Gelsenkirchen. Schalkes Sportvorstand stellt klar: Ein Helfer für die Planung ist unnötig. Im Winter will er Spieler abgeben - um Verstärkung holen zu können
Mitten im Bundesliga-Abstiegskampf stehen bei Schalke 04 nicht die sportlichen Themen im Vordergrund. Im Aufsichtsrat wird schon länger über die Schalker Einkaufspolitik diskutiert. Mittelfeldspieler Omar Mascarell, der für zehn Millionen Euro von Real Madrid kam und vorher an Eintracht Frankfurt verliehen war, oder der teuerste Sommer-Neuzugang Sebastian Rudy, der für 16,5 Millionen vom FC Bayern geholt wurde, stehen im Kontrollgremium dabei besonders unter Beobachtung. Aufwand und Ertrag, so die Meinung, stünden bisher im deutlichen Missverhältnis.
„Für mich gab es das Thema nicht“
So reifte bei Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und den Gremiumsmitgliedern die Idee, Manager Christian Heidel bei der künftigen Kaderplanung einen Experten an die Seite zu stellen, um sich insgesamt breiter aufzustellen. Heidel aber lehnt einen externen Mitarbeiter oder Helfer in seinem Bereich komplett ab. „Für mich gab es das Thema nicht. Deswegen ist das Thema für mich ganz, ganz sicher erledigt“, sagt der 55-Jährige energisch.
Dass die Gedankenspiele über einen Heidel-Helfer öffentlich wurden und sich somit eine Eigendynamik mit ersten offiziellen Bewerbungen von potenziellen Kaderplaner-Kandidaten entwickelte, passt dem Schalker Manager überhaupt nicht. Heidel bevorzugt die Variante, dass Personal-Diskussionen in den eigenen vier Wänden geführt werden: „Dass wir das intern ganz sicher auch noch mal besprechen werden und müssen, das ist ein ganz anderes Thema. Ich habe es Clemens Tönnies gegenüber genauso formuliert.“
Heidel: Verhältnis zu Tönnies nicht belastet
Der Manager kann den Zeitpunkt des Vorstoßes nicht ganz nachvollziehen. Im Sommer hätte Schalke für die Transfers noch Lob von allen Seiten erhalten. Heidel: „Ich wundere mich halt nur, dass so ein Thema nicht vor vier Monaten kam, es kommt jetzt.“ Heidel sieht das Verhältnis zu Tönnies trotz der aufgekommenen Unruhe aber nicht als belastet: „Jeder weiß, dass ich ein sehr, sehr gutes Verhältnis zu Clemens Tönnies habe, ich würde es fast freundschaftlich nennen. Ich werde niemals in meinem Leben ein schlechtes Wort über Clemens Tönnies verlieren. Dafür schätze ich den Mann, die ganze Familie viel zu sehr. Ich habe auch irgendwie so ein bisschen das Gefühl, das ist auch umgekehrt so.“
Die Tatsache, dass es zwischendurch zu kontroversen Ansichten zwischen Tönnies und ihm kommt, sieht Heidel keineswegs als Problem: „Man muss da nicht immer einer Meinung sein. Das ist doch völlig in Ordnung.“
Am Rande des Champions-League-Spiels gegen Lokomotive Moskau, das Schalke durch ein spätes Tor von Alessandro Schöpf (90.) 1:0 gewann, unterhielt sich Heidel mit Tönnies über das hochgekochte Thema „externer Helfer“. Der Sportvorstand berichtet: „Clemens hat betont, er wäre überhaupt nicht anderer Auffassung. Er hätte im Endeffekt nur laut gedacht.“
Schalke will Großverdiener abgeben
Dennoch: Nach dem schwachen Saisonstart und dem Rumoren der letzten Tage steht Heidel stärker unter Beobachtung als jemals zuvor. In der Winterpause sollen möglichst zwei Großverdiener abgegeben werden: Johannes Geis (25) und Franco Di Santo (29), deren Verträge im Juni 2019 auslaufen. Ihre Gehälter könnten dann in einen Offensiv-Neuzugang investiert werden.
Auch dem Ukrainer Yevhen Konoplyanka (29/Vertrag bis 2020), der auch in seiner dritten Saison auf Schalke nur gelegentlich sein Können aufblitzen lässt, würde Schalke bei einer Offerte keine Steine in den Weg legen. Darüber hinaus gibt es konkrete Überlegungen, dass Linksverteidiger Abul Rahman Baba (24) zurück zu seinem Stammverein FC Chelsea wechselt und von dort an einen anderen Verein ausgeliehen wird. „Dass wir uns Gedanken machen um den Kader und wie es ab Januar dann weitergeht, ist völlig normal. Das machen wir auch“, sagt Heidel.