Gelsenkirchen. Domenico Tedesco greift vor seinem Endspiel beim FC Schalke 04 durch. Drei Nationalspieler stehen in der Partie bei Werder Bremen nicht im Kader.

Wenn Krisen-Klub Schalke 04 an diesem Freitagabend (20.30 Uhr, Eurosport-Player) bei Werder Bremen antritt, steht Domenico Tedesco noch mehr im Fokus als sonst. Blitzlichtgewitter, Kameraschwenks, Blicke aus den Blöcken: Alles schaut auf Schalkes Trainer, der mit 33 Jahren die schwerste Phase seiner noch jungen Laufbahn durchlebt.

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Er ist vorbereitet. Es gehe aber nicht darum, „welche Kamera wohin zeigt“. Sondern nur um diese Einstellung: „Wir müssen fighten“, fordert Tedesco voller Energie. „Wenn es der Mannschaft hilft, würde ich jeglichen Druck auf mich nehmen. Wir müssen performen, auch unter Feuer.“ Tedesco wird drastisch und deutlich: „Wir haben uns in die Scheiße reingeritten, da müssen wir gemeinsam rauskommen.“

Solche Worte sind für Tedesco ungewöhnlich. Normalerweise drückt er sich gewählt und bedacht aus. Das ist jetzt anders. Für Tedes­co ist es eine Minute vor zwölf. Sollte der Auftritt in Bremen ähnlich desaströs ablaufen wie die letzten beiden Spiele gegen Düsseldorf (0:4) und in Mainz (0:3), endet die Zeit des Trainers auf Schalke.

Der Absturz mit seiner Mannschaft, die sich zu selten als solche präsentierte und sich zuletzt von Aufsteiger Fortuna Düsseldorf verdreschen lassen hat, geht Tedesco nahe. „Die Situation lässt mich nicht kalt. Alles andere wäre gelogen“, gibt der Deutsch-Italiener zu.

Trainer schaltet in den Kampfmodus

Tedesco hat in den Kampfmodus geschaltet. Er liebt Schalke, bekommt aber seit Monaten wenig Zuneigung von seinen Profis zurück. Schon mehrmals war er von Leistungen seiner vermeintlichen Leistungsträger enttäuscht. Im Wochenverlauf legte sich sein Groll meistens, wenn er engagierte und positive Trainingsleistungen regis­trierte. Diesmal lässt sich der Familienvater aber davon nicht blenden. Drei Stars streicht er aus dem 18-köpfigen Aufgebot für das Bremen-Spiel: Nationalspieler Mark Uth, Verteidiger Hamza Mendyl und „Enfant terrible“ Amine Harit.

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Der unsouveräne Verteidiger Salif Sané muss in Bremen auf die Bank. Tedesco setzt Zeichen. „Wir können nicht völlig normal zur Tagesordnung übergehen“, sagt er. Diesmal berücksichtigt er Spieler, von denen er am ehesten erwartet, dass sie den Teamgedanken mit Leben füllen. „Wichtig ist, dass der eine für den anderen da ist“, sagt Tedesco. Der Trainer setzt auf das Musketier-Motto: Einer für alle, alle für einen.

Ob das für die Last-Minute-Wende reicht? Tedesco will sich weder auf Worte seiner Spieler noch auf Trainingseindrücke verlassen. „Ich könnte sagen, wie gut das Training und wie gut die Gespräche waren. Ich kann es selbst nicht mehr hören. Die Jungs müssen es auf dem Platz zeigen, sie brauchen nicht nach dem Spiel sagen, dass sie gut eingestellt waren.“ Tedesco ergänzt: „Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, die Spieler zu finden, die den Plan umsetzen.“

In Schalkes brisanter Lage kommt es weniger auf fußballerische Qualität an. „Wichtig ist jetzt der Charakter“, bestätigt Tedesco. „An erster Stelle steht der Abstiegskampf. Wir haben letztes Jahr und dieses Jahr Spiele über Charakter gewonnen. Er ist jetzt wichtiger denn je. Das ist eine Eigenschaft, die zu diesem Verein passt.“

Hildebrand traut Tedesco Wende zu

Schalkes ehemaliger Torwart Timo Hildebrand kann sich in Tedes­cos Lage hineinversetzen. „Es ist nicht einfach, wenn man um seinen Job spielt“, sagt der 39-Jährige. „Domenico Tedesco ist noch ein junger Trainer. In seiner ersten Saison haben fast alle Dinge, die er angepackt hat, geklappt. Vielleicht hat er in dieser Spielzeit nicht konsequent genug gegengesteuert und die Situation insgesamt unterschätzt.Ich bin aber sicher, dass er aus den letzten Monaten viel gelernt hat.“ Hildebrands Prognose: „Ich traue ihm eine kurzzeitige Wende bei Schalke noch zu.“