Gelsenkirchen. . Auf der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 wird es Änderungsanträge geben. Finanz-Vorstand Peter Peters erklärt, warum das nötig ist.

Auf der Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 am Sonntag in der Arena könnte nicht nur Rückblick auf die Saison für Diskussionen sorgen. Angestrebt wird auch eine Änderung im Wahlausschuss. Es geht um die Zusammensetzung des Ausschusses: Das Gremium, das Kandidaten für den Aufsichtsrat auswählt, soll nicht mehr aus acht, sondern aus zehn Mitgliedern bestehen. Zudem sollen die Mitglieder nicht mehr alle gewählt werden, sondern nur noch fünf davon. Die anderen fünf sollen von den Vereinsgremien benannt werden. Finanzvorstand Peter Peters erläutert im WAZ-Interview die Gründe für die geplante Änderung.

Sie bevorzugen eine Zusammensetzung im Wahlausschuss, ähnlich wie sie im Aufsichtsrat ist. Ein Teil der Mitglieder soll wie bisher gewählt, der andere Teil aber nun entsendet werden. Einige Mitgliedergruppen haben den Verdacht geäußert, dass der Mitgliederversammlung so Macht entzogen werden soll.

Peter Peters: Das sehe ich völlig anders. Das Gegenteil ist der Fall: Die Mitgliederversammlung wählt doch entweder direkt oder indirekt alle Gremien des Vereins. Das wird auch so bleiben.

In der Vergangenheit bestand oft die Sorge, dass der Wahlausschuss mit seiner Kandidaten-Auswahl aktiv die Vereinspolitik beeinflussen möchte. Ist das der Grund für die angestrebte Änderung?

Peters: Klares Nein. Es geht allein um die Frage: nach welchem System kann die Vorauswahl der künftigen Aufsichtsratsmitglieder für den Verein am besten erfolgen? Wir möchten den Wahlausschuss auf breitere Beine stellen.

Kritiker haben außerdem die Befürchtung, dass der Vorstand seine eigenen Kontrolleure mitbestimmen kann und der Aufsichtsrat seine künftigen Mitglieder selbst im Voraus wählt.

Peters: Dieses Amt im Wahlausschuss ist kein Auftragsjob unabhängig von jeder Satzungsbestimmung! Auch hier werden Aufsichtsräte von der Mitgliederversammlung gewählt und aus Gremien entsendet. Eine vergleichbare Struktur, die sich im Hinblick auf Qualität und Stabilität bewährt hat, gibt es im Aufsichtsrat schon länger: Diese von allen Mitgliedern anerkannte Satzungsbestimmung gilt seit 1994 und hat den FC Schalke 04 seitdem professionalisiert und stabilisiert. Der Wahlausschuss soll nun vergleichbar organisiert werden.

Vereinspolitisch haben Sie von zwei unruhigen Jahren beim FC Schalke 04 gesprochen. . .

Peters:. . .unterschiedliche Meinungen hat es auch in der Vergangenheit immer gegeben, das gehört ja auch dazu. Baut man eine Arena, oder nicht? Verpflichtet man einen Spieler für viel Geld, oder nicht? Steckt man Geld in den Abbau von Verbindlichkeiten, oder investieren wir neu? Die handelnden Personen haben bei solchen Fragen auch früher oft sehr lange gerungen, um eine Entscheidung zu finden, die die beste für Schalke 04 ist. Was aber immer der Fall war: es standen alle zusammen und hatten Vertrauen zueinander. Das ist leider ein wenig verloren gegangen. Wenn man Verein bleiben will, unabhängig und ohne Investoren wettbewerbsfähig sein will, dann muss man mit Vertrauen als Basis des Miteinanders und mit Geschlossenheit gute Arbeit liefern. Wir im Vorstand betrachten die Entwicklung der letzten Jahre mit großer Sorge.

Um welche Gremien sorgen Sie sich in erster Linie? Geht es um den Aufsichtsrat, in dem vor einem Jahr eine Zerrissenheit deutlich wurde?

