Philip Fontein misst sich in Benidorm mit seinen Vorbildern. Der angehende Lehrer aus der Schalker U23 hätte nichts gegen eine Fortsetzung.
Mit 25 Jahren lebt Philip Fontein gerade seinen Traum. Er ist Teil der Schalker Profimannschaft, die sich noch bis Samstag in Benidorm auf die Rückrunde der Bundesliga vorbereitet. Der Offensivspieler kickte für Eintracht Rheine, bevor er im Sommer in die Schalker U23 wechselte. Dort wurde er rasch Führungsspieler und empfahl sich im November mit einem überzeugenden Auftritt beim Testspiel der Profis in St. Petersburg für höhere Aufgaben. Parallel studiert er Englisch und Sport auf Lehramt. Jetzt sitzt Philip Fontein aber bei Sonnenschein auf der Terrasse des Hotels Melia Villaitana und spricht im Interview mit der WAZ über seine Eindrücke im Trainingslager, einen Anruf von Gerald Asamoah und seine Ziele.
Herr Fontein, Sie sind mit den Profis im Trainingslager. Ein Zustand, an den Sie sich gewöhnen können?
Philip Fontein: Ich freue mich extrem, dass ich die Chance bekommen habe. Vor einem halben Jahr hätte ich daran überhaupt nicht gedacht. Mein Ziel war es, mich erstmal in der U23 zu etablieren und mir im Oberliga-Team einen Stammplatz zu erkämpfen.
Wer hat die frohe Botschaft verkündet?
Fontein: Gerald Asamoah hat mich angerufen, als ich kurz vor Weihnachten bei Freunden in Berlin war. Ich bin dann kurz raus aus dem Wohnzimmer, weil ich ja nicht wusste, aus welchem Grund Asa mich anruft. Das Weihnachtsfest war dann besonders schön.
Und das Weihnachtsmenü etwas spärlicher?
Fontein: Ja, auf jeden Fall (lacht).
Wie haben Sie bislang die Spiele der Schalker Profis verfolgt?
Fontein: Wenn es zeitlich passte, war ich im Stadion. Weil ich aber noch studiere, hat es aus zeitlichen Gründen in der Hinrunde nicht immer geklappt. Ich habe als Kind schon in Schalke-Bettwäsche geschlafen. Meine Eltern, mein Opa - mein ganze Familie ist blau-weiß.
Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft?
Fontein: Super. Ich bin sehr gut aufgenommen worden, mir wird in jeder Hinsicht viel geholfen. Steven Skrzybski, Daniel Caligiuri, Salif Sané, Bastian Oczipka, auch Michael Langer – sie haben mir schon viele wertvolle Tipps gegeben. Eigentlich sind alle Spieler sehr hilfsbereit. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft ist sehr gut, es macht einfach extrem viel Spaß.
Und wie ist Ihr Kontakt zu Trainer Domenico Tedesco?
Fontein: Auch er spricht sehr viel mit mir. Auf dem Platz, aber auch nach dem Training. Er hat gesagt, dass ich dabei bin, weil meine Leistung gestimmt hat. Auch im Testspiel gegen St. Petersburg. Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass ich dazugehöre und dass meine Leistung honoriert wird.
Wären Sie enttäuscht, wenn es nach dem Trainingslager zurück zur U23 gehen würde?
Fontein: Nein. Ich genieße hier im Moment einfach jede Minute und man wünscht sich natürlich immer, dass es weiter nach oben geht. Wie weit, das werde ich dann sehen.
Haben Sie schon eine feste Rückennummer?
Fontein: Beim Spiel gegen Genk soll wohl die 4 auf meinem Trikot stehen.
Standen Sie in der Liga schon mal vor dem Sprung in den Profikader?
Fontein: Nach dem Spiel in St. Petersburg durften Haji Wright und ich noch bei den Profis trainieren, die dann am Wochenende gegen den 1. FC Nürnberg gespielt haben. Es stand auf der Kippe, ob ich vielleicht als 18. oder 19. Mann in den Kader rutsche. Leider hat es nicht geklappt, aber ich war zumindest schon nah dran. Ein top Gefühl.
In der vergangenen Saison haben Sie noch für Eintracht Rheine gespielt. Jetzt ist Fußball Ihr Hauptberuf.
Fontein: Es war eine schwierige Entscheidung. Ich habe sieben Jahre bei Eintracht Rheine gespielt. Es war eine tolle Zeit. Als Schalke dann angerufen hat, hat sich die Chance ergeben, in einen Verein zu wechseln, der viel größer ist und ganz andere Möglichkeiten hat, das ist schon eine andere Welt. Ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe. Es war definitiv die richtige Entscheidung.
Wie sehr hat diese Entscheidung Ihr Leben verändert? Bleibt weniger Zeit für Freunde und Partys?
Fontein: Das war eigentlich noch nie mein Ding. Ich habe schon immer sehr professionell gelebt. Ich habe seit acht Jahren eine Freundin und bin mit ihr viel unterwegs. Wir wohnen gemeinsam in Dortmund und haben dort auch unseren Freundeskreis.
Sie wohnen in Dortmund?
Fontein: Ja, das ging wegen des Studiums nicht anders (lacht).
Was trauen Sie den Profis in der Rückrunde zu?
Fontein: Auf jeden Fall eine bessere Runde als die Hinrunde. Sie sind sehr fokussiert, haben Bock darauf, dass es wieder losgeht. Das spürt man in jeder Trainingseinheit.
Ihr U23-Trainer Torsten Fröhling betont oft, dass sich Spieler auch in der Oberliga für die Bundesliga empfehlen können.
Fontein: Gefühlt zeigt er vor jedem Training auf die Arena und sagt: Jungs, da hinten ist das Stadion, in dem ihr alle spielen wollt. Gebt alles! Und es ist ja so, dass wir in der U23 diejenigen sind, die am ehesten nachrücken können, wenn bei den Profis Lücken entstehen sollten. Die Chance muss man dann nutzen.
Stichwort: Chance nutzen. Wo sehen Sie sich in drei Jahren? Im Klassenzimmer oder im Bundesliga-Stadion?
Fontein: Dann entscheide ich mich lieber für das Bundesliga-Stadion (lacht)