Tilburg. Torhüter Timon Wellenreuther arbeitet in Tilburg an der Rückkehr in die Bundesliga. Schalke war von 2013 bis 2017 sein Arbeitgeber.

Schalke oder KSC? Die Frage danach, welches Ergebnis sich Timon Wellenreuther im Netz an einem Fußball-Wochenende zuerst anschaut, beantwortet der 22-Jährige salomonisch: „Da beide Teams in verschiedenen Ligen spielen, gibt es meist unterschiedliche Anstoßzeiten.“ Mit beiden verbindet der Torhüter eng seine junge Karriere. Karlsruhe ist Heimat. Schalke indes war in der Bundesliga zwischen 2013 und 2017 der Arbeitgeber. Bei Königsblau langte es jedoch nicht zur Nummer eins. Also zog es den Torsteher ins Nachbarland. Zu Willem II nach Tilburg, 40 Kilometer westlich von Eindhoven. Am 11. August startet Wellenreuther in seine zweite Saison, erster Gegner im Heimspiel ist der FC VVV aus Venlo.

Sie spielen jetzt in der zweiten Saison in der Eredivisie. Die Gegner heißen auch Venlo, Sittard oder Almelo und nicht mehr Bayern oder BVB. Haben Sie die Bundesliga noch im Blick?

Timon Wellenreuther: Erstmal spielen wir mit Tilburg auch gegen Ajax, Feyenoord und PSV. Die Eredivisie ist eine wirklich gute Liga, sie kommt gleich hinter den fünf Top-Ligen in Europa. Natürlich beobachte ich auch alle Spiele in den deutschen Ligen und habe das Ziel, irgendwann wieder nach Deutschland zurückzukommen. Wichtig ist für mich jetzt aber, dass wir mit Willem II Erfolg haben.

Dabei lief es für Sie in Tilburg anfangs gar nicht rund. Trainer Erwin van de Looi hatte Sie sogar suspendiert?

Timon Wellenreuther: Das war keine einfache Zeit für mich, zumal ich mir nichts habe zu Schulden kommen lassen und mehrmals das Gespräch mit dem Trainer gesucht habe. Offenbar hat er einen Sündenbock gesucht, nachdem wir von den ersten sieben Spielen sechs verloren hatten. Aber für mich ist das abgehakt.

Am Saisonende haben Sie nach einem Sehnenriss bei Ihrem Konkurrenten Mattijs Branderhorst wieder gespielt und mit Willem II bei vier Siegen und nur zwei Niederlagen in den letzten acht Spielen noch den Klassenerhalt geschafft. Und der Trainer wurde auch ausgewechselt.

Timon Wellenreuther: Das alles macht mir sehr viel Hoffnung auf eine erfolgreiche zweite Saison. Mit Trainer Adrie Koster (ehemals Co-Trainer von Huub Stevens/Stuttgart und Bert van Marwijk/Saudi-Arabien, d. Red.) ist der Spaß am Spiel zurück. Für alle. Willem II ist sehr familiär, hier können sich Talente in Ruhe und auf gutem Spielniveau entwickeln. Die Hektik eines Bundesligaklubs gibt es hier nicht. Eines haben die Ligen aber gemeinsam: Am Ende werden wir alle nur an Erfolgen gemessen.

Sie haben auf Mallorca in der zweiten spanischen Liga vor drei Jahren ja schon eine Empfehlungsrunde für die Bundesliga hingelegt.

Timon Wellenreuther: Mit 19 Jahren nach Spanien zu gehen, war eine große Herausforderung. Die Zeit dort war für mich persönlich ein großer Erfolg. Ich habe fast alle Spiele in einer Liga auf gutem Niveau gemacht, war ein Jahr lang die Nummer eins in der U21-Nationalmannschaft. Das letzte Jahr auf Schalke danach hätte ich mir natürlich anders vorgestellt.

Warum?

Timon Wellenreuther: Ich musste auf die Teilnahme mit deutschen U21 an den Olympischen Spielen in Rio verzichten, weil Schalke bereits zwei Spieler abgestellt hatte. In der kompletten Saison bei Schalke hatte ich dann nur Einsätze in der Regionalliga West. Das Jahr verlief insgesamt sehr enttäuschend.

Obwohl Sie bei Schalke in der Champions League in Madrid und auch in der Bundesliga bei Bayern München bereits im Einsatz gewesen waren.

Timon Wellenreuther: Meine acht Bundesliga-Spiele und die beiden Einsätze in der Champions League sind überragende Erinnerungen, die ich immer im Herzen habe. Das Highlight war sicher der 4:3-Sieg bei Real Madrid. Ich arbeite jeden Tag hart dafür, dass weitere Highlights folgen werden.

Sind Torhüter aufgrund ihrer Schlüsselposition im Fußball speziell?

Timon Wellenreuther: Das kann ich nicht verneinen.

Wie äußert sich das bei Ihnen?

Timon Wellenreuther: Ich bin auf dem Platz laut, manchmal vielleicht etwas sehr laut.

Die meisten Trainer mögen das ja, wenn der letzte Mann die Mannschaft wachrüttelt.

Timon Wellenreuther: Bei meinem ersten Trainer in Tilburg war das nicht der Fall. (lacht) Er hat meinen offensiven Stil mit einer aktiven Spieleröffnung nicht so gemocht. Wenn ich sehe, dass in der Defensive bei uns etwas nicht stimmt im Spiel, gebe ich deutliche Kommandos. Dabei bin ich privat eher ein zurückhaltender, ruhiger Typ, der schnell abschalten kann.

Das ist eine gute Eigenschaft.

Timon Wellenreuther: Und eine sehr wichtige dazu. Druck hat ein Torhüter im Profifußball immer. Egal, in welcher Liga. Da ist Entspannung zwischendurch ungemein wichtig.

Ihr Vater ist Präsident Ihres Heimatklubs, den Karlsruher SC, steht damit auch stets in der Öffentlichkeit. Ist es besonders schwer für Sie, ihn zu überzeugen?

Timon Wellenreuther: Meine Eltern stehen voll hinter mir. Klar gibt mir mein Vater ab und zu mal Tipps und Hinweise. Aber er war nie Torhüter. Das eine oder andere, was auf dem Rasen passiert, weiß ich dann doch besser einzuschätzen. (lacht)

Welche Schlagzeile würden Sie am Ende der Saison gern lesen?

Timon Wellenreuther: Wellenreuther sichert Willem II den Startplatz in der Europa League. Dann hätten wir eine sensationelle Saison hingelegt.