Gelsenkirchen. Klaus Thomforde, Torwarttrainer der U21 beim DFB, sieht Schalkes Nübel als “unheimlich talentiert“. Die bisherige Nummer 1 Fährmann will bleiben.
Klaus Thomforde lässt sich gar nicht lange bitten: „Man kann Alex nur in den höchsten Tönen loben“, sagt der Torwarttrainer der U21-Nationalmannschaft über Alexander Nübel. Der 22-Jährige ist schon seit über einem Jahr Torhüter der wichtigsten deutschen Junioren-Auswahl – und hat jetzt auch beim FC Schalke 04 seinen Platz erobert, hat Kapitän Ralf Fährmann vorerst verdrängt. Das freut Thomforde natürlich, während Fährmann verständlicherweise deutlich weniger begeistert ist – weshalb die Verantwortlichen in Gelsenkirchen gespannt darauf blicken, wie der Degradierte mit seinem neuen Schicksal umgeht.
Schalke-Torwart Fährmann denkt nicht an Abschied
Denn Fährmann war nach schwierigem Start auf Schalke seit Jahren unantastbar, ist längst Klubikone und ein enorm ehrgeiziger Sportler – der natürlich keinem anderen als sich selbst den Platz zwischen den Pfosten gönnt. Entsprechend angefressen ist der 30-Jährige, denn auch er weiß ja: Trainer Domenico Tedesco mag die Wachablösung noch so oft als eine vorläufige verkaufen – aber wenn Nübel nicht handfeste Gründe in Form dicker Patzer liefert, gibt es kaum einen Grund, das talentierte Eigengewächs aus dem Tor zu nehmen.
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Da liegt die Frage nahe, ob Fährmann ähnlich reagiert wie vor anderthalb Jahren der als Kapitän abgelöste Benedikt Höwedes, der erst zu Juventus Turin und dann zu Lokomotive Moskau flüchtete. Doch darüber macht sich Fährmann nach Informationen dieser Redaktion noch keine Gedanken. Er will keine Entscheidung aus der Emotion heraus treffen, er hat ja selbst schon mehrfach erlebt, wie rasant sich die Dinge ändern können. Ein paar Patzer von Nübel oder gar ein Trainerwechsel – und schon sieht die Welt wieder ganz ander aus.
Denn bei allem zweifelsfrei vorhandenen Talent Nübels bleibt ja eine Frage offen: Wie geht er damit um, nicht mehr der Herausforderer zu sein, sondern der Stammtorwart, der etwas zu verlieren hat? Von den Anlagen her, da sind sich die Experten einig, bringt er alles mit, um auf Schalke zu bestehen. „Er ist ein unheimlich talentierter Torhüter, dem die Zukunft gehört“, lobt Thomforde. „Er hat ein außergewöhnliches fußballerisches Vermögen.“ Bis zur U14 spielte Nübel im Feld, dann erst erfolgte der endgültige Wechsel ins Tor. Den Rummel um seine Person steckt er bemerkenswert entspannt weg, heißt es von jenen, die ihn gut kennen. „Er ist charakterlich sehr geerdet, einfach ein toller Mensch mit Bodenhaftung“, bestätigt Thomforde.
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Verbesserungsbedarf sieht er dennoch, und zwar bei der Ziel- und Raumverteidigung, wie es im Torhütersprech heißt. Also beim Spiel auf der Linie und dem Abfangen von Flanken und Steilpässen – wobei ersteres jüngst gegen den VfL Wolfsburg gut gelang: Nübel rettete stark gegen Admir Mehmedis Kopfball aus kurzer Distanz und im direkten Duell gegen Yannick Gerhardt. „Das waren herausragende Aktionen“, sagt Thomforde und bescheinigt dem Torhüter für sein Alter einen „ganz außergewöhnlichen Leistungsstand“.
Manuel Neuer als Maßstab
Aber Maßstab ist die Weltspitze und in Deutschland heißt die Referenz: Manuel Neuer. Auch der kam aus der Knappenschmiede, wurde als 20-Jähriger zum Schalker Stammtorwart, erwarb sich seinen Ruf als Weltklassemann erst durch Einsätze in großen Wettbewerben und den Gewinn von Champions League mit Bayern München und Weltmeisterschaft mit dem DFB.
Davon ist Nübel weit entfernt – noch. Doch sein Förderer Thomforde sagt: „Ich traue ihm absolut zu, auf Schalke und in der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle zu spielen.“