Gelsenkirchen. Gegen Bayer Leverkusen wird es am Mittwoch für Schalke 04 sentimental. Eine sportliche Misere überschattet jedoch den Abschied vom Bergbau.

Domenico Tedesco hat auf Schalke noch keine der traditionellen Grubenfahrten mitgemacht, die den Spielern die enge Verbindung von Verein und Bergbau näher bringen soll. Trotzdem kann der 33 Jahre alte Trainer einordnen, was es für das Ruhrgebiet, den Klub und die Fans bedeutet, dass am Freitag die Bottroper Zeche Prosper-Haniel schließt – das letzte Steinkohle-Bergwerk im Kohlenpott. „Es steckt in den Leuten drin. Ganze Generationen haben unter Tage gearbeitet und ihre Familien dadurch ernährt. Der Bergbau ist in der DNA verankert“, sagt Tedesco.

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Schalke verabschiedet sich heute vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen (18.30 Uhr/Sky) mit einem großen Rahmenprogramm vom Steinkohle-Bergbau. Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann wird die Fans in Bergarbeiterkluft auf das West-Duell einstimmen. Genau diesen engen Bezug zwischen Arbeit auf dem Fußballplatz und Malochermentalität unter Tage will Tedesco seinen Profis bis zum Anstoß einimpfen.

Schalker Fan-Unmut in Augsburg

Vor dem letzten Schalker Bundesliga-Heimspiel des Jahres 2018 will der Trainer bei seinem Team den Blick für das Besondere schärfen. „Wir haben für die Spieler ein bisschen etwas vorbereitet, um ihnen die Bedeutung näher zu bringen“, sagt Tedesco.

Der 33-Jährige will sich nicht darauf verlassen, dass seine Mannschaft durch die emotionale Aufgeladenheit und Aufgewühltheit, die vom Bergbau-Abschied ausgeht, von allein getragen wird. Allein schon wegen des zuletzt lautstarken Fan-Unmuts, der nach dem schmeichelhaften 1:1 beim FC Augsburg erneut aufbrandete, fordert der Trainer: „Der Impuls muss von uns auf dem Platz ausgehen.“

Mit Schalke und Leverkusen treffen zwei Vereine aufeinander, die weit hinter den eigenen Ansprüchen hinterherhecheln. Die Königsblauen haben nur magere 15 Punkte auf ihrem Konto. Die Rheinländer kommen auf maue 18 Zähler.

„Die Rahmenbedingungen beim FC Schalke, in welcher psychischen Verfassung sie sind oder was ihre Zielvorgaben zu Saisonbeginn waren, interessieren mich nicht“, sagt Bayer-Trainer Heiko Herrlich und fügt an: „In der Gegneranalyse schauen wir uns ihren aktuellen Stand an und die Art und Weise, wie sie in den vergangenen Partien Fußball gespielt haben.“

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    Dabei dürfte auch Herrlich schnell zu dem Schluss kommen, dass bei Schalke in Sachen fußballerischer Qualität, Tempowechseln und Überraschungsmomenten vieles im Argen liegt. Von Gerüchten, dass Bayer Leverkusen angeblich schon einen Nachfolger für ihn sucht und in der Winterpause ein Wechsel bevorstehen könnte, lässt sich Herrlich nicht beeindrucken. „Die Spieler müssen Motivation, Konzentration und Befindlichkeiten selbst in den Griff bekommen. Das gilt genauso für den Trainer. Deshalb ist es für mich so, dass ich mich nur aufs Wesentliche konzentriere und alles andere ausblende.“

    Zumindest in diesem Punkt unterscheiden sich Tedesco und Herrlich nicht. Beide versuchen, Nebengeräusche auszublenden und mit ihren schlingernden Mannschaften endlich auf Kurs zu kommen.

    Schalke hat in 15 Spielen erst 16 Tore erzielt

    Domenico Tedesco macht auch vor dem Spiel gegen Leverkusen das, was er häufig tut: Er warnt vor dem Gegner. „Sie haben sechs Tore in Bremen gemacht und fünf im Pokal gegen Mönchengladbach. Leverkusen ist eine Mannschaft, die an einem guten Tag sehr gefährlich sein kann.“

    Inwieweit die harmlosen Schalker, die erst 16 Tore in 15 Spielen erzielt haben, gefährlich werden können, wird sich zeigen. In Yevhen Konoplyanka (Adduktorenprobleme auskuriert) steht ein Offensivmann wieder zur Verfügung. Allerdings ist der Ukrainer nicht gerade als Torjäger bekannt.

    Im Sturm werden voraussichtlich Cedric Teuchert und Steven Skrzybski beginnen. In der Hinterhand hätte Trainer Tedesco dann zwei Talente: den von der U23 hochgezogenen Haji Wright und U19-Spieler Ahmed Kutucu.