Gelsenkirchen.. Charly Neumann war ein Schalke-Original. Heute hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Erinnerungen an eine königsblaue Kultfigur.

Es brauchte nicht viel, um mit Charly Neumann gut auszukommen, eigentlich reichte schon das Herz am rechten Fleck. „Hömma“, hat Charly dann gerne gesagt und einfach angefangen, zu erzählen. Am liebsten über Schalke. Und bis zu dem Tag, als sein Herz aufgehört hat, zu schlagen. Am 11. November 2008 ist Charly Neumann gestorben. An diesem Donnerstag hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert. Und viele Schalker hätten sich mit ihm gefreut.

Denn nie hat es einen Menschen gegeben, der Schalke 04 außerhalb des Rasen-Rechtecks so verkörpert hat wie dieser Charly Neumann. Offiziell nannte man ihn Mannschaftsbetreuer, aber eigentlich war er viel mehr. Er war das, was man im heutigen Fußball kaum noch hat. Treu. Charly stand einfach für Schalke.

Charly Neumann: 1950 wurde er Schalke-Mitglied

Charly Neumann war kein Fußballer: Zu den Königsblauen kam er, als er als Bäcker-Lehrling die Brötchen zu Ernst Kuzorra brachte, dem größten Star der Mannschaft in den 1930er-Jahren. 1950 trat er in den Verein ein, wurde später Jugendleiter und rückte danach immer mehr an die Spieler der ersten Mannschaft heran. Sein Antrieb: „Ich wollte zum FC Schalke 04 dazugehören.“

Die Bilder, die von ihm nach außen gingen, zeigten stets sein großes Herz. Die wohl bekannteste Sequenz entstand nach dem ersten Bundesliga-Abstieg 1981, als er die verzweifelten Fans in den Arm nahm und mit ihnen schluchzte: „Wir steigen wieder auf, wir steigen wieder auf.“ Dass die Tränen für einen Boulevardfotografen am nächsten Tag nochmal ins Bild gesetzt wurden, spielte keine Rolle – echt waren sie trotzdem. Und in Szene setzen konnte sich Charly Neumann immer. Auch geschäftlich war er als Groß-Gastronom mit mehreren Restaurants sehr erfolgreich.

Es wurde ihm freilich nicht gerecht, wenn er zumeist auf seine folkloristische Ader reduziert wurde. Charly konnte ebenso gut auch ernst sein. Einmal, im Jahr 1986, bewarb er sich auf Schalke auch für das Amt des Präsidenten, zog aber seine Kandidatur zurück, damit sein Weggefährte Günter Siebert gewählt werden konnte. Charly wusste immer, wie man die Räder dreht. Vor allem aber war er: Einfach da. Klaus Fischer, der Mittelstürmer der 1970er-Jahre, beschrieb es einmal so: „Er war für jeden Spieler da. Jeder Spieler braucht auch mal einen, bei dem er sein Herz ausschütten kann. Das gibt es heute wohl nicht mehr.“

Als Charly Neumann am 11. November 2008 starb, war er 77 Jahre alt – die angeschlagene Gesundheit hatte ihm schon in den Jahren zuvor schwer zu schaffen gemacht. Bei seiner Beerdigung wenige Tage später hat es geregnet und einige sangen: „Steh auf, wenn Du Schalker bist.“

Charly wird es gefallen haben.