Essen/Rostock. Garry Mendes Rodrigues trifft mit Galatasaray in der Champions League auf Schalke. Die Karriere des Angreifers hatte einen unglaublichen Verlauf.

An trainingsfreien Tagen brutzelte Garry Mendes Rodrigues in einem Fast-Food-Restaurant Burger. Eigentlich wollte er als Fußball-Profi Geld verdienen, doch die Realität sah im Winter der Saison 2010/2011 anders aus. Rodrigues kickte beim Rostocker FC. Verbandsliga Mecklenburg-Vorpommern. Vereiste Sportplätze. 100 bis 150 Zuschauer am Rand. Auftritte in der Champions League schienen damals so realistisch wie heute ein Friedensnobelpreis für Donald Trump.

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Nun ist Rodrigues 27 Jahre alt – und spielt tatsächlich in der Champions League. Der Angreifer trifft am Mittwoch mit Galatasaray Istanbul auf den FC Schalke 04 (21 Uhr, live in unserem Ticker). Rodrigues gehört zu den Topstars beim türkischen Spitzenklub und dürfte Gästespieler wie Matija Nastasic oder Salif Sané vor große Herausforderungen stellen. Auch dank seiner neun Tore und zehn Vorlagen holte das Team von Trainer Fatih Terim in der Vorsaison den Meistertitel.

Bei Feyenoord ausgebildet

Christopher Stoll wird das Gruppenspiel zwischen Galatasaray und Schalke vor dem Fernseher verfolgen. Er trainierte Rodrigues damals beim Rostocker FC. „Der Kontakt kam über einen Bekannten zustande“, erzählt Stoll. „Wir hatten damals immer mal wieder internationale Spieler im Kader, und haben dann auch Garry zu uns eingeladen.“ Der gebürtige Rotterdamer, bei Feyenoord ausgebildet, zog Mitte 2010 aus den Niederlanden an die Ostsee. Er wohnte zeitweise im Rostocker Klubheim. Der Trainer besorgte dem jungen Spieler ein Fahrrad, damit dieser seine Kondition verbessern konnte. „Er war unfassbar ehrgeizig und hatte sich zum Ziel gesetzt, höherklassig zu spielen“, sagt Stoll.

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Der Trainer ließ seine Kontakte spielen. Stoll sprach bei Hansa Rostock vor, ob der Verein Garry Rodrigues nicht für die zweite Mannschaft testen wolle. Es gab eine Absage. Auch die Zweitvertretung von Union Berlin hatte keine Verwendung für das Talent. „Den Trainern kann man aber keinen Vorwurf machen“, betont Stoll. „Sie müssen die Entwicklung der Mannschaft im Blick haben und nicht die eines einzelnen Spielers.“

Rodrigues erkannte 2011, dass es für ihn im Osten Deutschlands nicht weiter nach oben gehen würde. Er zog zurück in die Niederlande – und startete durch. In der Saison 2012/2013 sorgte er als Leihspieler bei FC Dordrecht für Furore. Aus der niederländischen zweiten Liga wechselte er nach Bulgarien. Mit 14 Toren in 36 Erstliga-Spielen für Lewski Sofia machte sich der Offensivspieler im internationalen Fußball endgültig einen Namen.

Nationalspieler der Kapverdischen Inseln

Rodrigues debütierte für die Nationalmannschaft der Kapverdischen Inseln - das Heimatland seiner Vorfahren. Es folgten Wechsel zum FC Elche nach Spanien, zu PAOK Thessaloniki nach Griechenland und schließlich zu Galatasaray. Die Plattform Transfermarkt.de taxiert Rodrigues Marktwert auf acht Millionen Euro.

Auf der Foto-Plattform Instagram dokumentiert der Fußballstar, dass es ihm gut geht. Mal schippert er im Urlaub vor Ibiza über das Mittelmeer. Dann präsentiert Rodrigues seiner Fangemeinde eine Luxusuhr. „Das ist ihm alles zu gönnen“, sagt Christopher Stoll. „Er hat es geschafft, weil er einen eisernen Willen hatte.“ Der 36-Jährige glaubt auch, dass sich im Amateurfußball ähnliche Typen wie Rodrigues tummeln. „Es ist ja nicht so, dass ein Spieler die Jugendakademie verlässt und dann fertig ausgebildet ist“, sagt Stoll. „Auch mit Anfang 20 gibt es noch großes Entwicklungspotenzial.“