Gelsenkirchen. Wie erwartet wechselt der Nationalspieler von Schalke 04 zum FC Bayern. Die Frage ist, warum die Königsblauen so lange hingehalten wurden. Ein Kommentar.

Endlich. Endlich ist es raus. Leon Goretzka wechselt im Sommer vom FC Schalke 04 zum FC Bayern München. Wie erwartet. Und wie seit langem vorbereitet. Auch wenn es nicht wenige Fans der Königsblauen bis zuletzt nicht wahrhaben wollten.

Natürlich ist so ein Verlust schmerzhaft für Schalke 04, auch für seine Anhänger. Nach Mesut Özil, Manuel Neuer, Julian Draxler und Leroy Sané verschwindet wieder ein Nationalspieler, weil er sich anderswo sportlich mehr verspricht. Und bestimmt auch: weil er anderswo mehr verdient.

Sicher: Wäre Goretzka auf Schalke geblieben, hätte er ein blau-weißer Held werden können. Aber es ist trotzdem verständlich, dass ein Hochbegabter wie er den nächsten großen Karriere-Schritt machen, in einer Top-Mannschaft spielen und Titel gewinnen will. Bayern München hat schon immer die Spieler bekommen, die Bayern München haben wollte, das hat in der jüngeren Vergangenheit vor allem Borussia Dortmund in den Fällen Mario Götze, Robert Lewandowski und Mats Hummels erfahren müssen. Da kannst du dich als ehrgeiziger und ambitionierter Klub zur Decke strecken, wie du willst - es reicht dann einfach nicht. Der FC Bayern ist für solche Spieler attraktiver.

Der Zeitpunkt der Verkündung ist verstörend

Der Wechsel von Leon Goretzka ist also nachvollziehbar. Der Zeitpunkt der Verkündung und die Hinhaltetaktik vor der endgültigen Bekanntgabe aber sind verstörend. Dieser Wechsel ist bereits vor Monaten eingefädelt worden. Und nicht durch Zufall ist Leon Goretzkas Berater Jörg Neubauer auch schon vor Monaten an der Säbener Straße in München entdeckt worden.

Trotzdem wurde Schalke 04 in dem Glauben gelassen, in diesem Pokerspiel nicht chancenlos zu sein. Sportvorstand Christian Heidel berichtete in den vergangenen Wochen wiederholt, dass Schalke alle Voraussetzungen geschaffen habe, um Goretzka zur Verlängerung seines Vertrages bewegen zu können. Und er berichtete auch, dass eine Entscheidung angeblich noch nicht festgestanden habe, weil Goretzka erst die sportliche Entwicklung auf Schalke hätten abwarten wollen.

Eine bessere Entwicklung hätte Schalke nicht nehmen können

Seltsam. Eine bessere Entwicklung als in der Vorrunde dieser Saison unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco hätte Schalke nicht nehmen können. Dass Goretzka nun trotzdem zu den Bayern wechselt, zeigt wieder einmal, dass Worte in diesem Geschäft wenig wert sind. Das ganze langgezogene Theater hätte man sich schenken können, wenn es nun doch auf dieses Ergebnis hinausgelaufen ist.

Heidel verriet sogar, man sei sich mit Goretzka bereits einig gewesen - bevor der dann beim Confed-Cup ganz groß aufspielte und sich für große Klubs wie den FC Bayern noch interessanter machte. Heidel sagte, man müsse das nun akzeptieren. Und “so komplett überraschend” sei der Wechsel nicht gekommen, “deswegen sind wir darauf vorbereitet”.

Ein Verein wie Schalke wird immer damit rechnen müssen, Spieler dieser Kategorie zu verlieren. Auf Schalke wird ab Sommer auch ohne Leon Goretzka weiter Fußball gespielt. Aber zuerst mal ist er bis Sommer noch dabei, außer die Königsblauen verkaufen ihn doch noch im Winter, dies hat Heidel zumindest nicht ausgeschlossen.

Pfiffe schaden der Schalker Mannschaft

Dass er sich aber bis zuletzt voll reinhauen und sich sportlich nichts zu Schulden kommen lassen will, ist zu erwarten. Er wird dennoch damit rechnen müssen, dass viele Schalke-Fans sauer auf ihn sind. Das hat er sich selbst zuzuschreiben. Die Anhänger der Königsblauen sollten trotzdem überlegen, ob Pfiffe gegen einen eigenen Spieler nicht der ganzen Mannschaft schaden. Einfach ruhig bleiben und das Team unterstützen, damit es in der nächsten Saison auch ohne Goretzka international spielen kann - das wäre sinnvoll.