Gelsenkirchen. . Nabil Bentaleb geht in seine zweite Schalke-Saison. Am Donnerstag sprach er über seine Rolle im Mittelfeld, Leon Goretzka und viel mehr.
- Nabil Bentaleb geht in seine zweite Schalke-Saison
- Am Donnerstag sprach er über seine Rolle im Mittelfeld
- Er sprach auch über Leon Goretzka
Vor einem Jahr ging alles Hals über Kopf: Nabil Bentaleb wurde erst ganz kurz vor dem ersten Saisonspiel verpflichtet, trainierte nur einmal mit der Mannschaft und spielte dann in Frankfurt, obwohl er noch nicht einmal die Namen seiner neuen Mitspieler kannte. Ein Jahr später spricht der 22 Jahre alte algerische Nationalspieler schon ein bisschen Deutsch und sieht Schalke auch sportlich viel besser gewappnet für die neue Saison, die am Samstag(18.30 Uhr) in der Arena gegen Leipzig beginnt.
Sind Sie bereit für den Start?
Nabil Bentaleb: Wir freuen uns sehr, dass die Bundesliga wieder losgeht – und das gleich gegen einen so starken Gegner wie Leipzig, das wird ein hartes Match. Aber wir sind gut vorbereitet und haben auch durch den neuen Trainer, der andere Vorstellungen mitgebracht hat, einige Dinge verändert. Jeder ist jetzt entschlossen, dass wir gut in die Saison starten.
Ist es gut, dass es gleich gegen den Vize-Meister geht?
Bentaleb: Das werden wir am Samstagabend wissen (lacht). Aber für Leipzig ist es genauso wenig ein einfaches Spiel, denn sie spielen gegen Schalke. Wir müssen versuchen, dass wir das umsetzen, was wir uns für diese Saison vorgenommen haben: Wir wollen mehr Aggressivität in unser Spiel bringen, das ist sehr wichtig.
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Was erwarten Sie von Ihrer zweiten Saison auf Schalke?
Bentaleb: Dass wir einen Europäischen Platz erreichen, wenn es nach mir geht, möglichst sogar die Champions League. Ich setze mir persönlich immer große Ziele. Als Mannschaft wollen wir es besser machen als im Vorjahr, wir wollen mehr Konstanz in unser Spiel bringen. Und ich erwarte von mir, dass ich mein eigenes Spiel weiter verbessere.
Wo wollen Sie ansetzen, um die Mannschaft zu verbessern? Es sind ja nur wenige neue Spieler dazu gekommen.
Bentaleb: Vor einem Jahr mussten wir viele neue Puzzleteile in ganz kurzer Zeit zusammenfügen. Ich bin zum Beispiel erst einen Tag vor dem ersten Spiel gekommen, habe nur einmal mit der Mannschaft trainiert und dann gleich in Frankfurt gespielt. Es war alles ein bisschen hektisch, wir mussten uns erst während der Saison einspielen und dabei unseren Rhythmus finden – nicht in der Vorbereitung, wie es sein sollte. Da haben wir dann gesehen, wie schlecht wir gestartet sind mit den fünf Niederlagen in den ersten fünf Bundesligaspielen. Aber danach, als wir uns gefunden haben, ist es besser geworden und wir waren zwölf Pflichtspiele ungeschlagen, ehe wieder die Konstanz fehlte. Unser Problem war letztes Jahr nicht die fehlende Qualität – es war eher die Mentalität auf dem Platz. Die Qualität war aus meiner Sicht da, und sie ist immer noch da.
Ihr Freund Benjamin Stambouli spielt auf einer neuen Position in der Abwehr - was halten Sie davon?
Bentaleb: Er hat dort ja bei seinen früheren Vereinen auch schon einmal gespielt. In der vergangenen Saison war es schwierig für ihn – er ist ein Spieler, der gerne den Ball hat. Genau wie ich, aber wir hatten nicht so viel Spielkontrolle als Mannschaft. Benjamin hat fantastische Anlagen, er ist ein Spieler, der sich für die Mannschaft aufopfert und auch auf seiner neuen Position 200 Prozent gibt. Solche Leute brauchst du.
Am Samstag ist er wegen einer Roten Karte aus der letzten Saison aber gesperrt. Glauben Sie, dass Benedikt Höwedes dafür spielt?
