Gelsenkirchen. Domenico Tedesco ist kein Mann der lauten Töne. Die Champions-League-Spiele sind für ihn keine Belastung, sondern eine Belohnung. Ein Kommentar.

Domenico Tedesco hat dieser Tage etwas sehr Kluges gesagt. Angesprochen auf eine Dreifachbelastung, die Schalke in dieser nun vergangenen Saison nicht hatte, in der kommenden Saison aber durch die Teilnahme an der Champions League wieder haben wird, entgegnete Schalkes Trainer im Kicker, dass ihn schon das Wort „Belastung“ in diesem Zusammenhang stören würde: „Wir arbeiten das gesamte Jahr über dafür, an drei Wettbewerben teilnehmen zu können – da dürfen wir es dann nicht als Belastung bezeichnen. In der Champions League dabei zu sein, ist vielmehr eine Belohnung.“

Diese Passage sagt sehr viel darüber aus, wie Tedesco tickt. Von einer Belastung zu reden, würde nicht zu ihm passen. Schalkes Trainer ist eher einer, der die spannenden Herausforderungen sieht und dafür Lösungen sucht – auch wenn er den Begriff Dreifachbelastung in dem konkreten Fall durchaus nachvollziehen kann, bezogen auf die konditionelle, athletische und mentale Komponente. Trotzdem will er es nicht als solche bezeichnen, und das ist auch deswegen klug, weil sich der Begriff „Belastung“ sonst in den Köpfen der Spieler festsetzen könnte. Schalke soll sich auf die vielen Spiele in der neuen Saison freuen.

Unweigerlich fällt einem beim Thema Zusatzbelastung ein Disput ein, den sich Tedescos Vorgänger Markus Weinzierl einmal mit Leipzigs Coach Ralph Hasenhüttl geliefert hat. Als Schalke in der Bundesliga unter Weinzierls Führung im Frühjahr 2017 um 24 Punkte hinter dem damaligen Aufsteiger RB Leipzig zurück lag, begründete Weinzierl das wie folgt: „Wir haben ungefähr 15 englische Wochen mehr als RB Leipzig absolviert. Das ist keine Ausrede, aber ein Fakt.“ Hasenhüttls Konter folgte auf dem Fuße: Wenn Leipzig demnächst international spielen würde und Schalke nicht, „dann schauen wir mal, ob wir dann 24 Punkte hinter dem FC Schalke sind.“

RB Leipzig hat zehn Punkte weniger als Schalke

Gesagt wurde das vor einem Jahr, jetzt kann man vergleichen: 24 Punkte Unterschied waren es zwar nicht, aber Leipzig kam zehn Punkte hinter Schalke ins Ziel und verpasste die Champions League. Und auch Hasenhüttl geriet nun in Erklärungsnot, warum es in der Bundesliga nicht mehr so lief wie im Jahr zuvor ohne Zusatzspiele im Europapokal. „Es ist eben einfach nicht leicht, nach einem Spiel am Donnerstagabend voll hochzufahren und am Wochenende nochmal ein Topspiel zu liefern“, sagte er nun.

Hasenhüttl musste ein Stück weit zurückrudern von dem, was er vor einem Jahr gesagt hatte – und was sich aus Schalker Sicht damals einen Tick großspurig anhörte. Auch da sind die Töne von Tedesco: klug.