Gelsenkirchen. Auf Schalke hat der Aufsichtsrat Überlegungen angestellt, den Sportvorstand zu entlasten. Der aber lehnt Hilfe ab. Ein Kommentar.

Auf Schalke herrscht Unruhe, darüber muss man sich nicht wundern. Dazu reicht ein Blick auf die Bundesliga-Tabelle.

Aktueller Anlass zur Aufregung: Clemens Tönnies, der Aufsichtsrats-Vorsitzende, hat mal „laut gedacht“. Und zwar darüber, dass Christian Heidel, der Sportvorstand, vielleicht Unterstützung bräuchte. Das Beispiel dafür, dass so etwas funktionieren kann, liefert gerade Borussia Dortmund. Gerade das schmerzt die Schalker natürlich besonders. Beim Blick nach drüben fällt auf: Der BVB hat Witsel, Delaney und Alcácer verpflichtet, und alle sind auf Anhieb eingeschlagen. Auf Schalke hingegen fragt sich jeder, warum Rudy, Mascarell, mit Abstrichen auch Uth und Serdar so lange brauchen, um bei ihrem neuen Klub Fuß zu fassen.

Es ist daher das gute Recht des Aufsichtsrates, sich wegen des sportlichen Misserfolgs Gedanken über die Struktur zu machen. Ob diese Gedanken hätten öffentlich geäußert werden müssen, ist ein anderes Thema.

Heidel reagiert mit einem Machtwort

Heidel hat es nicht gefallen, dass die Diskussion über seine Arbeit nicht intern blieb. Und er hat mit einem Machtwort reagiert. Unmissverständlich hat er klargemacht, dass er Bewerbungen von potenziellen Helfern zwar entgegennimmt. Aber danach allesamt ablehnt.

Was ist das? Sturheit? Beratungsresistenz? Nein. Es ist Stärke. Christian Heidel sendet sowohl nach außen als auch nach innen ein Signal: Er versichert, dass er seinen Job beherrscht. Er hält allen vor, die ihn jetzt für die nicht gerade als Volltreffer aufgefallenen Neuzugänge kritisieren, dass bei deren Verpflichtungen im Sommer keine Gegenreden zu hören gewesen seien.

Heidel geht auf Schalke ins Risiko

Christian Heidel geht mit dieser selbstbewussten Haltung natürlich ein Risiko ein. Er muss schon im Winter Nachbesserungen vornehmen, die sich zügig als erfolgreich erweisen sollten. Und er muss gerade jetzt damit rechnen, dass ihm auch innerhalb des Vereins noch genauer auf die Finger geschaut wird.

Auf Schalke ist man etwas misstrauisch geworden, nachdem in drei Spielzeiten zum zweiten Mal der Saisonstart mit je fünf Niederlagen misslang. Da mögen noch so viele unglückliche Umstände zusammengekommen sein. Am Ende trägt der Sportchef die größte Verantwortung.