Bentaleb: Das muss der Trainer entscheiden, ich weiß das nicht. Der Trainer macht Dinge, die nicht jeder erwartet, zum Beispiel, dass Benjamin jetzt in der Abwehr spielt. Du weißt als Spieler nie genau, was er plant, man kann sich da nie sicher sein. Er stellt die Spieler auf, die im Training am besten waren und der Mannschaft im Spiel am meisten helfen können.
Also ist Domenico Tedesco schwer zu durchschauen?
Bentaleb: Wenn es um die Aufstellung geht, ja. Aber die Art und Weise, wie er spielen lassen will, die gibt er sehr klar vor – und das ist für uns einfach nachzuvollziehen. Wenn wir Sitzungen haben, fragt er in verschiedenen Sprachen, ob jeder auch alles verstanden hat.
Für die Aufstellung am Samstag erwarten wir, dass Sie im Zentrum wieder zusammen mit Leon Goretzka spielen. Das hat in der vergangenen Saison nicht so gut funktioniert – warum soll es diesmal klappen?
Bentaleb: Letztes Jahr haben wir nicht in diesem System gespielt. Damals waren Leon und ich mehr offensiv ausgerichtet – das sieht man daran, dass Leon acht Tore geschossen hat und ich sieben. Bei Leon liegt es mehr in seiner Natur, dass er offensiver spielt, aber für mich war diese Rolle neu – von Natur aus bin ich eigentlich ein Spieler zwischen den Strafräumen, von Box zu Box. Dass ich etwas offensiver gespielt habe, war ein Kompromiss, ich habe mich auch wohl gefühlt, aber es war meine erste Saison in dieser Rolle. Vielleicht haben Leon und ich da manchmal nicht die richtige Balance gefunden – haben nicht richtig entschieden, dass einer hinten absichert, wenn der andere von uns nach vorne geht. Aber ich denke: Wenn zwei Mittelfeldspieler acht beziehungsweise sieben Tore schießen, dann war das nicht schlecht.
Der damalige Trainer Markus Weinzierl hat kritisiert, dass Sie zu oft zu viel Risiko eingegangen sind, wenn Sie auf der Sechs gespielt haben.
Bentaleb: Ja, das ist so eine Sache. Wenn ich riskant spiele und mit dieser Art ein Tor schieße oder eines vorbereite, ist jeder happy. Aber manchmal misslingt es mir halt auch – ich bin kein Messi oder Ronaldo. Mir gelingt nicht alles, aber ich habe keine Angst, es immer wieder zu versuchen. Natürlich, wenn der Trainer will, dass ich einfache Bälle spiele, dann mache ich das auch – das ist sogar leichter für mich.
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Und in dem neuen System: Spielen Sie mit oder ohne Risiko?
Bentaleb: Das werden wir in der Saison sehen (lacht). Ich will doch nicht, dass die Gegner das schon vorher wissen. Mag sein, dass ich in manchen Spielen mehr Risiko eingehen kann und in anderen mehr für die Absicherung zuständig bin. Mein Fokus wird darauf liegen, dass wir eine bessere Balance im Mittelfeld haben.
Einer, der neue Qualität nach Schalke bringt, soll Amine Harit sein. Sie kennen Ihn aus Frankreich – worauf kann sich Schalke einstellen?
Bentaleb: Er hat wirklich große Qualität und damit bringt er mehr Konkurrenzkampf in unsere Mannschaft. Letztes Jahr hatten wir gerade in der Offensive viele Verletzte, Breel Embolo zum Beispiel und auch Klaas-Jan Huntelaar über viele Wochen. Jetzt ist es gut, dass wir mehr Wettbewerb untereinander haben. Darauf legt auch der Trainer großen Wert: Es gibt immer noch einen in der Mannschaft, der mit dir um deinen Platz kämpft. Amine Harit ist ein großartiger Spieler, er kann den Unterschied machen. Er macht auf dem Platz Dinge, die du nicht erwartest.
Und was für ein Typ ist er abseits des Platzes?
Bentaleb: Er ist ein guter Junge, er ist noch jung (lacht). Benjamin Stambouli und ich kümmern uns um ihn, wir sprechen oft auf Französisch mit ihm. Amine weiß, dass er jetzt in einer anderen Liga angekommen ist und hart arbeiten muss, um sein Talent maximal zu entwickeln. Benjamin und ich machen ihm das jeden Tag klar, und er hört dabei gut zu. An seiner Mentalität gibt es überhaupt keinen Zweifel. Er will sich immer weiter verbessern, das ist das Wichtigste.