Gelsenkirchen. “Natürlich würde ich mit ihm einen Kaffee trinken!“ Peter Neururer hat das Gesprächs-Angebot von Schalke-Vorstand Christian Heidel angenommen.
- Peter Neururer hat das Gesprächs-Angebot von Schalke-Vorstand Christian Heidel angenommen
- "Natürlich gehe ich mit ihm einen Kaffee trinken", sagte Neururer
- Heidel hatte Neururer während der Jahreshauptversammlung kritisiert
Schalkes Sportvorstand Christian Heidel kann die Kaffeemaschine in seinem schicken Büro mit Blick auf die Veltins-Arena schon auffüllen und zwei Tassen mit S04-Logo bereit stellen. Peter Neururer nimmt seine Einladung zum Plausch an.
„Warum sollte ich keinen Kaffee mit Christian Heidel trinken?“, fragt der 62 Jahre alte Trainer.
Heidel hatte den früheren Schalke-Trainer auf der Mitgliederversammlung zunächst süffisant in die Schranken gewiesen („10 bis 20 trainierte Klubs sind nicht der Arbeitsnachweis, auf den Schalke baut“) und ihm dann vor 7000 Zuhörern angeboten: „Du musst es nicht persönlich nehmen. Ich lade Dich gerne auf einen Kaffee ein.“
Heidel konterte damit Neururers öffentliche Bemerkung, die Art der Trennung von Ex-Trainer Markus Weinzierl sei „stillos und niveaulos“ gewesen, und der neue Trainer Domenico Tedesco habe noch keinen Arbeitsnachweis erbracht.
Peter Neururer selbst war, obwohl er Mitglied beim FC Schalke ist, nicht auf der Versammlung. Er nahm an einem Golfturnier in Zwiesel teil. Nachtragend wollte er nicht sein. Wer austeilt, muss auch Heidels Schläge einstecken können. Sagt Neururer selbst.
„Ich bin nicht sauer über die Sätze“
„Dass Christian Heidel auf der Mitgliederversammlung etwas in meine Richtung gesagt hat, ist für mich kein Problem“, sagt der im Moment arbeitslose Trainer. „Ich finde es zwar immer besser, wenn man die Dinge persönlich klärt, aber das ist schon in Ordnung. Ich bin nicht sauer über die Sätze, sondern kann darüber schmunzeln.“
Von seiner Meinung über die Weinzierl-Entlassung und der Ansicht, dass man den neuen Schalke-Trainer Domenico Tedesco in der Bundesliga noch nicht korrekt beurteilen könne, rückt der Trainer-Routinier keinen Millimeter ab. „Ich stehe weiterhin zu meiner Meinung. Ich bin gefragt worden und habe mich dazu geäußert. Das werde ich auch künftig tun“, sagt Neururer.
Über seinen Herzensklub Schalke 04, bei dem Neururer ab 1989 eineinhalb Jahre als Trainer arbeitete, macht er sich weiterhin viele Gedanken: „Du musst als Verein eine Philosophie haben. Es kann nicht sein, dass alle Super-Talente den Verein verlassen. Manuel Neuer, Mesut Özil, Leroy Sané sind alle von Schalke zu anderen Klubs gewechselt.“
„Besten Leute dürfen nicht gehen“
Er stellt die Frage: „Bin ich Ausbildungsverein für Bayern München oder andere Vereine? Oder will ich wieder in der Champions League oder um die Meisterschaft mitspielen? Wenn ja, dann darfst du nicht die besten Leute ablösefrei gehen lassen. Sead Kolasinac ist das aktuellste Beispiel.“ Der Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina hatte die freie Auswahl, entschied sich für eine lukrative Offerte des FC Arsenal. Die Königsblauen sahen keinen Cent für den Linksfuß.
„Hoffe, dass Goretzka lange bleibt“
Ein ähnliches Szenario droht bei Mittelfeld-Ass Leon Goretzka, dessen Vertrag im Juni 2018 endet. „Ich hoffe, dass Leon noch lange bei Schalke bleibt“, sagt Neururer. Er trainierte das Talent selbst beim VfL Bochum und stellt fest: „Leon kann das Leitbild für eine positive Zukunft des FC Schalke sein. Andererseits braucht er den internationalen Wettbewerb. Den hat Goretzka in der kommenden Saison leider nicht.“
Aus Sicht des Kult-Trainers fällt ein Jahr ohne Europa League oder Champions League für einen aufstrebenden Fußballer nicht ganz so tragisch aus. Beim Blick über den Tellerrand sagt Peter Neururer allerdings: „Im nächsten Jahr steigt die Weltmeisterschaft in Russland. Ich weiß nicht, wie Bundestrainer Jogi Löw denkt. Wenn er der Meinung ist, dass Leon Goretzka bei seinem Verein international spielen muss, dann wird er gehen.“