Dortmund. Nach dem Aus im Halbfinale um die Deutsche U-19-Meisterschaft bewertet Schalkes Trainer Norbert Elgert den Saisonausgang als großartige Leistung.

Kann ein Verlierer wirklich ein Sieger sein? Diese Frage wird am Montagabend im Stadion Rote Erde gleich zweimal überzeugend mit Ja beantwortet.

Die erste Antwort gibt es kurz nach dem Schlusspfiff, als die Bilder auf dem Rasen gar nicht vermuten lassen, dass die U-19-Fußballer des FC Schalke 04 soeben im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft bei und gegen Borussia Dortmund ausgeschieden sind (0:2 nach dem 2:2 im Hinspiel in Oberhausen): Sie tanzen im Kreis, sie feiern zunächst sogar mehr als ihr erfolgreicher Revierrivale, und sie laufen zu ihren Fans, die sie toll unterstützt haben – und zwar so, als hätten sie soeben das Finale gegen den VfB Stuttgart erreicht.

Und dann kommt der Trainer, der stolze Trainer, um genau zu sein. Dann kommt Norbert Elgert, der die zweite Antwort gibt und erzählt, dass er eh im Redefluss sei, nachdem er zuvor seine Mannschaft um sich herum versammelt und dieser ausführlich erklärt hat, dass es keinen Grund zum Heulen gebe, auch wenn dieses Ausscheiden weh tue. „Wir sind natürlich traurig. Aber die Jungs sind auch Sieger. Wir haben ein tolles Spiel gemacht. Das war Mentalität pur“, sagt Norbert Elgert. „Nur eines haben wir nicht gemacht: uns belohnt.“ Sie haben trotz der einen oder anderen Möglichkeit kein einziges Tor erzielt.

Traumhaftes Freistoß-Tor durch Enrique Peña Zauner

Der 62-jährige Fußball-Lehrer gibt auch ehrlich zu, dass „der Dortmunder Sieg durchaus verdient ist“, wie er sagt, und er gerät sogar ein bisschen ins Schwärmen, als er an das 2:0 des BVB denkt, das Venezuelas U-20-Nationalspieler Enrique Peña Zauner erzielt hat, der auch für die deutsche U-15- und U-16-Auswahl gekickt hat. „Ein tolles Freistoß-Tor“, meint Norbert Elgert und findet niemanden in der Runde, der es wagt, ihm zu widersprechen. Es ist tatsächlich ein außergewöhnliches, ein fantastisches Tor gewesen.

Dieses 0:2 aus der 58. Minute bedeutet vor den 6700 Zuschauern, von denen 1300 aus Gelsenkirchen kommen, an diesem Montagabend die Vorentscheidung. Obwohl die Schalker A-Junioren zu keinem Zeitpunkt, um die Floskel zu benutzen, den Kopf in den Sand gesteckt haben. „Sie haben alles gegeben“, sagt Norbert Elgert, der sich gerne mehr als vier Minuten Nachspielzeit gewünscht hätte und dies Robin Delfs, dem vierten Offiziellen, auch nicht nur einmal in der Schlussphase des Spiels mitgeteilt hat. „In England hast du zehn Minuten“, sagt er – allerdings nicht wissend, ob seiner Mannschaft dieses eventuelle Mehr an Zeit wirklich geholfen hätte.

Zwei Niederlagen gegen den 1. FC Köln

Und wer Norbert Elgert kennt, der weiß, dass er auch nicht so sehr der Mann für Momentaufnahmen ist. Er, der Knappen-Meisterschmied, bewertet viel lieber das Ganze, und das betont er auch immer wieder gerne. „Das Ding steht und ist eine unglaubliche Leistung“, sagt er und meint den Titel des Westdeutschen Meisters.

„Wir waren doch schon weg“, sagt Norbert Elgert, der direkt nach dem Gewinn der Westdeutschen Meisterschaft von einem Fußballwunder gesprochen hat, und erinnert an den lange doch holprigen Saisonverlauf. „Schaut doch mal auf unser Torverhältnis.“ Gerade mal plus 19. Dort stehen nach 26 Spielen in der Bundesliga-Staffel West nur 46 Treffer für den Westdeutschen Meister, und dies ist nur der fünftbeste Wert der Liga. Zum Vergleich: Borussia Dortmund kann 64 Tore vorweisen und der Tabellendritte 1. FC Köln, der beide Partien gegen die Schalker gewonnen hat (3:1 und 3:2), sogar 65. „Aber wir haben andere Stärken, und die sind auch wichtig“, sagt Norbert Elgert, nennt unter anderem Ausdauer und Intensität, vor allem aber den „überragenden Teamgeist“. Und mit dem lässt es sich auch trotz einiger Tränen eine Niederlage feiern wie ein Sieg.