Gelsenkirchen. . Schalkes Manager Christian Heidel und Trainer Domenico Tedesco ziehen nach der ersten Saison mit Einsatz des Videobeweises in der Liga Bilanz.
Für den FC Schalke 04 hätte sich ohnehin nicht viel verändert. Zwei Punkte mehr hätte die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco nach der Saison auf dem Konto gehabt, wenn es den Videobeweis nicht gegeben hätte – also 65 statt 63 Punkte. Das ergab die Rechnung des „Tagesspiegel“. Der Vizemeister wäre also auch ohne den Einsatz des Videobeweises Vizemeister geworden.
Den Fußball gerechter machen – darum ging es den Verantwortlichen, als sie grünes Licht für dieses Hilfsmittel gaben, das in dieser Saison zum ersten Mal eingesetzt wurde. Ob der Fußball tatsächlich gerechter war, lässt sich nicht verlässlich beantworten. Fest steht aber, dass dieser Videobeweis zu zahlreichen Diskussionen führte.
Bilanz von Schalke-Manager Heidel: Der Fußball ist gerechter geworden
Christian Heidel, der im Laufe der Saison oft Stellung zum Videobeweis bezogen hat, zog Bilanz: „Ich glaube schon, dass der Fußball gerechter geworden ist. Es gibt mit Videobeweis definitiv weniger Fehler als ohne Videobeweis. Wer aber geglaubt hat, dass alles zu 100 Prozent richtig entschieden wird, der hat sich mit der Thematik nicht richtig befasst.“ Schalkes Manager ergänzt: „Man muss die Thematik des Videobeweises differenzierter sehen. Wenn mit dem Videobeweis ein Fehler passiert, oder ein Fehler nicht erkannt wird, gibt es einen riesen Aufschrei und es wird gesagt: der Videobeweis ist schlecht. Dabei vergisst man aber, dass der Fehler ohne Videobeweis auch passiert wäre.“
Heidel hält es für richtig, dass der Videobeweis auch in der nächsten Saison Anwendung findet. Er sieht aber noch Verbesserungspotenziale. „Ganz sicher sollte es eine höhere Transparenz für die Zuschauer geben. Sie sollen wissen, warum etwas geahndet oder zurückgepfiffen wurde.“ Heidel glaubt aber auch, dass den Zuschauern zu 80 Prozent klar ist, warum es geht, wenn der Videobeweis zum Einsatz kommt. „Wir sitzen auf der Bank und wissen ja auch, dass es wohl doch ein Foulspiel gewesen sein muss, wenn der Schiedsrichter zum Bildschirm rennt und auf Elfmeter entscheidet.“
Nach dem 1:1 der Schalker im Dezember bei Borussia Mönchengladbach regte Heidel an, dass es dem Schiedsrichter auf dem Rasen untersagt werden soll, von sich aus den Video-Assistenten anzurufen und um Rat zu fragen. Sein Vorschlag: „Ich finde, dass die Kontaktaufnahme nur in einer Richtung sein darf, und zwar aus Köln zum Rasen. Wenn der Video-Assistent in Köln sagt, da ist ein glasklarer Fehler passiert, dann soll er sich melden.“
Trainer Domenico Tedesco ist ebenfalls der Meinung, dass der Fußball durch den Einsatz des Videobeweises ein Stück weit gerechter geworden ist. „In Summe macht es das Ganze sicher fairer“, sagt Tedesco, der aber auch betont: „Das Gefühl für die Mannschaft, für die Spieler, die Trainer und auch für die Fans, ist in der Zeit, wenn es gegen dich geht, kein schönes Gefühl. Wenn du zum Beispiel gerade ein Tor erzielt hast und dann überprüft wird, ob es regulär erzielt wurde.“ Laut Tagesspiegel braucht der Videoschiedsrichter im Schnitt 35 Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. Schaut sich der Schiedsrichter die Aufnahmen auf dem Rasen noch einmal an, dauert es knapp 70 Sekunden.
Schalke-Trainer Tedesco bittet um klare Definition
Tedescos Wunsch in diesem Zusammenhang ist aber ein anderer: „Das Thema Handspiel sollte klar definiert werden. Ist es die Vergrößerung der Körperfläche, ist es Absicht, oder nicht? Da brauchen wir Klarheit. Dann ist es sicher auch einfacher, gewisse Entscheidungen zu verstehen und zu akzeptieren.“ Die Schalker hatten in der vergangenen Saison einige Male Pech mit Handspiel-Entscheidungen. Leon Goretzka sagte nach dem 2:2 im Dezember im Heimspiel gegen den 1. FC Köln, nachdem Benjamin Stambouli der Ball aus kurzer Distanz an die Hand geschossen wurde und Schiedsrichter Stieler auf Elfmeter entschied: „Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir eine Stellungnahme gar nicht mehr zutraue, weil bei mir und bei sehr vielen anderen Spielern eine große Unklarheit herrscht, was diese Regel betrifft.“
Am 2. Spieltag beim 0:1 in Hannover sprang 96-Abwehrspieler Salif Sané, der in der nächsten Saison auf Schalke spielen wird, der Ball im eigenen Strafraum gegen die Hand – es gab keinen Elfmeter für Schalke, weil keine Absicht vorgelegen hatte. Wenig später, als Bayern München auf Schalke zu Gast war, wurde eine nahezu identische Aktion von Naldo dagegen mit einem Handelfmeter bestraft. Ralf Fährmann sagte anschließend: „Wir sind doch Menschen und haben Arme, wir können doch nicht wie eine Robbe da reinrutschen.“