Gelsenkirchen. Ex-Profi Martin Spanring hält Trainer David Wagner für einen Top-Motivator, mahnt aber zu Geduld. Vor dem Stuttgarter Gomez zieht er den Hut.
Der Ex-Schalker Martin Spanring hat dem Fußball-Zirkus seit 2002 den Rücken gekehrt und als Manager eines großen deutschen Freizeitparks ein anderes, spannendes Betätigungsfeld gefunden. „Der Fußball ist mir zu hektisch und intrigant geworden. Ich habe noch Kontakt zu vielen ehemaligen Mitspielern, die heute in anderen Funktionen im Fußballbereich arbeiten. Was man da teilweise hört, ist unglaublich. Du kannst keinem mehr trauen. Das ist ein Geschäft, in dem ich einfach nicht arbeiten möchte“, sagt Spanring.
Ex-Schalker Martin Spanring: "Tedesco hat es unterschätzt“
Trotz des gewissen Abstands, den er sich aufgebaut hat, verfolgt er die Bundesliga und 2. Liga nach wie vor mit großem Interesse. Die Schrott-Saison seines einstigen Klubs Schalke 04 macht er nicht an der Personalie Domenico Tedesco, der im März von seinen Aufgaben entbunden wurde, fest. „Tedesco war doch das ärmste Schwein bei Schalke. Er ist menschlich und fachlich top, hat aber die Situation komplett unterschätzt. Er hat nach der Vizemeisterschaft nicht zwei Topleute dazu geholt, sondern auf die Weiterentwicklung der Mannschaft vertraut. Bayern München setzt jedes Jahr durch Toptransfers neue Reizpunkte im Kader. Sonst hast du in einer erfolgreichen Mannschaft keinen Ansporn, dann geht es nicht voran.“ Spanrings Fazit: „Nicht Tedesco, sondern Schalke 04 muss sich den Misserfolg ankreiden. Normalerweise müsste der Verein Tedesco irgendwann wieder zurückholen.“
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Die Königsblauen setzen in den nächsten drei Jahren auf Neu-Trainer David Wagner. Spanring: „Wagner ist als Trainer top, er ist ein großer Motivator. Wenn du in England mit einer Durchschnitts-Mannschaft wie Huddersfield Town in die Premier League aufsteigst, dann ist das schon eine Leistung. Da kannst du als Coach keine Wurst sein, da musst du was drauf haben. David Wagner hat unter Beweis gestellt, dass er etwas aufbauen und erfolgreich arbeiten kann.“
Allerdings sieht Spanring, der in der Spielzeit 1992/93 für die Königsblauen auflief, durch die Wagner-Verpflichtung längst keine Garantie auf den sofortigen Vorstoß in die Ligaspitze der Fußball-Bundesliga. „Von Platz 14 sofort auf Platz 4, das wird nicht funktionieren, das halte ich für utopisch.“
Ex-Schalker Martin Spanring: "Stabilisieren und verbessern“
Was kann Schalke in der kommenden Saison erreichen? „Ziel muss es sein, diese schlechte Spielzeit vergessen zu machen. So eine Serie können die Schalker ihren Fans nicht noch einmal anbieten. Das nächste Jahr kann nur das Jahr der Stabilisation sein“, meint Martin Spanring, „im zweiten Jahr unter David Wagner muss sich Schalke verbessern und im dritten Jahr kann man sich dann vornehmen, wieder international dabei zu sein.“
Von solchen Zielen kann der VfB Stuttgart, bei dem Spanring nach seiner erfolgreichen Zeit beim SC Freiburg (1993-1997) drei Jahre unter Vertrag stand, nur träumen. Der Stuttgarter Abstieg hat Spanring ziemlich getroffen. „Ich habe noch viele Freunde und Bekannte beim VfB. Für uns in Baden-Württemberg ist das traurig, was mit dem Verein passiert. Eigentlich müsste der VfB in der Bundesliga immer mindestens im Mittelfeld mit Blick auf die internationalen Ränge stehen. Jetzt sind sie binnen drei Jahren zum zweiten Mal abgestiegen.“
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Spanring geht aber davon aus, dass die Schwaben sich nicht komplett aus der Bahn werfen lassen, sondern sofort angreifen. „Der Hamburger SV, Stuttgart, Nürnberg und Hannover 96 sind Topkandidaten auf den direkten Aufstieg. Nur zwei von ihnen werden es am Ende schaffen. Da sieht man schon, was in der 2. Liga im nächsten Jahr für ein Konkurrenzkampf herrscht“, sagt Spanring.
Die Tatsache, dass Mario Gomez trotz des Absturzes ins Unterhaus weiterhin den roten VfB-Brustring trägt, ringt Spanring Respekt ab. „Ich finde das sensationell, dass er beim VfB bleibt. Davor sollte man den Hut ziehen, dass Spieler eben nicht weglaufen, wenn es ein Negativerlebnis mit dem Verein gibt. Das, was Mario macht, ist vorbildlich. Das sind Spielertypen, die unbedingt im Verein erhalten bleiben müssen.“