Neustadt. . Das komplette Schalker Trainerteam um Markus Weinzierl lud Bedürftige und Obdachlose zu einem Essen in den alten Bahnhof ein.

  • Markus Weinzierl und sein Trainerteam sorgen bei Obdachlosen und Bedürftigen für eine große Überraschung
  • An einem Abend im Dezember nehmen sie sich viel Zeit, um den rund 80 Gästen ein Essen zu servieren
  • Weinzierl ist von dem Abend begeistert: „Wir sind gerne da, um den Leuten Freude zu machen.“

In der alten Halle des Hauptbahnhofs riecht es schon aus 20 Metern Entfernung. Ein Geruch, der Appetit macht. Es riecht nach feinstem Essen. Das Trainerteam des FC Schalke 04 hat an diesem kalten Abend Gäste. Rund 80 Gäste, die nicht allzu oft in den Genuss kommen, leckeres Essen zu riechen und noch seltener: es zu essen.

Es sind ergreifende Momente, als Markus Weinzierl und Co. hinter den Servierplatten stehen, um den Obdachlosen und Bedürftigen eine warme Mahlzeit zu servieren. Es ist schon nach 20 Uhr und alle sind gekommen: Der Cheftrainer schaufelt den Reis auf die Teller, die Co-Trainer Tobias Zellner und Wolfgang Beller servieren Gemüse und Torwarttrainer Simon Henzler ist für die Kartoffeln zuständig. Videoanalyst Tobias Helwig legt den Gästen das Fleisch auf ihre Teller.

Die Gäste dieses besonderen Abends wissen im Vorfeld nur, dass es eine Überraschung geben wird. Anders als sonst, wenn sie von den ehrenamtlichen Mitarbeitern von „Warm durch die Nacht“, der Gelsenkirchener Bürgerinitiative für Obdachlose und Bedürftige, gegen 20 Uhr am Hauptbahnhof mit heißer Suppe, Kaffee und Tee versorgt werden. Diesmal, hieß es im Vorfeld, wird es etwas Herzhaftes auf den Teller geben. Als Maskottchen Erwin auf den Vorplatz kommt, um alle in die alte Bahnhofshalle zu holen, ist die Freude groß. Während einige Tränen in den Augen haben, stimmen andere sofort Schalke-Lieder an. Ja, auch das Lied, das mit den drei Buchstaben BVB beginnt.

Ein großer Wunsch: der Derbysieg

Ein Mann, um die 50 Jahre, sagt, dass er Hunger wie ein Bär hat. Zum Essen kommt er aber kaum. Während der Reis auf seinem Teller kalt wird, hat er Markus Weinzierl eine Menge zu erzählen. „Ich bewundere Dich, dass Du nach den ersten fünf Spielen nicht aufgegeben hast. Ich habe Dich beim Training beobachtet. Du hast den Kopf nicht hängen lassen und bist dafür belohnt worden. Ich bin ein großer Fan von Dir“, sagt er. Klingt grotesk, ist aber verdammt herzlich gemeint. Überhaupt: Freundliche, höfliche und dankbare Männer und Frauen, wohin man schaut. Eine Fröhlichkeit, die ansteckt. Ein Fest der Nächstenliebe, die an diesem Abend auch durch den Magen geht. „Wir sind gerne da, um den Leuten Freude zu machen. Es sind alles Schalker, sie sind sehr offen und positiv“, sagt Markus Weinzierl.

Zum Abschied verteilt das Trainerteam um Markus Weinzierl Geschenktüten von „Schalke hilft!“
Zum Abschied verteilt das Trainerteam um Markus Weinzierl Geschenktüten von „Schalke hilft!“ © Fotodesign: Karsten Rabas

Volker Fürderer, Direktor Fanbelange, Mitglieder und Sicherheit auf Schalke, heißt die Gäste im Namen der königsblauen Vereinsstiftung „Schalke hilft!“ herzlich Willkommen und wünscht einen schönen Abend sowie natürlich Guten Appetit. „Die soziale Komponente ist ein ganz wichtiger Baustein. Dass wir heute Abend hier sind, ist für unser gesamtes Team selbstverständlich und uns gerade in der Weihnachtszeit ein großes Anliegen“, sagt er.

„Schalke hilft!“ hat in diesem Jahr wieder unzählige Projekte betreut. Mal größere, mal kleinere. Immer kommt die Hilfe da an, wo sie gebraucht wird. An diesem Abend eben in der Bahnhofshalle. Vor Weihnachten vergeht sowieso kein Tag, an dem Geschäftsführer Sebastian Buntkirchen und sein Team nicht in der Stadt unterwegs sind, um das zu tun, was der Name der Stiftung verrät: Im Auftrag des FC Schalke 04 Hilfe leisten.

Ulrich Nickel ist Beiratsmitglied von Schalke hilft!, er engagiert sich seit Monaten für „Warm durch die Nacht“. Über Facebook wurde er auf den Verein aufmerksam und spendete spontan 500 Dosen Fisch in Tomatensoße. „Als ich mich von der hervorragenden Arbeit selbst überzeugen konnte, habe ich beschlossen, mich mehr zu engagieren“ sagt er. Der Gelsenkirchener Unternehmer ist es, der schließlich auch den Kontakt zu „Schalke hilft!“ hergestellt hat. „Dieser Tag ist ein echtes Highlight für die Bedürftigen. Man darf nicht vergessen, dass viele von ihnen sonst über 360 Scheiss-Tage im Jahr haben.“

Und dann meldet sich noch einmal der Mann zu Wort, der die Arbeit von Markus Weinzierl so sehr schätzt. Bevor er sich wieder in die kühle Nacht verabschiedet, hat er noch eine große Bitte an den Trainer: den Sieg im nächsten Spiel gegen den BVB. Weinzierl nickt und verspricht: „Wir werden alles geben, um euch diesen Sieg zu schenken.“