Bremen/Essen. Werder Bremen ruft über 25 Millionen Euro für Mittelfeldspieler Thomas Delaney auf - zu viel für S04 und den BVB. Aber nichtfür englische Klubs.

Michael Zorc neigt nicht zu knalligen Formulierungen. Spricht der Sportdirektor von Borussia Dortmund über den Transfermarkt, klingt das so: „Die Preise entwickeln sich nicht gerade nach unten – gerade bei Spielern, bei denen man nicht alleine im Rennen ist.“

Dass dies noch gehörig untertrieben ist, darf Zorc gerade erst wieder am Beispiel Thomas Delaney erfahren. Den Mittelfeldspieler von Werder Bremen würde er gerne holen. Doch auch Schalke 04 ist interessiert, und dazu einige englische Klubs, die dank üppiger TV-Einnahmen mit sehr viel Geld in die Verhandlungen gehen. Mit diesem Wissen ruft Werder mehr als 25 Millionen Euro als Ablöse auf. Und vieles spricht dafür, dass Brighton & Hove, Tabellenfünfzehnter der Premier League, das Rennen um den 26-Jährigen machen wird – weil er für Dortmund und Schalke schlicht zu teuer ist.

Borussia Dortmund winkte bei Delaney ab

Offen sprechen mag niemand über diese Personalie. „Wenn wir alle Spieler verpflichten würden, an denen man uns gegenwärtig Interesse nachsagt, hätten wir am 1. August 122 Spieler unter Vertrag“, wiegelt Zorc ab. Auch in Gelsenkirchen hält man sich bedeckt. Und Bremens Sportchef Frank Baumann bestätigt lediglich, dass derzeit Gespräche mit einem anderen Klub laufen – nennt aber den Gesprächspartner nicht.

Das Thema ist ein sensibles an der Weser. Delaney, dessen Vertrag bis 2021 läuft, ist Anführer der Mannschaft. Genau deswegen interessiert man sich in Dortmund ja für den Dänen: Er verkörpert jenes kämpferische Element, jene Mentalität, die ihnen in den vergangenen Jahren verloren gegangen ist.

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So einen aber will ein Klub wie Bremen nicht unbedingt abgeben, schon gar nicht unter Wert. Und so hat sich Baumann längst deutlich positioniert, hat eine mögliche Ablösesumme von 15 Millionen Euro als „Quatsch“ bezeichnet und betont, man müsse Delaney ja gar nicht ziehen lassen.

Doch das ist Teil der üblichen Verhandlungsspielereien. Intern hat man sich auf einen Abgang des Dänen bereits vorbereitet und bereits viel Geld für neue Spieler ausgegeben – gerade so, als plante man schon mit den Millionen für Delaney. Auch der Spieler macht Druck: „Ich hätte gerne Klarheit vor der WM“, sagt er. „Die Premier League ist mein Traum. Da will ich spielen.“

Zwar wären auch Champions-League-Klubs wie Dortmund oder Schalke attraktive Ziele gewesen. Doch als die Bremer den BVB-Verantwortlichen ihre Preisvorstellungen mitteilten, winkten die erst einmal ab. Dortmund hat zwar dank der millionenschweren Verkäufe von Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang nicht eben wenig Geld. Aber davon muss ja auch ein neuer, möglichst treffsicherer Stürmer geholt werden. Und es müssen die immer höheren Gehälter finanziert werden – da kann und will man nicht jede Preistreiberei mitmachen.

Schalkes Schmerzgrenze liegt bei 15 Millionen Euro

Auf Schalke wäre man bereit gewesen, für Delaney an die Schmerzgrenze zu gehen – aber die liegt eben nur bei maximal 15 Millionen.

25 Millionen Euro liegen außerhalb der Schalker Vorstellungskraft, damit wäre Delaney Rekordeinkauf vor dem Schweizer Nationalspieler Breel Embolo (22,5 Millionen). In Dortmund läge der 26-Jährige auf Rang drei hinter Stürmer André Schürrle (30 Millionen) und Mittelfeldspieler Henrikh Mkhitaryan (27,5 Millionen Euro) – aber vor Weltmeister Mario Götze, der 22 Millionen Euro plus Boni kostete.