Gelsenkirchen. Bei der Schalker 1:2-Niederlage in Wolfsburg gab es Diskussionen um den Videobeweis. Am Sonntag äußerte sich der Boss der Video-Assistenten.
Neue Saison, alte Probleme - und Chaos pur: Der Ärger um den Videobeweis überschattete am ersten Spieltag der Fußball-Bundesliga die Freude darüber, dass der Ball wieder rollt. "Viele Sachen sind einfach nicht gut gelaufen. Es gibt Bedarf, noch weiter ins Detail zu gehen", sagte Ex-Schiedsrichter Jochen Drees, der zukünftig das Projekt Videoassistent beim DFB leitet, im Fußball-Talk bei Jörg Wontorra auf Sky Sport News HD und räumte freimütig Fehler ein.
Schalke-Vorstand Heidel: "Absoluter Aktionismus"
Hatte die umstrittene Technik bei der WM in Russland noch punkten können, steht sie gleich zu Beginn der neuen Spielzeit im Kreuzfeuer der Kritik. Schalkes Sportvorstand Christian Heidel sprach von "absolutem Aktionismus", Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann riet den Videoassistenten in Köln, sie sollen "daheim bleiben", Nürnbergs Trainer Michael Köllner vermisste "taktisches Gespür".
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Und vor allem im Fall der Schalker kommt der Protest zu Recht. Bei der 1:2 (0:1)-Niederlage der Königsblauen beim VfL Wolfsburg hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich auf Geheiß des erfahrenen Video-Referees Wolfgang Stark zunächst eine Gelbe Karte für den Schalker Matija Nastasic (65.) in eine Rote korrigiert. Nur drei Minuten später zeigte der 39-jährige Ittrich VfL-Neuzugang Wout Weghorst Rot wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit, ehe Köln Videobilder anordnete und der Platzverweis wieder aufgehoben wurde.
Ein Fehler laut Drees: "Da tat mir Patrick Ittrich tatsächlich etwas leid, weil er Entscheidungen, die ich nicht als falsch ansah, korrigieren musste. Der Video-Assistent hätte sich nicht melden dürfen." Für den 48-Jährigen gilt es, genau hier anzusetzen.
Bei der Kommunikation zwischen VAR und Schiedsrichter, damit kein Kompetenzgerangel entsteht. "Das Wort heißt Videoassistent und nicht Videoschiedsrichter. Wir müssen die Beteiligten noch mehr sensibilisieren. Der Schiedsrichter auf dem Platz ist der Chef", stellte Drees klar.
Diskussionen um Videobeweis reißen nicht ab
Und der Chef soll nur auf die Hilfe seines Kölner Adjutanten zugreifen, wenn es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt. "Interpretierbare Grau-Entscheidungen", wie Drees sie nennt, sollen alleinig dem Feldschiedsrichter obliegen. Deshalb sei es laut Drees beispielsweise auch richtig gewesen, dass Schiedsrichter Bastian Dankert am Freitag in München bei der Elfmeterentscheidung vor dem 2:1 durch Bayerns Torjäger Robert Lewandowski zum Ärger der Hoffenheimer auf technische Hilfe verzichtet hatte.
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Milde stimmt das die Trainer nicht. Die Niederlagen des 1. FC Nürnberg (0:1 bei Hertha BSC) und Fortuna Düsseldorf (1:2 gegen den FC Augsburg) führten die Trainer auf die fehlerhafte Verwendung des Videobeweises zurück. In beiden Fällen hatte es vor entscheidenden Treffern vermeintliche Fouls gegeben, die selbst nach Ansicht der Bilder nicht als solche identifiziert wurden. "Jetzt schaut er sich das zehnmal an und bewertet es trotzdem anders, weil er glaubt, dass es taktisch keinen Einfluss hat", sagte Köllner.
Die Diskussionen um den Videobeweis, das belegt das erste Bundesliga-Wochenende eindrucksvoll, reißen nicht ab. (sid)