Gelsenkirchen. . Der FC Schalke 04 steht weiter zum Trainer. Manager Heidel hat versprochen: „Wenn es Probleme gibt, gehen wir da gemeinsam durch.“ Eine Analyse.

Christian Heidel mag diese Was-wäre-wenn-Fragen nicht. Sich vorher schon damit zu beschäftigen, was dann wäre, wenn auch das Heimspiel am Samstag gegen den FSV Mainz nicht gewonnen wird: Das ist keine Frage, mit der man Schalkes Sportvorstand aus der Reserve locken kann.

Warum auch? Denn die Antwort lautet: Auch dann passiert – Nichts! Dass Domenico Tedesco selbst im Falle einer sechsten Niederlage im sechsten Bundesliga-Spiel weiter arbeiten darf, gilt als sicher. Die Diskussion über Schalkes Trainer hat zwar längst begonnen, wird aber nur in der Öffentlichkeit geführt. Schalke 04 diskutiert nicht über Tedesco, sondern bestenfalls mit ihm: Und zwar darüber, wie es gemeinsam aus der Krise geht.

Das interne Standing von Tedesco hat nicht gelitten

Diese Haltung hat Gründe. Der wichtigste: Auch die fünf Niederlagen haben überhaupt nicht das interne Standing von Tedesco angekratzt. Es gilt immer noch das, was Heidel am 12. August bei der Vertragsverlängerung mit dem Trainer (bis Juni 2022) gesagt hatte: Dass Tedesco genau der Trainer ist, den Schalke 04 für seine Entwicklung braucht. Heidel hatte damals schon gewarnt, dass es in den anstehenden vier Jahren auch schwierige Phasen geben werde, aber er versprach: „Wenn es Probleme gibt, gehen wir da gemeinsam durch.“ Nun wäre es widersinnig und würde überhaupt nicht zu Heidel passen, schon bei der ersten großen Krise einzuknicken – damit würde er sich selbst unglaubwürdig machen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass niemand, auch Heidel nicht, mit einem solchen Saisonstart gerechnet hat.

Schalke-Trainer wirkt nicht ratlos

Wer Domenico Tedesco, unabhängig von den Ergebnissen, bei der Arbeit beobachtet, wird ohnehin zu dem Schluss kommen: Schalkes Trainer wirkt auch nicht so, als sei er ratlos – er hat nach wie vor Ideen, um an „Stellschrauben” zu drehen, wie er es ausdrückt. Nach den beiden Auftakt-Niederlagen in Wolfsburg und gegen Hertha BSC wurde das Spielsystem angepasst, weil sich die Mannschaft nicht wohl gefühlt hat mit der angestrebten offensiveren Ausrichtung. Zuletzt in Freiburg stellte er auf eine Viererkette in der Abwehr um – nicht aus der Not, sondern, weil es in der Vorbereitung einstudiert wurde, um künftig flexibler zu sein. Auch die personellen Möglichkeiten im Kader schöpft er aus (sechs Wechsel zum Spiel in Freiburg). Dass auch der 36 Jahre alte Naldo mal draußen bleibt, war für die Englischen Wochen ebenfalls geplant. Man kann allerdings die Frage stellen, ob das Spiel in Freiburg nicht zu wichtig war, um gerade dort auf Naldo zu verzichten.

Tedescos Ideen greifen in dieser Saison noch nicht

Das Problem ist: Tedescos Ideen greifen derzeit nicht so wie in der vergangenen Saison, als fast alles aufging. Mittelfeldspieler Stambouli wurde in die Abwehr versetzt, Offensivmann Meyer auf die Sechs, Stürmer Di Santo auf die Zehn – damals wirkte manches so, als könne dieser junge Trainer übers Wasser gehen. Jetzt erkennt man, dass er doch schwimmen muss, so wie jeder andere auch.

Die Arbeitsweise von Tedesco hat sich allerdings ganz sicher nicht verändert. Und wie sehr die bei der Mannschaft ankommt, drückte Kapitän Ralf Fährmann im Sommer aus, als er sagte: „Wir haben den besten Trainer der Liga.” Was sich seitdem geändert hat, sind die Ergebnisse, aber auch deren Zustandekommen ist differenziert zu betrachten.

Der Faktor Glück

Richtig schwach hat Schalke in Wolfsburg (1:2) und gegen Hertha (0:2) gespielt – in Wolfsburg wurde das aber kaum thematisiert, weil jeder nur über den Video-Beweis (Nastasic-Rot) sprach. Bei der dritten Niederlage in Mönchengladbach spielte Schalke fehlerhaft, hatte aber wenigstens Torchancen, gegen Bayern stand man (wie jedes Jahr) auf verlorenem Posten. Zwischendurch gab’s das 1:1 in der Champions League gegen Porto – ein Spiel, das Schalke im Vorjahr vermutlich gewonnen hätte, weil die Mannschaft damals auch das nötige Spielglück hatte. Ähnlich nun auch das Spiel in Freiburg mit einem Abseitstor und zwei Pfostenschüssen in der ersten Halbzeit.

Was Streich über Schalke sagt

Die zweite Halbzeit, mit hängenden Köpfen nach dem Rückstand und wenig erkennbarem Aufbäumen, zeigte indes auch, wie sehr die Mannschaft mittlerweile an den Negativ-Erlebnissen zu knacken hat. Tedesco spürt: „Ein bisschen fehlt auch das Glück.”

Mainz (an diesem Samstag), Moskau (3. Oktober) und Düsseldorf (6. Oktober) heißen die drei nächsten Gegner: Bisher gibt es keine Anzeichen, dass Schalke die Geduld verlieren könnte. Freiburgs Trainer Christian Streich sagte nach dem Spiel am Dienstag über die Königsblauen: „Wenn sie so weitermachen, sind sie auf dem richtigen Weg. Sie haben spielerisch vieles richtig gemacht.”

Nur: Das will nach fünf Niederlage kaum jemand hören.