Gelsenkirchen. . Derzeit Leidwölfe statt Leitwölfe: Naldo und Sebastian Rudy spielten in der Bundesliga zuletzt kaum. Trainer Domenico Tedesco nennt die Gründe
Wenn selbst der, der immer lacht, nicht mehr lacht, dann muss die Lage ernst sein. Auf Schalke reicht dazu ein Blick ins Gesicht von Naldo. Vizekapitän und „Spieler der Saison 2017/18“, in der der Innenverteidiger keine Bundesliga-Minute verpasste und mit sieben Toren maßgeblichen Anteil an der Vizemeisterschaft hatte. Dem eigentlich immer gut gelaunten Brasilianer ist das Lachen aber vergangenen.
Tedesco hat mit Naldo gesprochen
In der aktuellen Situation, in der Schalke auf Rang 14 den eigenen Ansprüchen weit hinterherhinkt, spielt Naldo kaum eine Rolle. In den vergangenen drei Ligaspielen kam er nicht zum Einsatz. Benjamin Stambouli, Salif Sané und Matija Nastasic sind in der Abwehrkette derzeit die erste Wahl bei Trainer Domenico Tedesco. Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich daran am Samstag etwas ändern wird, wenn Schalke um 18.30 Uhr den 1.FC Nürnberg in der Veltins-Arena empfängt.
Wer Naldo im Training beobachtet, sieht nach wie vor einen hochprofessionellen Fußballspieler, der alles gibt, keinen Zweikampf scheut und seine Mitspieler auch mal anraunzt, wenn er es für nötig hält. Aber das ansteckende Lachen, die Fröhlichkeit und auch die Leichtigkeit der vergangenen Saison sind dem 36-Jährigen abhanden gekommen. Erst vor einem Monat hat Naldo seinen Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2020 verlängert. „Naldo ist eine herausragende Persönlichkeit – auf, aber auch neben dem Platz“, sagte Domenico Tedesco. Derzeit kann Naldo es nur neben dem Platz sein.
Tedesco weiß, dass dieser Zustand nicht spurlos an Naldo vorbeigeht. „Er gibt sich nach außen immer sehr souverän. Mir war es wichtig, auch mal in ihn hineinzuhören, um zu wissen, wie es in Naldos Innenleben ausschaut“, sagte Tedesco am Donnerstag und ergänzte: „Naldo sagt, dass er spielen möchte und alles dafür gibt. Das kann ich nur bestätigen. Er ist sehr professionell.“ Tedesco wies aber auch darauf hin, dass es eben nur drei Positionen in der Abwehrkette gibt. „Es ist eine Frage von Momentaufnahmen. Und die sind so, dass es die drei anderen Jungs einfach sehr gut gemacht haben“, sagt Tedesco. Die Entscheidung, auf Stambouli, Sané und Nastasic zu setzen, sei aber eher eine Entscheidung für die drei Spieler als eine Entscheidung gegen Naldo. „Genauso haben wir es ihm auch erklärt und er versteht das.“
Rudy beklagt ständige Rotation
Die Behauptung eines Journalisten, dass Sebastian Rudy zuletzt kaum zum Einsatz kam, will Domenico Tedesco so nicht stehen lassen. „Wenn man sich die letzten sieben Bundesligaspiele anschaut, stimmt das. Aber wir hatten ein paar Spiele mehr, in denen er sehr viel Einsatzzeit bekommen hat.“ Fakt ist: Der Nationalspieler, der Ende August für rund 16 Millionen Euro vom FC Bayern München kam, hat in den vergangenen sieben Ligaspielen nur 18 Minuten gespielt – das ist zu wenig für Rudys Ansprüche und die, die Schalke an den defensiven Mittelfeldspieler hat.
Am vergangenen Wochenende, als der 28-Jährige noch bei der deutschen Nationalmannschaft war, beklagte er sich über die geringe Einsatzzeit. „Dann auch die ganze Rotation. Klar will jeder spielen, aber um richtig reinzukommen, muss man natürlich mehr spielen“, sagte er bei Sport1. Schalkes Manager Christian Heidel sagte in einem Interview mit Sky über Rudy: „Vielleicht haben wir uns alle das ein bisschen zu rosig vorgestellt.“ Seit Dienstag ist Rudy zurück auf Schalke, sofort gab es ein ausführliches Gespräch zwischen Trainer und Spieler.
Bei der Pressekonferenz am Donnerstag erklärte Tedesco, wie er zu der Entscheidung kommt, ob ein Spieler in der Startelf steht, oder nicht. „Es ist die Mischung daraus, wie fit ein Spieler ist, wie frisch er ist und in welcher Lage der Spieler ist, uns etwas im Spiel und im Training zu geben.“
Tedesco stellte zudem klar, dass es Nabil Bentaleb, Rudys größter Konkurrent auf der Sechser-Position, „super gemacht“ hätte. Den Glauben daran, dass Rudy aber schon bald die erhoffte Verstärkung für Schalke sein wird, hat Tedesco nicht verloren. Im Gegenteil: „Basti, dabei bleibe ich, ist für uns ein sehr wertvoller Spieler. Er wird es in den nächsten Wochen auch unter Beweis stellen - noch mehr als in den letzten Spielen.“
Vor der Länderspielpause, sagt Tedesco, sei die Tendenz schon so gewesen, dass das Trainerteam Rudy von Spiel zu Spiel mehr vertraut habe. Taktische Prinzipien sowie die taktische Ausrichtung seien eben Dinge, die auch Zeit brauchen.