Gelsenkirchen. Ohne Ozan Kabak wäre beim Trainingsstart der Königsblauen fast gar nichts los gewesen. Vier Galatasaray-Fans waren lauter als rund 1200 Schalker.

Ozan Kabak erfüllte seine Rolle mit stoischer Gelassenheit. Hier ein Selfie, dort noch ein paar Autogramme – und zwischendurch immer wieder ein freundliches Lächeln zu Sprechchören und Gesängen in türkischer Sprache. Der erst 19 Jahre alte Neuzugang vom VfB Stuttgart stand am Montag beim Trainingsauftakt des FC Schalke 04 ganz ohne Zweifel im Mittelpunkt. Immer wieder schallte sein Name übers Vereinsgelände.

Vier türkische Fans von Galatasaray, dem Klub, bei dem Ozan Kabak ausgebildet wurde, waren deutlich lauter als die etwa 1200 Schalke-Anhänger, die zum ersten Training der Saison erschienen waren. Als die Mannschaft und ihr neuer Trainer David Wagner um 15.31 Uhr den Platz betraten, gab es nicht einmal Applaus, die sonst auf Schalke zum Saisonstart übliche Begrüßung fiel aus. Auch nach der Einheit, die etwa 75 Minuten Fußball-Training und weitere 30 Minuten Lauf- und Gymnastikarbeit umfasste, wurde es nicht wirklich lebhafter vor dem Eingang zum Trainingsplatz. Ohne Kabak wäre fast gar nichts los gewesen – bei der Stimmung auf Schalke ist noch viel Luft nach oben.

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Wagner: "Es war cool, wieder da zu sein"

Der einstige Eurofighter David Wagner hatte seine Rückkehr als Trainer nach Schalke trotzdem genossen: „Es war cool, wieder da zu sein“, sagte er: „Es war aber nicht extrem besonders.“ Diesen ganz besonderen Moment der königsblauen Erleuchtung habe er bereits vor einigen Wochen nach der Vertragsunterzeichnung erlebt; beim Trainingsstart standen aus der Sicht des Trainers die Spieler in seinem Fokus.

18 Feldspieler plus drei Torhüter tummelten sich auf dem Rasen; weil einige Profis noch Turnierverpflichtungen beziehungsweise Urlaub haben und andere noch nicht wieder ganz fit sind, wurde der Kader mit vier Spielern aus der U23 aufgefüllt.

Raman noch nicht auf Schalke

Auch daran sieht man den Umbruch auf Schalke, der noch lange nicht fertig ist: Die aussortierten Yevhen Konoplyanka, Hamza Mendyl und Nabil Bentaleb (zudem verletzt) fehlten ebenso wie Cedric Teuchert, den es zu Hannover 96 zieht, sowie Bernard Tekpetey, der zu Fortuna Düsseldorf wechseln soll. Umgekehrt war Benito Raman, an dessen Verpflichtung aus Düsseldorf es keinen Zweifel mehr gibt, noch nicht da. Wagner rechnet bei dem Stürmer quasi stündlich mit dem Grünen Licht aus der Chefetage: „Vor dem Training war er noch ein Düsseldorf-Spieler. Ich weiß nicht, was in der Zwischenzeit geschehen ist.“

Auch andere Folgen der vergangenen Saison sind noch nicht endgültig überwunden. So sind Alessandro Schöpf und Mark Uth, die sich beide in der Rückrunde schwer verletzt hatten, immer noch nicht so weit genesen, dass sie auf dem Trainingsplatz ordentlich belastet werden können. Wagner rechnet mit den beiden Stammspielern nicht vor Ablauf von weiteren 14 Tagen Aufbauprogramm. „Der nächste wird Jonjoe Kenny sein, er kommt am 12. Juli zurück“, berichtet Schalkes Trainer. Kenny wurde vom FC Everton ausgeliehen und hat nach der U21-Europameisterschaft ebenso noch Urlaub wie nun auch die deutschen U21-Nationalspieler Alexander Nübel und Suat Serdar. Bis Schalkes Trainingsgruppe einigermaßen die festen Konturen des endgültigen Kaders hat, wird fast die halbe Vorbereitungszeit vergehen.

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Wagner will zunächst im athletischen Bereich arbeiten

Schalke wird in dieser Saison viel Geduld und einen langen Atem benötigen, bis man die Fortschritte erkennen kann. Auch Wagner stellt sich bei seiner Trainingsarbeit darauf ein. Zunächst will er sehr viel im athletischen Bereich arbeiten und peu a peu danach seine Spielidee auf die Mannschaft übertragen: „Im Detail“, weiß er genau, „brauchen wir sicher mehr als die sechs Wochen.“

Insofern war der Montag tatsächlich eher ein Aufgalopp, der mit einer Kabinen-Ansprache von Jochen Schneider eröffnet wurde, in der Schalkes Sportvorstand die Spieler auf die neuen Zeiten einstimmte. Alles Weitere, vermutet Wagner mit der nötigen Gelassenheit, wird sich nun finden und langsam einspielen.

Kabak trainiert mit Gesichtsmaske

Umso willkommener deswegen, dass mit Ozan Kabak wenigstens ein neuer Spieler schon da ist, der als Zeichen des Aufbruchs steht. Der Abwehrmann trainierte mit einer Gesichtsmaske, weil er sich in den Relegationsspielen mit dem VfB Stuttgart verletzte, aber das machte ihm nichts aus. „Ozan ist ein ganz, ganz feiner Charakter“, lobt Wagner: „Er ist ein sehr intelligenter junger Mann, der genau weiß, was er will.“

Nämlich: Mit Schalke nach oben.