nur selten schnelle Kombinationen über mehrere Stationen: Das war wenig, aber genug gegen eine Schalker Mannschaft, die zwar brav kämpfte, aber mit dem Ball am Fuß nichts zustande brachte. Trainer und Personal mögen sich geändert haben, die spielerischen Unzulänglichkeiten bleiben.

Beispiele dafür gibt es viele. Selbst unbedrängt unterliefen Omar Mascarell (10.) und Amine Harit (14.) dumme Fehlpässe. Ein Seitenwechsel von Benito Raman (32.) landete direkt im Seitenaus. Mascarell kam als erster Schalker in der 28. Minute in eine gute Schussposition, doch sein Versuch ging weit am Tor vorbei. Bayern-Torwart Manuel Neuer verlebte einen ganz ruhigen Nachmittag. Nur ein Schüsschen von Harit musste er halten (42.), aber das hätten wohl auch die meisten der 62.271 Zuschauer in der Arena geschafft.

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Die Bayern hatten eine einfache Halbzeit erlebt, die für sie nur wegen der Hitze schweißtreibend war. Und die zweite Hälfte schien sogar noch leichter zu werden. Nach einem unnötigen Foul von Weston McKennie 22 Meter vor dem eigenen Tor schnappte sich Lewandowski den Ball und schlenzte ihn über die Mauer ins Tor - 2:0 für den FC Bayern (50.). Nübel war machtlos.

Das war - vermeintlich - die Entscheidung. Für die Bayern begann nun das Schaulaufen. Trainer Niko Kovac schenkte im Gefühl des sicheren Sieges den Zugängen Coutinho und Ivan Perisic noch ein bisschen Spielpraxis. Doch die Bummel-Bayern wurden nun etwas zu nachlässig. In der 56. Minute flog der Ball gegen den Arm von Benjamin Pavard - ganz Schalke forderte vehement einen Handelfmeter. Den gab Schiedsrichter Marco Fritz (Korb) nicht. Fans und Mannschaft reagierten nun wütend. Ahmet Kutucu, für den wirkungslosen Raman gekommen, dribbelte durch die ganze Bayern-Hälfte und schoss knapp vorbei (59.). Matija Nastasic köpfte den Ball nach einer Ecke knapp drüber (64.). Schalke wehrte sich - und die Fans honorierten das mit Applaus und Anfeuerungsrufen.

Die königsblaue Kurz-Drangperiode dauerte aber nur zehn Minuten. Als der Zorn der Schalker nachließ, beruhigten die Bayern das Spiel und schaukelten das Ergebnis nach Hause. Einmal zogen sie das Tempo aber noch an: Nach einem Pass von Coman erzielte Lewandowski, der „Mann des Tages“, das 3:0 (75.). Für den Torjäger war es im zweiten Spiel bereits das fünfte Saisontor.