Gelsenkirchen. Schalke 04 quälte sich am letzten Spieltag zu einem 0:0 gegen Stuttgart. Trotzdem gab es nach dem Abpfiff große Emotionen um die Nothelfer.
Huub Stevens kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Schalkes Jahrhunderttrainer hat in seiner Laufbahn schon alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Aber nach dem 0:0 gegen den VfB Stuttgart, das die Königsblauen in der Abschlusstabelle vom sehr enttäuschenden 15. auf den stark enttäuschenden 14. Tabellenplatz hievte, gab Stevens zu: „Ich hatte Gänsehaut.“
Stevens wurde von den Fans in der Nordkurve mit Sprechchören und tosendem Beifall gefeiert. Die Erleichtertung, dass es unter dem Routinier in einer alarmierenden Situation doch noch zur Rettung reichte, erfüllte das komplette Stadion. „Ich habe auch meine Assistenten dazugeholt, die mit beteiligt waren“, wollte Stevens die Anerkennung nicht für sich alleine beanspruchen.
Schalke: Stevens schickte Kreutzer, Büskens und Asamoah ein paar Meter nach vorn
Er schickte die Co-Trainer Matthias Kreutzer sowie Mike Büskens und Teammanager Gerald Asamoah ein paar Meter nach vorne, um vor dem Fanblock den warmen Applaus entgegen zu nehmen. Stevens: „Wir haben das als Team geschafft.“ Und dann schob er nach: „Schalke war jetzt meine schwierigste Aufgabe, das habe ich immer gesagt. Mit dem Spiel gegen Stuttgart war ich nicht zufrieden. Wir haben nicht das gezeigt, was wir können.“
Das Horror-Szenario, sich am letzten Spieltag mit dem VfB Stuttgart um den drittletzten Platz, der zur Relegation mit dem Zweitliga-Dritten berechtigt, zu balgen, blieb Schalke erspart. Vier ungeschlagene Spiele schaffte der Krisen-Klub auf der Zielgeraden. Neben dem Herzblut-Derbysieg in Dortmund (4:2) gab es Nullnummern gegen Augsburg und Stuttgart sowie das ansehnliche 1:1 in Leverkusen.
Huub Stevens hat seine Rettungs-Mission erfolgreich beendet. Er weiß: Es hätte auch schlimmer kommen können, weil er eine völlig mutlose und verunsicherte Mannschaft übernahm, die er binnen weniger Wochen wieder so aufpäppeln musste, dass sie vom Sparringspartner zu einem unangenehmen Gegner werden konnte.
Dass die Versöhnung mit dem Publikum im letzten Saisonspiel gegen Stuttgart nicht durch einen Sieg klappte, wurmte Stevens. „Es war kein Leckerbissen“, stellte er trocken fest, „aber das wussten wir alle.“ Und mit einem leichten Lächeln fügte er charmant hinzu: „Und trotzdem sind wir einen Platz gestiegen.“
Von Stevens fiel nach seinem letzten Einsatz als Trainer eine große Last ab. Auf die Frage, wann denn für ihn die Erholung beginnt, meinte er: „Jetzt. Keine Termine, keine Sitzungen – oder was denn auch.“ Am Sonntagvormittag treffen sich Mannschaft und Trainerstab, um die Mitarbeiter der Geschäftsstelle zu einem Essen einzuladen. „Wir brunchen oder grillen“, sagt der Jahrhunderttrainer, „das Personal auf der Geschäftsstelle hat auch viel gegeben, das darf man nicht vergessen. Wir lassen die Saison gemeinsam ausklingen.“
Riether: "Ich werde immer Schalker bleiben"
Während Schalke in den Erholungsmodus schaltet, stehen für die Stuttgarter noch zwei existenzielle Spiele an. „Wir haben es geschafft, dass erneut die Null steht. Mit sieben Punkten aus den vergangenen vier Spielen ist ein Aufwärtstrend zu erkennen, der uns Glaube und Kraft für die Relegationsspiele gibt“, stellte VfB-Trainer Nico Willig fest. Der VfB trifft am 23. Mai (20.30 Uhr) zunächst zuhause auf den Zweitliga-Dritten. Das Rückspiel steigt am 27. Mai (20.30 Uhr). Stuttgarts Kapitän Christian Gentner umschiffte die Frage nach seiner sportlichen Zukunft. Sein Vertrag läuft zum 30. Juni aus. „Wir haben in dieser Woche viel diskutiert, aber das ist der falscheste Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Vor dem nächsten Montag werde ich sicher nichts sagen“, so Gentner.
Solche Gedanken muss sich Sascha Riether nicht machen. Schalkes Routinier beendete mit einem Zwei-Minuten-Einsatz gegen den VfB seine aktive Karriere und wurde nach Abpfiff von den Fans gefeiert. Riether bekam ein Nordkurven-T-Shirt überreicht und überreichte zwei Ultra-Vorsängern sein Trikot. „Ich werde immer Schalker bleiben und dem Klub die Daumen drücken, dass wieder bessere Zeiten kommen“, so Riether.