Gelsenkirchen. . Die Schalke-Ultras präsentierten Vorschläge: Ein unabhängiges Gremium soll nach Ausschreitungen urteilen, auch zur Pyrotechnik gibt es eine Idee.

Mit konstruktiven Vorschlägen sind die Ultras GE am Freitag auf den Deutschen Fußball-Bund zugegangen und haben einen Schritt zur Entspannung im Verhältnis zwischen Fans und Verband getan. Schalke-Vorstand Peter Peters lobte im Gespräch mit der WAZ die Initiative der Ultras und versprach eine Prüfung der Ideen – auf Schalke wird an einem Miteinander gearbeitet.

In ihrer ausführlichen Stellungnahme gehen die Schalker Ultras in erster Linie auf zwei Themenschwerpunkte ein. Sie regen an, dass bei Zuschauerausschreitungen nicht mehr das DFB-Sportgericht für Sanktionen zuständig sein soll, sondern ein unabhängiges Gremium, in dem unter anderem auch Sozialarbeiter und Fan-Vertreter sitzen. Und sie zeigen Lösungsvorschläge zur Legalisierung der Pyrotechnik in den Stadien auf. Schalkes Finanzvorstand Peter Peters spricht von „vernünftigen Vorschlägen“. Seine Stimme hat insofern ein hohes Gewicht, weil Peters zugleich auch Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ist.

„Kalte Fackeln“ wie in Dänemark

Bezüglich der Auslagerung der Zuschauergerichtsbarkeit weisen die Ultras darauf hin, dass das DFB-Sportgericht in seiner derzeitigen Zusammensetzung nicht dafür geeignet sei, sich mit Fanbelangen auseinanderzusetzen: „Hier werden weitreichende Urteile gegen Fans von Leuten getroffen, denen schlicht und ergreifend sowohl der Einblick und der Hintergrund fehlt“, heißt es. Das DFB-Sportgericht solle sich weiterhin um die Sanktionierungen von Fouls auf dem Platz kümmern – für mögliches Fehlverhalten von Fans solle „ein qualifiziertes, sachverständiges und verbandsunabhängiges Gremium“ zuständig sein.

Peters ist für ein solches Kompetenzteam mit weitreichenden Befugnissen durchaus offen, weil es Lösungsvorschläge mit Ideen erarbeiten könnte, die über eine reine Strafe hinausgehen: „Eine Bestrafung sollte ja nicht mit der Bestrafung enden, sondern sie muss auch zu Verbesserungen führen“, sagt der DFB-Vize-Präsident. Nach WAZ-Informationen hat Peters ähnliche Gedankengänge auch DFB-intern schon angeregt.

Bei der Legalisierung der Pyrotechnik in den Stadien verweisen die Ultras auf ein Beispiel aus dem Ausland: „In Dänemark wurde in Kooperation zwischen Pyrotechnikern, Bröndby IF und den Fans ein Bengalisches Feuer entwickelt, welches keine hohen Temperaturen mehr erzeugt.“ Diese „kalte Fackel“ könne nach Anmeldung legal im dänischen Stadion angewandt werden. Die Ultras GE sichern zu, dass auf „Knallkörper wie Böller oder Kanonenschläge“ verzichtet wird und dass Bengalische Feuer nicht mehr auf das Spielfeld oder in die Nachbarblöcke geworfen werden. Es sollten Rahmenbedingungen „für legales Abbrennen von Pyrotechnik in unseren Kurven“ geschaffen werden.

Peters lehnt Kollektivstrafen ab

Peters gibt zu bedenken, dass man bei derartigen Szenarien auf behördlicher Genehmigungen von Polizei und Feuerwehr angewiesen sei, da Gesetze und Betriebsgenehmigungen eingehalten werden müssten, ist aber generell angetan von den „konstruktiven Vorschlägen“ der Ultras: „Das ist eine Basis, auf der wir aufbauen können.“

Die Schalker Ultras werten ihre Stellungnahme als „Diskussionsgrundlage“, die im Ton sehr sachlich und versöhnlich gehalten ist („Glückauf Schalker, Glückauf Fußballfreunde, Hallo Deutscher Fußball-Bund“). Und die Reaktion von Peters zeigt, dass es durchaus ein Miteinander geben kann. Die Ultras GE hatten sich schon zu Saisonbeginn nicht an der Kampagne mit dem martialischen Namen „Krieg dem DFB“ anderer Ultra-Organisationen beteiligt. Damals war es in vielen Stadien zu schlimmen Szenen gekommen – auf Schalke nicht. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte sich danach als Zeichen des Entgegenkommens für die Abschaffung von Kollektivstrafen stark gemacht. Schalkes Ultras sind zwar noch skeptisch, ob dieser Schritt in die Tat umgesetzt wird, aber auch hier will sich Peters für sie einsetzen: „Auch ich halte es für richtig, die Kollektivstrafen abzuschaffen, weil die Vergangenheit gezeigt hat, dass sie zu nichts führen.“