Madrid. Die Mannschaft spielt auch im Finale vor 12000 Zuschauern in Madrid groß auf. Trotzdem verliert Schalke das Finale gegen Fnatics unglücklich.
Als die Niederlage im Finale der europäischen Top-Liga European League of Legends Championship Series (EU LCS) gegen Fnatic besiegelt war, erhoben sich die über 12000 Zuschauer im Palacio Vistalegre und applaudierten minutenlang. Schalkes League-of-Legends-Team hat die Saison als Vizemeister beendet. Erinnerungen an die Fußball-Bundesliga-Saison 2000/01 werden wach. Denn einmal mehr ist der FC Schalke 04 „Meister der Herzen.“
„Wir haben uns diesen Erfolg hart erarbeitet. Auch wenn die Enttäuschung kurz nach der Niederlage noch überwogen hat, können wir sehr stolz auf unsere Leistung sein. Wir waren ein ebenbürtiger Gegner“, erklärte Tim Reichert, Chief Gaming Officer FC Schalke 04 Esports.
Als krasser Außenseiter, aber mit großer Vorfreude auf das, was sie da vor großer Kulisse erwartet, hatten die Schalker Ende der vergangenen Woche die Reise in die spanische Hauptstadt angetreten. Dass sie sich überhaupt für das Finale qualifiziert hatten, grenzt fast an ein Wunder.
Stückenschneider ist gekommen
Den Spring-Split, die Saison im Frühjahr, hatten die Schalker auf einem sehr enttäuschenden achten Platz beendet. Dennoch glaubten die Verantwortlichen an ihr Team. Nur auf der Position des „Junglers“, eine wichtige strategische Position, wurde ein Austausch vorgenommen. Maurice Stückenschneider, ein sehr erfahrener League-of-Legends-Spieler, der inzwischen schon als Moderator für Riot Games arbeitete, wurde reaktiviert.
Erwartungsvoll starteten die Schalker Mitte Juni in den Summer-Split und wurden doch gleich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Bilanz nach sechs Spielen: vier Niederlagen. „Wir haben weiterhin die Ruhe bewahrt und anschließend offenbar an den richtigen Stellschrauben gedreht“, sagt Sascha Marx, der in der Schalker Esports-Abteilung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. „Denn es hat Klick gemacht. Man konnte zusehen, wie das Team immer mehr zu einer Einheit zusammengewachsen ist und das auch im Spiel grandios umgesetzt hat.“
Die Schalker eilten von Sieg zu Sieg und gaben im gesamten Split nur noch zwei Spiele ab, sodass sie die Saison mit einer Bilanz von zwölf Siegen aus 18 Partien auf Rang drei beendeten.
In den Play-Offs in Berlin wuchs die junge Mannschaft dann über sich hinaus und schaffte tatsächlich das, wovon sechs Monate zuvor niemand auf Schalke zu träumen gewagt hätte. Durch Siege im Viertelfinale und Halbfinale buchte die Mannschaft das Ticket für das große Finale in Madrid, das sie trotz des Auftaktsiegs gegen Rekordmeister Fnatic aus London mit 1:3 verlor. „Es waren eben Kleinigkeiten, die das Duell entschieden haben. Allerdings ist Fnatic im Vergleich mit Fußball-Mannschaften schon auf einer Stufe mit Bayern, Barcelona oder Real Madrid“, sagt Sascha Marx.
Vielleicht haben sich die Schalker, die deutlich unerfahrener sind, auch von der großen Kulisse aus der Ruhe bringen lassen. „Die Fans im Palacio Vistalegre haben die ganze Zeit mächtig Stimmung gemacht. Das war schon wie Nordkurve auf Schalke“, sagt Marx und lacht. Online verfolgten das LCS-Finale übrigens knapp 500000 Menschen.
Als die Schalker Mannschaft am Montagmittag ins Flugzeug stieg und zurück nach Berlin flog, überwog schon wieder die Freude über das Erreichte. „Wir sind verdammt stolz. Wir haben viel mehr erreicht, als wir uns erhofft haben“, sagt Sascha Marx. Nach der Gründung der Esports-Sparte 2016 ging es sogar in die 2. Liga herunter.
Ausruhen gilt aber nicht. Denn noch haben die Schalker die Chance, sich für die Weltmeisterschaft in Südkorea zu qualifizieren. Als LCS-Meister wäre die Teilnahme bereits perfekt gewesen. Im Oktober und November kommen die besten Teams der Welt in Ostasien, einer der League-of-Legends-Hochburgen, zusammen.
In den Splits haben die Teams Punkte gesammelt, durch die sie in einer Rangliste gesetzt werden. Schalke steht hinter Fanatics auf Rang zwei und ist für das Finale an diesem Wochenende in Berlin gesetzt. Ein Sieg – und es geht in diesem Jahr noch nach Südkorea. „Unsere Reise ist noch nicht zu Ende“, sagt Sascha Marx.