Mainz. Ein königsblauer Kraftakt mit deutlichen Spuren: Trainer durchnässt, Verteidiger Kehrer gezeichnet. Tedesco lobt die Mentalität seiner Spieler.

Das Auswärtsspiel beim leidenschaftlichen kämpfenden FSV Mainz 05 hatte Spuren hinterlassen. Schalkes Verteidiger Thilo Kehrer sah nach dem hart erarbeiteten 1:0 (0:0)-Erfolg aus, als hätte er zwei Runden gegen Wladimir Klitschko geboxt. Seine rechte Augenbraue war nach einem Kopfball-Duell mit Mainz-Stürmer Robin Quaison dick angeschwollen. Kehrer wollte nach dem Duschen lieber nichts sagen. Verständlich. Der Schädel brummte.

Thilo Kehrer.
Thilo Kehrer. © firo

Dafür sprach Trainer Domenico Tedesco, dessen Pullover durch den Dauerregen in der Opel Arena bis auf die Schultern durchnässt war. „Thilo hat in der Halbzeit gesagt, dass er alles sieht. Das sah bei ihm nicht so einfach aus, aber er konnte weitermachen.“ Genau diese Mentalität, sich als Tabellenzweiter mit aller Hingabe gegen die abstiegsbedrohten Mainzer zu stemmen, hatte Tedesco vorher gefordert.

Der Trainer ließ seinen eigentlich unantastbaren Stammspieler Max Meyer draußen, weil er beim Mainzer Spielaufbau mit vielen hohen Bällen rechnete – und dafür Weston McKennie aufgrund seiner körperlichen Robustheit besser geeignet sah als Meyer. Auch Nabil Bentaleb erhielt gegenüber Leon Goretzka den Vorzug. Der Grund: Goretzka konnte nicht alle Einheiten komplett mitmachen. Der Trainer hat da sehr klare Prinzipien. Unter der Woche muss man sich für das Spiel qualifizieren“, bilanzierte Goretzka. Da Bentaleb in dieser Qualifikations-Runde die Nase vorne hatte, bekam er den Vorzug und zeigte eine sehr engagierte Leistung.

Tedesco bemängelte: „Wir haben zu viele gegnerische Ballgewinne zugelassen"

Allerdings dauerte es 45 Minuten, bevor Schalke auf Betriebstemperatur kam. „Vor der Pause hat uns Mainz etwas überrascht und ist stark aufgetreten, war zudem sehr aggressiv und hat gut nach vorne verteidigt. Wir wollten den Innenverteidigern diese Möglichkeit nicht geben, denn das ist eine Mainzer Stärke“, analysierte Tedesco. Der 32-Jährige bemängelte: „Wir haben zu viele gegnerische Ballgewinne zugelassen. Wir wollten hinter die Kette kommen – das hat nicht geklappt.“ So blieb Schalke ohne nennenswerte Torchance.

Unmittelbar nach Wiederanpfiff schossen die Königsblauen mit ihrer ersten gefährlichen Offensiv-Aktion das entscheidende Tor. Solo Daniel Caligiuri, Schuss ins lange Eck – 0:1 (56.). Dieser eine Geniestreich reichte zum Auswärts-Dreier. „Es hat nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die glücklichere. Wenn du oben stehst, hast du das Glück“, resümierte Mainz-Sportvorstand Rouven Schröder, „es ist sehr, sehr ärgerlich, weil du gegen den Tabellenzweiten ein Spiel machst, das du nicht verlieren musst.“ Verteidiger Daniel Brosinski war ebenfalls angefressen: „Es ist ärgerlich, dass du alles investierst und nicht belohnt wirst. Schalke hat eine Chance und die ist drin.“ Brosinski schob nach: „Mit der Leistung können wir zufrieden sein. Mit dem Ergebnis nicht.“

Jetzt muss Schalke nach Wolfsburg

Mainz-Trainer Sandro Schwarz fand den Spielausgang „sehr bitter“, fand aber, dass seine Mannschaft nach dem Rückstand „sehr gut reagiert hat“. Belohnt wurde das permanente Anrennen über die Flügel nicht. Schalkes Trainer Domenico Tedesco erkannte die Leidenschaft der Rheinhessen an und zeigte sich in seiner Beurteilung fair. „Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn wir unentschieden gespielt oder sogar verloren hätten, weil Mainz alles nach vorne geworfen und eine gute Mentalität gezeigt hat.“

Doch genau die von ihm eingeforderte Mentalität warfen auch Kehrer, Caligiuri, Fährmann & Co. In die Waagschale. Tedesco: „Wir sind stolz, dass wir in Mainz bestanden haben und das Ergebnis verteidigt haben.“ Am kommenden Samstag (18.30 Uhr/Sky) geht es für Schalke mit der nächsten Prüfung gegen einen Abstiegskandidaten weiter: Die Königsblauen müssen nach Wolfsburg und sich dort genauso strecken wie zuletzt in Mainz.