Gelsenkirchen. . Zwei Tage nach Max Meyers Suspendierung unterstellt dessen Berater Roger Wittmann Schalkes Sportchef Christian Heidel fehlenden Sachverstand.

Mit hoher Konzen­tration, Einsatzfreude und Spaß bestritten die Fußballer des Tabellenzweiten Schalke 04 am Mittwoch ihre Vormittagseinheit im Schatten der Arena. Professionell gingen sie ihrer Arbeit nach, schließlich verfolgen sie ein hohes Ziel: Aus den beiden letzten Saisonspielen am Samstag beim FC Augsburg und eine Woche später gegen Eintracht Frankfurt brauchen sie noch einen Punkt, um in die Champions League einzuziehen. Wenn sie klug sind, lassen sie sich also nicht stören von dem Gezeter um den suspendierten Max Meyer. Es komplett zu ignorieren, dürfte allerdings schwerfallen. Denn am Mittwoch ging die Schlammschlacht weiter.

Schalkes Sportvorstand Christian Heidel hatte am Montagabend bei Sky erzählt, dass ihm Meyers Berater Roger Wittmann im Dezember gesagt habe, er brauche ihm nur dann ein neues Vertragsangebot zu schicken, wenn beide über denselben „Weltklassespieler, der in jeder europäischen Spitzenmannschaft Stammspieler wäre“, reden würden.

Streit um den Begriff Weltklasse

Ebenfalls bei Sky präsentierte Wittmann nun seine Version. Meyer habe sich vorstellen können, auf Schalke zu bleiben, Heidel habe Wittmann angerufen und gefragt, ob ein Treffen Sinn ergäbe. Wittmann: „Ich antwortete: Wenn wir über denselben Spieler sprechen. Nicht den, den du wegschicken wolltest, sondern den Max Meyer, der ein internationaler Klassespieler werden kann.“

Auf die Nachfrage, ob Wittmann wie von Heidel behauptet von „Weltklasse“ gesprochen habe, ging der Berater in die Offensive und verhöhnte den Sportvorstand: „Ich glaube, dass Christian Heidel Weltklasse gar nicht beurteilen kann. Weltklassespieler sind für mich Roberto Firmino, Julian Draxler und Luiz Gustavo. Die sind aber alle schon fünf bis zehn Jahre älter und spielen bei riesengroßen Klubs.“

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Mit dieser Definition von Weltklasse vergrößerte Wittmann seine Angriffsfläche. Alle drei von ihm genannten Profis werden natürlich von seiner Agentur betreut. Sie spielen in der Tat inzwischen bei großen Vereinen. Aber: Sind Draxler und Gustavo Weltklasse?

Indem er verriet, dass Meyer einer Vertragsverlängerung nicht abgeneigt war, offenbarte Wittmann zudem, dass er die treibende Kraft war in diesem unwürdigen Poker um höhere Summen, die bei einem auslaufenden Vertrag vor allem durch einen Vereinswechsel kassiert werden können.

Wittmann: "Der Spieler wollte das"

Ganz sicher werden auch die Schalker Spieler über all dies reden. Unruhe aber wollen sie deshalb nicht aufkommen lassen. „Es wird uns nicht groß beschäftigen für die letzten zwei Wochen“, versichert Kapitän Ralf Fährmann. „Auch wenn wir mit Max befreundet sind, müssen wir zum Alltag zurückkehren.“ Trainer Domenico Tedesco hatte den Profis in der Kabine erklärt, warum Meyer nicht mehr am Training teilnimmt. „Danach haben wir einen Haken dran gemacht“, sagt Fährmann. Meyer hatte gegenüber Tedesco zu verstehen gegeben, mit Schalke abgeschlossen zu haben, und in einem Bild-Interview (Wittmann: „Der Spieler wollte das!“) der Klubführung Mobbing vorgeworfen.

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Torhüter Fährmann äußerte aber auch Bedauern über die schmutzige Trennung: „Es ist schade, dass der Abschied so vonstatten geht. Max kam aus der eigenen Jugend, hat hier viele Spiele gemacht und war immer zu 100 Prozent dabei. Wir haben viel zusammen gelacht. Als Typ, als Mensch hätte er etwas Besseres verdient.“

Der persönliche Draht zum beim Verein in Ungnade gefallenen Meyer werde laut Fährmann nicht komplett gekappt. „Manche von uns haben mehr, andere haben weniger Kontakt zu ihm. Ich selbst versuche immer, mit den Spielern, mit denen ich mal zusammengespielt habe, in Verbindung zu bleiben. Das gilt auch für Max. Verabschiedet hat er sich von uns noch nicht.“

Ralf Fährmann geht fest davon aus, „dass Max Meyer noch viele Bundesliga-Spiele machen wird“. Dann wird er allerdings sein Gegner sein. Im königsblauen Trikot war das 146. Spiel, das 2:3 in Hamburg, Max Meyers letztes.