Peters: Es ist ja bekannt, dass der Aufsichtsrat keine geschlossene Einheit ist. Auch im Wahlausschuss gab es spürbare Unzufriedenheiten: Stefan Barta ist zuletzt zurückgetreten, weil er mit den Zulassungen nicht einverstanden war. Es geht schon insgesamt um das Klima im Verein und gegenseitige Wertschätzung bei unterschiedlichen Auffassungen.

Mit einem weiteren Satzungsänderungsantrag, den unter anderem Sie und Ihre Vorstandskollegen gestellt haben, streben Sie eine Änderung genehmigungspflichtiger Geschäfte an.

Peters: Bislang ist es so, dass jedes Rechtsgeschäft, das eine Laufzeit von zwei Jahren überschreitet, genehmigungspflichtig ist. Wenn wir also einen Kopierer über drei Jahre leasen, ist das ein vom Aufsichtsrat zu genehmigendes Geschäft. Wenn wir einen Jugendspieler mit einem Fördervertrag ausstatten, ebenfalls. Das wollen wir ändern, um die Handlungsfähigkeit zu verbessern. Die Zweijahresfrist soll gestrichen, zudem der Gegenstandswert von 300 000 Euro auf 500 000 Euro erhöht werden. Für einen Fußballverein, der über 260 Millionen Euro Umsatz macht, ist das eine Größenordnung, die keine verantwortungslose Grenze ist. Deshalb ist auch dieser Antrag aus unserer Sicht absolut sinnvoll.

Außerdem wird am Sonntag die Beitragsordnung für Mitglieder behandelt. Zu den Antragstellern gehören ebenfalls Sie und Ihre Vorstandskollegen.

Peters: Ziel ist es, den vielen tausend Schalkern, die in offiziellen Fanclubs organisiert sind und tolle Arbeit leisten, auch die Mitgliedschaft beim FC Schalke 04 zu erleichtern, ihnen finanziell entgegenzukommen: Das erste Jahr der Vereinsmitgliedschaft soll für sie kostenlos sein. Wir haben festgestellt, dass viele Fans in den Fanclubs keine Vereinsmitglieder sind, weil sie eben schon den Mitgliedsbeitrag in ihrem Fanclub bezahlen. Ein mitgliederstarker Verein ist ein wichtiges Zeichen von Stärke. Wir freuen uns über viele Schalker, die sich zu ihrem Verein bekennen.

Ist dieser Antrag auch eine Reaktion auf die wachsenden Mitgliederzahlen beim Nachbarn BVB?

Peters: Es geht mir dabei nicht um den Wettbewerb mit dem BVB. Es ist vielmehr die Erkenntnis, dass ein mitgliederstarker Klub in jeder Hinsicht stabiler ist - gerade ein eingetragener Verein, der unabhängig von Investoren wettbewerbsfähig bleiben will, muss seine Basis immer weiter stärken.

Hat sich die sportlich unbefriedigende Saison auf die Mitgliederzahlen durchgeschlagen?

Peters: Die Treue der Schalker Fans und Mitglieder ist weniger vom sportlichen Erfolg abhängig, als gemeinhin vermutet wird. Natürlich schiebt großer sportlicher Erfolg Wachstum enorm an. Es gibt immer einen erheblichen Zuwachs, wenn der Verein Titel holt und sportlich erfolgreich ist Und deshalb wollen wir natürlich die Weichen für beides stellen: für steigende Mitgliederzahlen und auch für den sportlichen Erfolg.

Fürchten Sie auf der Mitgliederversammlung böse Reaktionen auf die unerfreuliche sportliche Saison?

Peters: Es ist bei einer Mitgliederversammlung eines eingetragenen Vereins doch selbstverständlich, über alle aktuellen Themen zu reden. Ich bin überzeugt davon, dass Manager Christian Heidel zur sportlichen Situation und den vorgenommenen Weichenstellungen überzeugend Stellung nehmen wird.