Gelsenkirchen. Am Ende des Schalke-Spiels gegen Frankfurt entstand in der Nordkurve ein Video mit antisemitischen Äußerungen. Nun reagierte die Faninitiative.
Der FC Schalke 04 hat momentan viele Probleme. In der Fußball-Bundesliga stecken die Profis im Abstiegskampf, für die kommende Saison sucht Schalke noch einen Trainer, auch zwei Positionen in der Klubführung - unter anderem die des Sportdirektors - sind noch unbesetzt.
Auch interessant
Doch nicht nur damit muss sich die Vereinsführung befassen. Ein Video, das kurz vor Schluss des Spiels gegen Eintracht Frankfurt (1:2) entstanden war, wird sogar zu einem Fall für den Staatsschutz. „Ihr scheiß DFB-Hurensöhne. Euch werden wir alle umbringen, ihr kleinen Hurensöhne“, schrie ein Schalke-Fan, der in der Nordkurve stand. „Schafft die Scheiße ab, sonst werdet ihr alle vergast", sagte er über den Video-Assistenten. Antisemitische Wortwahl taucht auch an anderer Stelle auf: „Juden! Stecht sie alle ab. Bringt sie alle um!“
Nun reagierte Schalkes Faninitiative mit einem offenen Brief auf ihrer Internetseite. In dem Brief heißt es, dass sich vermeintliche "Einzelfälle" häufen würden und in Teilen der Fan-Szene eine "zunehmend feindliche und diskriminierende Stimmung" herrsche. Von der Vereinsführung fordert die Initiative daher "klare Kante". Konkret: "Es reicht nicht aus, Transparente aufzuhängen und sich ansonsten hinter Satzung und Leitbild zu verstecken." (aer)
Der offene Brief der Schalker Faninitiative im Wortlaut
"Bei letzten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt kam es in der Arena erneut zu einem diskriminierenden und brutalen Ausfall. Wie ein Video im Internet zeigt, hat ein Zuschauer in der Nordkurve mehrere Minuten lang menschenverachtend, sexistisch und aufs übelste antisemitisch auf den Schiedsrichter und das Gästeteam eingepöbelt. Leider hat auch niemand der Umstehenden interveniert – obwohl u.a. „Ihr Juden, ihr werdet alle vergast“ gebrüllt wurde.
Gewiss, in diesem Ausmaß handelt es sich zunächst mal um einen Einzelfall. Als regelmäßige Stadiongänger müssen wir aber leider zugeben, dass sich diese „Einzelfälle“ immer mehr häufen und das aktuelle Video nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Denn dieser Vorfall reiht sich in eine Reihe von weiteren Vorfällen im Umfeld von Schalke-Spielen ein.
Sei es in der Straßenbahn, wo lauthals „Dortmunder Frauen; ficken und verhauen“ gesungen wird, sei es in der Arena, wo die antidiskriminierenden Banner oder Fahnen der Fan-Ini in der laufenden Saison schon mehrmals auf handfesten Widerstand gestoßen sind. Nicht zuletzt diverse homophobe Vorfälle (Leipzig, Dortmund) erzeugen den Eindruck einer zunehmend feindlichen und diskriminierenden Stimmung in Teilen der Fan-Szene.
„Schalke – Wir leben dich“?
Wenn man schon meint, man müsse unserem Verein einen Werbespruch verpassen, dann möge man ihn bitte auch ernst nehmen! Denn bei aller Wertschätzung für die Aktivitäten der S04-Mitarbeiterschaft, vermissen wir ein Statement der Schalker Führung: Es reicht nicht aus, Transparente gegen Rassismus und Homophobie aufzuhängen und sich ansonsten hinter Satzung und Leitbild zu verstecken. Das gilt auch für den Vorfall, als das Graffiti im Kreisverkehr vor der Geschäftsstelle mit „Juden S04“ beschmiert wurde.
Hier wurden und werden Grenzen überschritten. Wir fordern daher klare Kante und ein deutliches Signal der Vereinsführung!
Zumal in einer Stadt, wo die AfD 17 Prozent bekommen hat und sich zunehmend hiesige Aktivisten der Dortmunder Neo-Nazi-Partei „Die Rechte“ breitmachen.
Das Gleiche gilt für alle Schalke-Fans: Erhebt eure Stimme! Wer schweigt, gibt Hass, Spaltung und Ausgrenzung Raum. Lasst uns alle eintreten gegen Menschenfeindlichkeit und Hetze. Egal ob auf der Straße, in der Straßenbahn oder im Stadion.
Für ein Stadion ohne Hetze. Für Schalke! Für unsere Stadt! Für uns alle!"