Gelsenkirchen/Benidorm.

  • Bleibt er beim FC Schalke 04? Geht er?
  • Max Meyer bleibt cool
  • Er will bis zum Sommer in Ruhe über seine Zukunft entscheiden

Mit dem Trainingslager im spanischen Benidorm startet Schalke in die zweite Saisonhälfte, in der noch einmal ein Angriff auf die Europapokal-Plätze gestartet werden soll.

Auch darüber spricht Max Meyer (21) im Interview mit der WAZ.

Herr Meyer, es gab in der Hinrunde einen sehr schönen Vergleich, der Sie betrifft.

Max Meyer: Welchen?

Wir haben gehört, dass Sie jetzt ein bisschen wie Raúl spielen.

Meyer: Da ging es um die Position, die ich in einigen Spielen eingenommen habe: Nicht im Mittelfeld, aber auch nicht ganz vorne im Sturm, sondern so eine Art Zwischenspieler – ein wenig so, wie Raúl gespielt hat. Ansonsten kann ich mich mit ihm natürlich nicht vergleichen: Raúl war deutlich torgefährlicher als ich.

Denken Sie noch daran, dass der große Raúl vor Ihnen auf Schalke die Nummer 7 getragen hat?

Meyer: Nicht wirklich. Ich weiß aber, dass es etwas ganz Besonderes ist, diese Nummer tragen zu dürfen. Raúl ist hier ein Idol gewesen und bei Real Madrid eine Legende. Es ist eine Ehre, wenn man davon ein Stück abbekommt.

Wie hat sich Ihr Spiel durch die Position geändert?

Meyer: Wenn der Gegner den Ball hat, ist das Anlaufverhalten anders, dann habe ich andere Laufwege, greife früher an. Und in der Offensive biete ich mich auch nicht zu weit hinten an, sondern erst im gegnerischen Drittel. Aber ich spiele immer noch zentral, und das kommt mir bis jetzt ganz gut entgegen.

Es hat in dieser Saison eine Weile gedauert, bis Sie Ihren Platz gefunden haben. Das Kuriose dabei: Als Sie fest zur Nationalmannschaft gestoßen sind, saßen Sie auf Schalke auf der Bank.

Meyer: Die Sache ist jetzt abgehakt. Ich habe mich durchsetzen können und spiele jetzt wieder in jedem Spiel von Anfang an. Natürlich war das eine unbefriedigende Zeit für mich, aber ich habe weiter Gas gegeben und mir meinen Platz erarbeitet.

Schalke steht zwar nur im Mittelfeld auf Platz elf, aber jeder sagt, dass sich etwas zum Positiven verändert hat. Wie sehen Sie das?

Meyer: Ich finde, dass wir vorher rein vom Ergebnis auch nicht so schlecht gespielt haben, wir haben uns jedes Jahr für das internationale Geschäft qualifiziert.

Wie fällt denn Ihr Fazit der ersten Serie aus?

Meyer: Meiner Meinung nach spielen wir als Mannschaft etwas gefestigter, wir lassen defensiv weniger zu, aber im Spiel nach vorne haben wir noch Luft. Wir schießen immer noch zu wenig Tore für das Potenzial, das wir haben. Das war auch letztes Jahr und vor zwei Jahren der Fall.

Woran liegt das?

Meyer: Vorne fehlt uns die Kaltschnäuzigkeit. Und da wir momentan auch keinen Knipser haben, der in einer Halbserie zehn bis 15 Tore macht, müssen wir als Mannschaft vorne noch mehr zusammenspielen und uns die Bälle besser ablegen. Bei uns fehlt oft der letzte Pass. Aber dennoch können wir in der zweiten Serie noch einiges erreichen, wenn wir unsere Leistung konstant abrufen.

Wie sehen Sie die Chancen, dass Schalke noch einen Platz für den Europapokal schafft?

Meyer: Ich hätte nach den fünf Niederlagen zum Start nicht gedacht, dass wir schon während der Hinserie wieder Kontakt nach oben finden – das ging eigentlich ziemlich schnell. Dann haben wir leider wieder etwas nachgelassen, aber wenn wir wieder die Konstanz finden wie zwischenzeitlich, dann können wir am Ende unter die ersten Sechs kommen. Zur Zeit sind ja auch noch einige Mannschaften vor uns, bei denen man vorher nicht unbedingt damit gerechnet hat, dass sie so weit oben stehen. Leverkusen und Gladbach sind bei uns, Wolfsburg ist hinter uns.

Der Leader der Schalker Mannschaft ist Benedikt Höwedes. Ist er für Sie auch ein Vorbild?

Meyer: Sportlich spielt er eine andere Position, deswegen kann man nicht vom Vorbild reden. Aber von seinen Eigenschaften, wie er die Mannschaft als Kapitän führt und auch in der schwierigen Phase voran gegangen ist, kann man sich einiges abschauen. Ich bin froh, dass ich ihn als Kapitän habe.

Höwedes kann sich vorstellen, ewig auf Schalke zu bleiben: Ist so etwas auch für Sie denkbar, oder sind Sie dafür mit 21 Jahren noch zu jung?

Meyer: So etwas kann ich jetzt noch nicht sagen, denn ich habe hoffentlich noch eine lange Karriere vor mir. Außerdem ist das Fußballgeschäft zu schnelllebig, um so weit voraus zu planen.

Im Sommer wurden Sie schon mit englischen Klubs in Verbindung gebracht. Beschäftigt Sie das, wenn es jetzt im Januar wieder Spekulationen geben sollte?

Meyer: Wenn ich so etwas lese, dann weiß ich ja meistens schon, dass da nichts dran ist – sonst hätte ich es ja vorher schon von meinem Berater gehört. Ich bin da ganz relaxed, habe alle Zeit der Welt und keinen Druck, weil mein Vertrag ja noch anderthalb Jahre läuft.

Spielt es für Ihre Zukunft eine Rolle, ob Schalke im Europapokal spielt?

Meyer: Das ist meine fünfte Saison mit Schalke, wir hatten immer internationale Spiele. Das ist natürlich auch ein Kriterium, aber nicht das einzige.

Das heißt, wenn Schalke den Europapokal verpassen sollte und Sie im Sommer nur noch ein Jahr Vertrag haben, würde eine neue Situation entstehen?

Meyer: Unabhängig davon glaube ich, dass es wahrscheinlich spätestens im Sommer eine Entscheidung über meine Zukunft geben wird.

Gab es schon Gespräche über einen neuen Vertrag?

Meyer: Nein, bislang noch nicht.

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