Gelsenkirchen. Der Trainer Domenico Tedesco genießt den tollen Jahresabschluss. Aber er bleibt Realist - und verweist auf die vielen knappen Ergebnisse.

Als es geschafft war, als der 1. FC Köln mit 1:0 besiegt und der FC Schalke 04 ins Viertelfinale des DFB-Pokals eingezogen war, standen sie alle Arm in Arm hüpfend vor der Nordkurve: Spieler, Athletik-Trainer, Zeugwart, Maskottchen. Schalke zum Jahresende 2017. Und mittendrin ein Trainer, den vor einem halben Jahr noch kaum einer kannte: Domenico Tedesco genoss den Sieg und den Spaß. Und dass er textsicher die Lieder der Fans mitsang, sagt auch einiges über ihn aus.

“Dieser Verein ist ein Riese”, sagte er später. “Deshalb habe ich immer noch Demut.” Kann man verstehen. Tedesco, der in der Rückrunde der vergangenen Saison Erzgebirge Aue vor dem Abstieg aus der Zweiten Liga bewahrte, hat durch den Wechsel nach Schalke auf der Karriereleiter mehrere Sprossen auf einmal genommen.

Und er hat mit seiner Arbeit bestätigt, dass er der Richtige ist - zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Er hat Freude an dem, was er tut, und an dem, was er gerade erlebt - aber er ist Realist genug, um das Ganze richtig einschätzen zu können. Tedesco übersieht natürlich nicht, dass seine Mannschaft trotz des zweiten Platzes in der Liga und des Pokal-Erfolges spielerisch noch lange nicht ausgereift ist. Auch am Dienstagabend gegen Köln sah er in der ersten Halbzeit, wie schwer es seinem Team fiel, “Laufwege in die Tiefe” zu finden. Aber er lobte seine Mannschaft dafür, dass sie die Geduld nicht verlor. “Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert. Das ist wichtig gegen einen so gut verteidigenden Gegner. Wir mussten darauf achten, dass wir uns keine Konter einfangen.”

Tedesco: "Wir schießen keinen aus der Arena"

Tedescos Fazit nach den Spielen der vergangenen Wochen: “Wir müssen immer hart arbeiten, das sind alles knappe Ergebnisse. Wir schießen keinen aus der Arena.” Wenn die Spiele in Bremen und in Freiburg nicht gewonnen worden wären, “dann bist du Siebter”. Daran gemessen ist ihm momentan “der Hype um Schalke zu groß”. Er sagt das nicht so klar, aber er meint: Niemand sollte glauben, dass Schalke schon ein Spitzenteam ist, nur weil die Mannschaft gerade oben steht.

Genau diese Haltung tut diesem Verein gut. Selbstverständlich freut sich auch Domenico Tedesco über den zweiten Tabellenplatz. Aber er schließt daraus für den weiteren Saisonverlauf: gar nichts.