Gelsenkirchen. . Das Schalker Treffen: Fast 10.000 Mitglieder da, Kabak kommt, Raman auf der Zielgeraden, kein Tribunal gegen Heidel und die Arena ist abbezahlt.

Jochen Schneider atmete nach seiner ersten Mitgliederversammlung auf Schalke tief durch. „Großartig, überwältigend“, fand er das Erlebnis: „Dass bei einem solchen Wetter an einem Sonntagnachmittag so viele Menschen kommen, gibt es wahrscheinlich wirklich nur auf Schalke.“ Fast 10.000 Mitglieder, davon 9568 wahlberechtigte, waren in die Arena gepilgert – und sie erlebten eine Versammlung nach dem Wunsch der Verantwortlichen. Auch nach dem Wunsch von Schneider, der ja erst seit März dieses Jahres Schalkes Sportvorstand ist.

Schneider bei Raman „fast euphorisch“

Schneider konnte den Fans mit Abwehrspieler Ozan Kabak, der für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart kommt, den viertteuersten Neuzugang der Schalker Vereinsgeschichte präsentieren: Nur Breel Embolo (25 Millionen Euro), Nabil Bentaleb (20 Mio.) und Sebastian Rudy (16 Mio.) waren teurer. Dass Benito Raman noch nicht vorgestellt wurde, hat offenbar nicht mehr viel zu bedeuten: Bei diesem Transfer sei Schalke jetzt „auf der Zielgeraden“, berichtete Schneider und fügte für diejenigen, die ihn noch nicht so gut kennen, an: „Das ist für meine Verhältnisse fast euphorisch.“ Raman wird also auch kommen, und Weston McKennie noch lange bleiben: Dessen vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 wurde per Video-Botschaft in der Arena bekanntgegeben.

Nach Wunsch war aber auch, dass Schalke eine anständige Diskussionskultur an den Tag legte: Die Mitgliederversammlung geriet keineswegs zum Tribunal über Christian Heidel. Die Hinterlassenschaft des Ex-Managers war nicht das zentrale Thema bei den Wortmeldungen der Mitglieder. Ingolf Müller, der für den Aufsichtsrat kandidierte, wunderte sich bei seiner Vorstellung: „Das Thema Heidel wurde bisher ganz schön umschifft.“ Der Kandidat legte nach: „Wo war der Aufsichtsrat in dieser Zeit? Der Aufsichtsrat soll doch Aufsicht führen.“

Geholfen hat ihm diese Attacke nicht: Müller bekam bei der Wahl die wenigsten Stimmen (1341), auch der zweite Herausforderer Matthias Rüther (3647) fiel durch. Mit Clemens Tönnies (starke 5599 Stimmen) und Peter Lange (4043) wurden die Amtsinhaber wiedergewählt. Auch das der Wunsch vieler.

Schalke nicht auf Krawall gebürstet

Die Veranstaltung war von Anfang an nicht auf Krawall gebürstet – im Gegenteil. Sogar die Mannschaft bekam ein wenig Applaus, weil sie tapfer in der Arena erschienen war – und sie bekam auch nur wenig Kritik, als sie nach einer knappen Stunde wieder verschwand, ohne sich die Aussprache der Mitglieder anzuhören. „Es waren eineinhalb Stunden“, korrigierte Schneider: „Die Mannschaft hatte schon am Vorprogramm teilgenommen und danach standen noch medizinische Tests auf dem Programm – alles gut.“ Der neue Trainer David Wagner hatte sich mit einigen Sätzen an die Mitglieder gewandt und gesagt: „Jeder weiß, was die Schalker DNA ist. Wenn ich eines verspreche, dann, dass wir diese DNA wieder offenlegen werden.”

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Schalke hatte positive Themen wie Wagners Begrüßung an den Beginn der Versammlung gestellt, auch Peter Knäbel als Technischer Direktor Entwicklung durfte die erfolgreichen Teams der Knappenschmiede früh auf der Bühne begrüßen und verkünden: „Clemens Tönnies hat versprochen, die Knappenschmiede künftig verstärkt zu unterstützen.” Mit der Knappenschmiede punktet man auf Schalke in diesen Zeiten.

Mitglieder ehren Rudi Assauer

Auch die Bilder, die an den verstorbenen Rudi Assauer erinnerten, waren sehr emotional: Die Mitglieder ehrten den langjährigen Schalke-Manager noch einmal mit viel Applaus - das ging unter die Haut. Ab sofort gibt es auf Schalke den Rudi-Assauer-Platz, die Arena liegt jetzt am Rudi-Assauer-Platz 1. Schön.

Apropos Arena: „Morgen“, verkündete Finanzvorstand Peter Peters mit Blick auf den Montag: „Ist für uns ein historischer Tag. Dann tilgen wir mit der letzten Rate die Kredite der Veltins-Arena.“ Im Klartext: Am 1. Juli 2019 ist die Arena abbezahlt und gehört Schalke – eröffnet wurde sie im August 2001.

„Das haben die wenigsten geglaubt, dass wir das so schnell schaffen“, sagte Peters und lächelte zufrieden. Irgendwie alles nach Wunsch.