Essen. Die Ultras des FC Schalke 04 wollen Christoph Metzelder als Sportdirektor verhindern. Ihre Beleidigung kam aber nicht bei allen Fans gut an.

Er arbeitet gar nicht für den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 – und ist drei Tage nach der 1:2-Niederlage der Königsblauen gegen Eintracht Frankfurt doch ein großes Thema: Christoph Metzelder. Einige Fans aus der Ultra-Szene hatten Metzelder auf einem Plakat vor dem Frankfurt-Spiel als „Zeckenschwein“ bezeichnet. Sie wollen verhindern, dass der Ex-Profi von Borussia Dortmund und S04 zum Sportdirektor berufen wird.

Der Inhalt des Plakats verärgerte nicht nur die Vereinsvertreter der Königsblauen, sondern auch den Schalker Fanklub-Verband (SFCV). „Als ich das Plakat gesehen habe, war ich entsetzt von dieser Deutlichkeit. Jeder hat das gute Recht, seine Meinung zu äußern – aber das gibt nicht das wieder, was ein Großteil der Fans empfindet“, sagte Heiner Tümmers, Vorstand des SFCV und Mitglied des Aufsichtsrats, dieser Zeitung.

Metzelder spielte von 2010 bis 2013 für die Königsblauen. Eine Zeit, auf die Tümmers positiv zurückblickt: „In Dortmund hat er Aktionen mitgetragen, die er sich aus Schalker Sicht besser verkniffen hätte. Aber in den drei Jahren hat er einen vernünftigen Job gemacht.“

Metzelder 2013 über Schalke: "Positiv verrückter als der BVB"

Das umstrittene Plakat fand ohne königsblaue Zustimmung den Weg in die Nordkurve. Die Schalker kontrollieren die Inhalte der Fan-Transparente nicht. Alles geschehe auf Vertrauensbasis, wie ein Sprecher auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilte. Nach dem Frankfurt-Spiel gibt es nun Redebedarf. Die Fanbeauftragten suchen das Gespräch mit den Ultras.

Metzelder hatte sich nach seinem Karriereende stets etwas positiver über Schalke als über den BVB geäußert. „Schalke ist positiv verrückter. Man hat das Gefühl, auf Schalke gibt es einen Tick mehr Leidenschaft, mehr Verrücktheit“, sagte er 2013.

Ob er sich vorstellen kann, Sportdirektor zu werden? Metzelder äußerte sich auf Nachfrage dieser Zeitung auch am Montag nicht. Noch kümmert er sich um seine anderen Aufgaben. Genug zu tun hat er. Denn er konzentriert sich auf fünf Jobs:

  • TV-Experte bei Sky: Als er im Mai 2013 sein Karriereende verkündete, gab er bekannt, fortan als TV-Experte für "Sky" zu arbeiten. Nun beendet Metzelder im Mai seine bereits fünfte Saison beim Pay-TV-Sender, er ist aktuell in die Bundesliga-Berichterstattung am Samstag fest eingebunden.
  • Funktionär und Jugendtrainer beim TuS Haltern: Seit Juli 2014 ist er erster Vorsitzender seines Heimatvereins TuS Haltern. Die Chancen, dass in diesem Jahr der Aufstieg in die Regionalliga West gelingt, sind groß. Zudem trainierte er die U19, die er in die Westfalenliga führte. Regelmäßig bei Training und Spielen anwesend zu sein, ist für ihn sehr wichtig.
  • Aufsichtsrat Preußen Münster: Ein weiterer wichtiger Verein in Metzelders Karriere ist sein Jugendverein Preußen Münster. Inzwischen sitzt er im Aufsichtsrat des aktuellen Drittligisten. Sein Bruder Malte ist dort Sportchef.
  • Geschäftsführer der Werbeagentur BrinkertMetzelder: Gemeinsam mit Raphael Brinkert - ebenfalls ein Halteraner - war Metzelder Geschäftsführer der Agentur "Jung von Matt/SPORTS". Vor einem Jahr gründeten sie eine eigene Agentur mit Sitz in Metzelders Wohnort Düsseldorf.
  • Gründer der Christoph-Metzelder-Stiftung: Noch während seiner aktiven Karriere gründete er die Christoph-Metzelder-Stiftung, die bundesweit Projekte der offenen Kinder- und Jugendarbeit in prekären Stadtteilen unterstützt. Zum Kuratorium gehören DFB-Manager Oliver Bierhoff und Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Ob sich die Schalke-Bosse vom Ultra-Plakat beeindrucken lassen und von Metzelder Abstand nehmen, ist offen. Laut "Bild" steigen die Chancen von Horst Heldt wieder, zu den Königsblauen zurückzukehren.

Wäre Metzelders Netzwerk zu Spielern und Beratern groß genug? Hatte er neben seinen zahlreichen Aufgaben noch genug Zeit, Kontakte zu pflegen und aufzubauen? Eine Frage, die nicht beantwortet werden kann. Denn: Er hat in der Bundesliga erst einen Transfer getätigt - und das auch nur indirekt. Denn ohne die Unterstützung Metzelders hätte ein großes Idol nie das Trikot von Schalke 04 getragen.

Es geht um Raúl.